Gewinneinbruch in Sparte Kraftwerksgeschäft macht Siemens zu schaffen

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Protestaktionen vor der Hauptversammlung

GE hatte das Engagement im Turbinengeschäft durch die milliardenschwere Alstom-Übernahme sogar noch verstärkt. Im vierten Quartal brachen die Auftragseingänge in der Kraftwerkssparte bei General Electric um ein Viertel ein. Der operative Gewinn sank sogar um 88 Prozent auf 260 Millionen Dollar. Damit ist Siemens derzeit erstmals seit vielen Jahren im Kraftwerksgeschäft profitabler als der US-Konkurrent.

Beide Konzerne haben als Konsequenz aus der schwachen Nachfrage einen massiven Stellenabbau angekündigt. Siemens will vor allem in der Energie-Division 6900 Arbeitsplätze streichen, die Hälfte davon in Deutschland. Vor allem wegen der geplanten Schließung des Werks im strukturschwachen Görlitz gibt es heftige Proteste. Kaeser brachte am Mittwochvormittag überraschend einen Erhalt des Gasturbinen-Werks ins Spiel. In Zusammenarbeit mit der Bundesregierung und der sächsischen Regierung und im Rahmen eines Industriekonzepts für die gesamte Region sei ein Weiterbestand des Görlitzer Werks unter dem Dach von Siemens möglich, sagte Kaeser am Rande der Versammlung zu Journalisten.

Zur Hauptversammlung war eine Gruppe von Beschäftigten aus Ost-Sachsen nach München geradelt. Auch andere Standorte nutzten das Aktionärstreffen für kleinere Protestaktionen und empfingen die Aktionäre mit Transparenten. Rund 250 Demonstranten säumten den Weg zur Olympiahalle und forderten auf Plakaten "Mensch vor Marge" und "Mit Siemens spekuliert man nicht!".

Kaeser verteidigte die drohenden Einschnitte. „Behauptungen, dass unsere Werke in Offenbach, Erfurt, Mülheim oder auch Görlitz voll ausgelastet seien, sind ein Mythos oder Stimmen aus der Vergangenheit.“ Der rückläufige Markt bei fossiler Energieerzeugung sei keine temporäre Entwicklung, sondern „zeigt die erwartet dramatische Entwicklung, der wir nur mit strukturellen Maßnahmen begegnen können und müssen“.

Der Gewinn wurde von einem weitgehend steuerfreien Gewinn von 655 Millionen Euro aus dem Osram-Restverkauf aufpoliert. Die Steuerreform in den USA brachte einen positiven Nettoeffekt von 437 Millionen Euro. Das operative Ergebnis im industriellen Geschäft sank um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Die operative Marge im industriellen Geschäft ging zwar von 13,2 auf 11 Prozent zurück, ist aber angesichts der Probleme bei der einstigen Ertragsperle „Power and Gas“ immer noch ordentlich.

Siemens erhöht die Dividende

Mit dem insgesamt guten Start ins neue Jahr zeigt der Umbau von Siemens-Chef Joe Kaeser damit weiter positive Ergebnisse. Der Ex-Finanzvorstand hatte zunächst die Strukturen verschlankt.

Im nächsten Schritt verschaffte er Geschäften wie der Windkraft und der Medizintechnik mehr Eigenständigkeit. Die Healthineers sollen voraussichtlich schon in einigen Wochen an die Börse kommen. Kaeser schwebt ein Flottenverbund mit agilen Einheiten statt des alten Tankers Siemens vor.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2017 zahlte sich der Kurs aus. Der Umsatz des lange chronisch wachstumsstarken Konzerns stieg um vier Prozent auf 83 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis des industriellen Geschäfts verbesserte sich um acht Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Dies entsprach einer Ergebnismarge von 11,2 Prozent.

Unter dem Strich verbesserte sich der Gewinn um elf Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Während GE erst zum dritten Mal in der Konzerngeschichte die Dividende kürzte, erhöhte Siemens die Ausschüttung um 10 Cent auf 3,70 Euro je Aktie.

Mit Material von Reuters

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