Gewinneinbruch in Sparte Kraftwerksgeschäft macht Siemens zu schaffen

In der Siemens-Kraftwerkssparte sollen Tausende Jobs wegfallen. Chef Kaeser sieht sich daher massiver Kritik ausgesetzt. Am Rande der Hauptversammlung sagte er, ein Erhalt des Görlitzer Werks sei unter Umständen möglich.

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Gerade noch saßen Siemens-Chef Joe Kaeser und US-Präsident Donald Trump vergangene Woche beim Abendessen in Davos nebeneinander. Nun konnte Kaeser auch dank der Steuerreform des US-Präsidenten von einem guten Start ins neue Geschäftsjahr berichten. Der Konzerngewinn nach Steuern stieg im ersten Quartal 2017/18 wegen des Trump-Effekts und des Verkaufs der Osram-Restbeteiligung um zwölf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

Operative Hoffnung machte vor allem der Auftragseingang, der um 14 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro zulegte. Auch auf vergleichbarer Basis verblieb noch ein Plus von sieben Prozent. Der Umsatz verbesserte sich vergleichbar um ein Prozent auf 19,8 Milliarden Euro.

Bei der Kraftwerkssparte, in der ein heftig umstrittener Stellenabbau geplant ist, ging es aber deutlich abwärts. Kaeser verteidigte die geplanten Einschnitte. Der Handlungsbedarf sei „sogar dringlicher geworden“.

Der Tag der Hauptversammlung beginnt bei Siemens traditionell mit der Vorlage der Quartalszahlen. Um 07.15 Uhr marschierten Kaeser, sein Finanzvorstand Ralf Thomas, Personalchefin Janina Kugel und Vorstand Michael Sen zur Pressekonferenz in der Münchener Olympiahalle auf. Ihre Kernbotschaft: „Siemens ist insgesamt in einer sehr guten und robusten Verfassung“, so Kaeser.

Herausragend war die Digitale Fabrik mit einer operativen Umsatzrendite von mehr als 20 Prozent. Dagegen ging es in der Kraftwerkssparte weiter nach unten. Der Umsatz von „Power and Gas“ sank um 20 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis halbierte sich auf 238 Millionen Euro.

Insgesamt aber setzt sich Siemens teilweise wieder klar von der Konkurrenz ab. In diesem Quartal fällt der Vergleich mit dem US-Rivalen General Electric sogar besonders deutlich aus. Der Umsatz der Amerikaner ging von Oktober bis Dezember um fünf Prozent auf 31,4 Milliarden Dollar zurück. Vor allem aber legte GE ein katastrophales Ergebnis vor.

Unter dem Strich stand wegen Altlasten aus dem Versicherungsgeschäft und der Folgen der US-Steuerreform ein Verlust von rund zehn Milliarden Dollar. Die operativen Margen im Industriegeschäft sanken von 16,8 auf 11,2 Prozent. Zwar sind die Berechnungsgrundlagen nicht immer direkt vergleichbar, doch ist GE auch bei der Profitabilität nicht mehr das Maß aller Dinge.

Ähnlich wie Siemens wurde bei GE die Kraftwerkssparte stark gebeutelt. Beide Konzerne leiden darunter, dass der Markt für große Gasturbinen zusammengebrochen ist. In Zeiten von Energiewende und Erneuerbaren sind vor allem kleine, dezentrale Lösungen gefragt.

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