Riesenschiffe Wie Containerschiffe die Globalisierung prägten

Die Containerschifffahrt ist aus dem globalen Warenverkehr heute kaum wegzudenken. Quelle: dpa

Die Containerschifffahrt war einer der entscheidenden Treiber der Globalisierung. Trotz der Krise, die die Branche nach der Finanzkrise ereilte, ist ein Welthandel ohne Containerschiffe noch heute unvorstellbar.

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Als am 31. Mai 1968 die „American Lancer“ am Hamburger Hafen anlegte, war das ein Großereignis. Das 210 Meter lange Schiff brachte die ersten Container aus den USA nach Deutschland und läutete damit hierzulande gewissermaßen die Ära der Globalisierung ein, auch wenn der Begriff selbst erst in den Achtzigerjahren geprägt wurde.

„Kaum etwas hat die Globalisierung so sehr beflügelt wie Container“, sagt Carlos Jahn, der das Institut für Maritime Logistik der Technischen Universität Hamburg leitet sowie das Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen. Container ließen sich nicht nur problemlos stapeln, sie ermöglichten es auch erstmals, Waren etwa aus einer amerikanischen Fertigungsstätte bis in den Werkhof eines Empfängers in Deutschland zu transportieren, ohne die Waren dafür umladen zu müssen. „Damit haben sie die Transportkosten extrem gesenkt und weit entfernte Orte direkt miteinander verbunden.“

Dank dieser Vorteile liefen die Containerschiffe den konventionellen Frachtschiffen schnell den Rang ab. Ulrich Malchow, Professor für Nautik an der Hochschule Bremen, sieht in der Containerschifffahrt trotzdem noch „das Adersystem der Weltwirtschaft.

Nach langem Warten beginnt die Elbvertiefung. Doch dem Hamburger Hafen wird sie kaum helfen: Die Warenströme des Welthandels haben längst neue Wege gefunden – die Hansestadt wird immer häufiger umschifft.
von Konrad Fischer

Bis heute ist die Containerschifffahrt einer der wichtigsten Treiber des Welthandels – auch wenn der Welthandel infolge der Lehman-Pleite zwischenzeitlich stark einbrach. Hohe Überkapazitäten vor allem in der Containerschifffahrt hatten die Branche ab 2008 in eine Krise gestürzt, nachdem die Reeder zu viele Schiffe bestellt hatten und der Welthandel nach der Finanzkrise langsamer wuchs. Neun von 20 der großen Reeder überstanden die Krise nicht. „Mittlerweile nehmen die Überkapazitäten aber wieder ab“, sagt Jahn.

Auch infolge der Krise nahm die Größe der Schiffe und damit ihre Ladekapazität weiter zu. Ende März dieses Jahres, also genau 50 Jahre nach der „American Lancer“, machte die 400 Meter lange und 59 Meter breite „Antoine de Saint Exupéry“ im Burchardkai fest, das größte Schiff, das den Hamburger Hafen bisher erreichte. Die Ladekapazität ist mit 20.776 Standardcontainern fast 20 Mal so groß wie die der „American Lancer“, die 1200 Container fasste.

Die Riesenschiffe bringen grundsätzlich viele Vorteile für die Reeder, denn sie brauchen nur unwesentlich mehr Personal und Treibstoff als kleinere Schiffe, können aber weitaus mehr Container transportieren, was wiederum die Kosten für die Reeder reduziert – deswegen waren sie auch während der Krise nach 2008 das Mittel der Wahl vieler Reedereien.

Allerdings geht dieses Kalkül nur auf, wenn die Schiffe gut ausgelastet sind, betont Jahn: „Und das fällt den Reedereien immer schwerer, je größer die Schiffe werden.“

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