DocMorris-Chef Heinrich „2018 und 2019 geben wir vor allem Geld aus“

DocMorris Quelle: imago images

Der niederländische Arzneiversender DocMorris hat große Expansionspläne. CEO Olaf Heinrich erklärt, wie er gegen Amazon bestehen will, warum er gerade viel investiert und wann wieder mit Gewinnen zu rechnen ist.

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Herr Heinrich, der Versandriese Amazon könnte Ihnen im Arzneigeschäft bald heftige Konkurrenz machen. Wie reagieren Sie auf einen so mächtigen, kapitalstarken Wettbewerber?
Indem wir in Märkte und Technologien investieren. Und indem wir die Geschwindigkeit unseres Geschäfts erhöhen und noch stärker auf die Wünsche der Kunden eingehen.

Was heißt das konkret?
Wir haben in Spanien etwa die E-Commerce Plattform Promofarma gekauft, die etwa Konsumenten und Apotheker miteinander verbindet. Dadurch sind wir künftig in der Lage, Medikamente innerhalb von einer Stunde auszuliefern.

In Spanien?
Zunächst in Spanien. Es ist aber gut möglich und denkbar, dass wir diese Technologie auch in Deutschland einsetzen.

Olaf Heinrich, Jahrgang 1970, studierter Wirtschaftsingenieur, ist seit 2008 bei DocMorris. Ein Jahr später übernahm er den Vorstandsvorsitz. Zuvor war er für andere Handelskonzerne tätig,  unter anderem bei  Otto sowie Karstadt Quelle. Quelle: Presse

In jüngster Zeit hat DocMorris zahlreiche Versandapotheken übernommen, etwa Eurapon aus Bremen oder apo-rot aus Hamburg. Wollen Sie wachsen, um Amazon besser Paroli bieten zu können?
Wir wachsen, weil der Markt der Versandapotheken sich gerade konsolidiert und wir Marktführer in Deutschland und in Europa bleiben wollen. Wir haben uns bei den Übernahmen erfolgreich gegen andere Wettbewerber durchgesetzt. Der Wettbewerb untereinander wird intensiver, weil sich die Ansprüche der Kunden in einer sich digitalisierenden Welt verändert haben. Die Kunden sind fordernder geworden. Sie erwarten gute Preise, hochwertige Beratung und schnelle Verfügbarkeit ihrer Medikamente.

Wollen Sie sich auch im Ausland ausbreiten?
Wir wollen mit Promofarma im nächsten Jahr nach Frankreich und Italien expandieren.

Wie früher Amazon expandieren Sie gerade auf Teufel komm raus, auf Kosten der Gewinne. 2017 schrieb die Zur Rose-Gruppe einen Verlust von gut 30 Millionen Euro, die Aktie fällt seit Wochen. Wann können sich ihre Aktionäre denn wieder über Gewinne freuen?
Wir haben immer klar gemacht, dass 2018 und 2019 Jahre sind, in denen wir vor allem Geld für Marketing, Investitionen und Zukäufe ausgeben. Auf Gruppenebene streben wir im Geschäftsjahr 2018 auf EBITDA-Stufe ein um Sonderkosten bereinigtes ausgeglichenes Ergebnis an.

Das ist allerdings wenig aussagekräftig: DocMorris zählt zur Schweizer Zur Rose-Gruppe, zu der auch noch andere Versandapotheken gehören.
Für DocMorris allein weisen wir diese Werte nicht aus. Wir kommunizieren solche Zahlen nur auf Gruppenebene.

Womöglich leidet die Aktie ja auch deswegen, weil der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten bald verboten werden könnte?
Der Gesundheitsminister Jens Spahn hat geäußert, dass er eine faire Lösung einem Verbot vorzieht.

Die Auseinandersetzungen zwischen DocMorris und den traditionellen Apothekern sind legendär. Jahrelang haben Sie sich mit den Apothekern darüber gestritten, ob DocMorris seinen Kunden Boni auf rezeptpflichtige Medikamente anbieten darf.

Bis vor einigen Jahren der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass wir das dürfen. Deswegen wurden auch verhängte Ordnungsgelder zurückgenommen. Der EuGH hat damit letztendlich unsere Position bestätigt.

Hat sich das Verhältnis zu den Apothekern mittlerweile verbessert?
Wir sollten gemeinsam nach vorne schauen anstatt rückwärtsgewandte Verteilungskämpfe künstlich zu erhalten. Das Internet wird nicht verschwinden.

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