Risiken für Finanzmärkte wachsen Der IWF schlägt Alarm

IWF Logo Quelle: dpa

Je mehr Berichte der Internationale Währungsfonds vorlegt, desto deutlicher wird: Eine neue Krise in der Weltwirtschaft ist nicht auszuschließen. Die Rechnung könnte der kleine Mann zahlen.

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Aus Sorge vor einer neuen Finanzkrise und wachsendem Wohlstandsgefälle warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einer Lockerung der Regeln für die Finanzmärkte. Unter der geltenden Regulierung seien die Märkte und Finanzinstitute zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise stärker als zuvor, sagte Tobias Adrian, Direktor für Geld- und Kapitalmärkte beim IWF, am Mittwoch bei der Vorstellung des Berichtes zur Finanzmarktstabilität in Nusa Dua (Indonesien).

In Ländern wie den USA hatte es zuletzt Bestrebungen gegeben, den Finanzmarktakteuren wieder mehr Spielräume zu lassen. Allerdings seien neue Risiken hinzugekommen, etwa extrem hohe Immobilienpreise in Weltstädten wie London oder New York. „Kurzfristige Risiken haben sich vergrößert und mittelfristige Risiken bleiben erhöht“, fasste Adrian die Situation zusammen. Die weltweiten Handelsstreitigkeiten und dadurch sinkendes Vertrauen von Investoren etwa in China könnten zum Problem werden.

IWF-Chefin Christine Lagarde forderte dazu auf, auf nationaler Ebene sicherzustellen, dass der Welthandel stärker den Menschen zugute komme. „Wir müssen sicherstellen, dass der Handel effektiver organisiert wird, um für die Menschen Ergebnisse zu liefern“, sagte sie. Bereits zuvor hatte etwa IWF-Chefökonom Maury Obstfeld darauf aufmerksam gemacht, dass die derzeit zu beobachtenden weltwirtschaftlichen Tendenzen zu weiteren Ungleichgewichten zwischen Arm und Reich führen. Der von den USA verursachte Handelsstreit führe zu einem Rückgang des Welthandels und damit zur Gefahr, dass wichtige Nachhaltigkeitsziele verfehlt werden.

Laut Internationalem Währungsfonds ziehen am globalen Finanzmarkt dunkle Wolken auf. Eine neue Krise ist nicht mehr nur Fantasiegebilde, sondern scheint möglich. Diese fünf Risiken setzen der Weltwirtschaft zu.

Adrian rief die Entwicklungs- und Schwellenländer dazu auf, finanzielle Puffer gegen aufkommende Risiken zu bilden. Die größte Gefahr sei der starke Dollar mit schnell anziehenden Zinsen in den USA, die zu Kapitalabflüssen aus Schwellenländern führen könnten. Die US-Notenbank Federal Reserve könnte Ende des Jahres den vierten Zinsschritt in diesem Jahr unternehmen.
Ein großes Problem auch für Industrieländer ist laut Adrian der hohe Schuldenstand, vor allem außerhalb des Bankensektors. „Das Niveau an Schulden, die Haushalte, Unternehmen und Staaten halten, ist hoch und es steigt weiter.“ Gemeinsam wiesen 29 Länder mit großen Finanzsektoren einen Schuldenstand von 250 Prozent ihres zusammengerechneten Bruttoinlandsproduktes auf.

Es zähle jedoch nicht nur, wieviel Schulden ein Land habe, sondern auch, was auf der Habenseite der Bilanz stehe, sagte IWF-Direktor Vitor Gaspar, der am Mittwoch den Bericht zur Fiskalpolitik vorstellte. Es gebe großen Spielraum für Staaten, ihre Guthaben besser zu managen. „Regierungen könnten drei Prozent der Wirtschaftsleistung an Einnahmen heben“, sagte Gaspar.

In Boom-Zeiten ist die Liquidität der Börsen meist hoch. Kommt es zur Kurskorrektur, schwindet sie jedoch mitunter rasch und heftig. Das aber bietet den Investoren, die unabhängig agieren können, große Chancen.
von Thorsten Polleit

Vor allem müsse Transparenz geschaffen werden, damit die Bürger auch über die tatsächliche Wohlstandslage ihres Landes informiert seien. Das gelte besonders für Länder mit vielen Bodenschätzen wie etwa Russland.

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