Übersetzungstools Künstliche Intelligenz kurbelt den Handel an

Künstliche Intelligenz: Übersetzungstools stärken Handel Quelle: imago images

Wie stark hemmen Sprachbarrieren den internationalen Handel – und was passiert, wenn sie wegfallen? Eine Studie zeigt: Selbstlernende Übersetzungstools befeuern den Handel zwischen Ländern mit unterschiedlichen Sprachen.

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Was kurbelt den Welthandel an und was bremst den Warenaustausch zwischen den Nationen? In Zeiten eines wiedererwachten globalen Protektionismus und angesichts immer neuer Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump steht das Thema wieder weit oben auf der Forschungsagenda internationaler Ökonomen. Eine aktuelle Studie beleuchtet nun einen ganz besonderen Handelsfaktor genauer: die Barrieren durch unterschiedliche Sprachen.

Empirische Untersuchungen zeigen, dass eine gleiche Landesprache mit einem erhöhten Handelsvolumen zweier Handelspartner einhergeht. Inwieweit dieser erhöhte Warenaustausch aber tatsächlich kausal auf den Faktor Sprache zurückzuführen ist, ließ sich bislang nicht eindeutig nachweisen. Forscher konnten den Spracheffekt nicht ausreichend isolieren.

Die Ökonomen Erik Brynjolfsson, Xiang Hui und Meng Liu haben sich diesem Thema nun mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz (KI) in einem Papier für das renommierte National Bureau of Economic Research (NBER) angenähert. Die Forscher nutzten die Einführung von maschinellem Übersetzen auf der Internetplattform eBay im Sommer 2014 als eine Art natürliches Experiment.

So funktioniert Künstliche Intelligenz

Maschinelles Übersetzen basiert auf einem automatischen Abgleich eines Programms von Erfolgen und Misserfolgen beim Übersetzen. Dadurch „lernt“ das Programm das Übersetzen und optimiert sich selbst. Die Forscher untersuchten die über eBay abgewickelten US-Auslandsverkäufe zwischen Mai 2013 und Juli 2015 ins spanischsprachige Lateinamerika, also zwölf Monate vor und nach der Einführung des maschinellen Übersetzens. Zuvor wurden die Produkttitel auf eBay mit dem Übersetzungstool der Onlinesuchmaschine Bing übersetzt. Das Programm erkennt, aus welchem Land ein möglicher Käufer stammt, und übersetzt die Produkttitel und Beschreibungen selbstständig. Als Kontrollgruppe dienten den Ökonomen die Entwicklung der US-eBay-Exporte nach Kanada und der offline abgeschlossenen US-Exporte ins spanischsprachige Lateinamerika im selben Zeitraum.

Anhand der sogenannten Differenz-von-Differenz-Methode, die einen kausalen Effekt mittels Versuchs- und Kontrollgruppe ermittelt, konnten sie zeigen, dass die Einführung von maschinellem Übersetzen zu einem signifikanten Anstieg der US-Exporte über eBay nach Südamerika geführt hat – und zwar zwischen 17,5 und 20,9 Prozent. Der positive Einfluss des maschinellen Übersetzens fiel besonders stark aus, wenn es um Waren mit vielen Wörtern im Produkttitel oder um billige Produkte ging und wenn unerfahrene Käufer am Markt auftraten.

Die Forscher erklären diesen Effekt mit geringeren Informationskosten für Konsumenten, die durch die verbesserte Übersetzung entstehen. „Produkte oder Käufer mit höheren Informationskosten erfahren einen größeren Nutzen durch eMT [eBay Mashine Translation, Anm. d. Red.] und daher einen größeren Anstieg beim Handel“, resümieren die Forscher.
Mittels einer Überprüfung der übersetzten Passagen durch drei professionelle Linguisten konnten die Ökonomen zudem zeigen, dass die Einführung von maschinellem Übersetzen zu einer verbesserten Übersetzungsqualität geführt hat. So lag die sogenannte Akzeptanzrate durch die professionellen Übersetzer um sieben Prozentpunkte höher als mit dem vorangegangenen Übersetzen durch Bing.

Eine kleine Veränderung in der Übersetzungsqualität habe daher schon einen relativ großen Effekt auf die Handelstätigkeit. Die Ökonomen berechneten, dass die Verbesserung um sieben Prozentpunkte äquivalent zu einer um 37,3 Prozent geringeren Entfernung zwischen den Handelspartnern sei. Ihr Fazit: „Maschinelles Übersetzen hat die Welt signifikant kleiner gemacht.“

In diesen Bereichen kommt KI schon zum Einsatz
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Facebook setzt vielerorts auf Künstliche Intelligenz. Quelle: dpa
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