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Greenpeace-Studie Luxusmarken vergiften die Umwelt

Unternehmen wie Primark und H&M verbannen nach und nach die Giftstoffe aus ihren Produkten. Ausgerechnet Luxusmodelabels schaffen das nicht, wie eine Untersuchung von Greenpeace zeigt.

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Näherinnen in einer Fabrik in Bangladesch. Quelle: dpa

Zahlreiche Textilkonzerne haben schädliche Chemikalien aus ihrer Produktion verbannt. Allerdings sind es gerade die Luxushersteller wie Giorgio Armani, Dolce & Gabbana, Louis Vuitton und Versace, die sich um den Umweltschutz nicht scheren.

Das hat eine Untersuchung von Greenpeace ergeben. „Die Edelmarken, die einen ordentlichen Verkaufspreis erzielen, sollten die ersten sein, die sauber produzieren“, sagt Kirstin Brodde, Textilexpertin bei Greenpeace. Aufgrund der hohen Verkaufspreise hätten sie am ehesten die Möglichkeiten dazu.

Detox-Schlusslichter

Die Unternehmen verweigern sich allerdings nach wie vor der Greenpeace-Forderung, gefährliche Chemikalien und Schadstoffe, wie etwa Weichmacher oder per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), aus ihrer Produktion zu entfernen, die als krebserregend gelten und genutzt werden, um Kleidung gegen Schmutz und Wasser zu imprägnieren.

Gefährlich sind diese Chemikalien, weil sie oft ins Abwasser geraten und darüber das Trinkwasser verunreinigen. In der Umwelt können Fluorverbindungen kaum abgebaut werden. In China, dem größten Exporteur von Textilien ist das besonders eklatant. „Die Trinkwasserressourcen dort werden immer knapper“, sagt Brodde.

Giftstoffe im menschlichen Organismus

Mittlerweile ist das Trinkwasser in 60 Prozent der chinesischen Städte ernsthaft verschmutzt. Das Problem beschränkt sich aber nicht nur auf China. „Die gefährlichen Substanzen reisen mit den Klamotten um die Welt“, so Brodde. Die Schadstoffe sind nach der Produktion noch in den Kleidungsstücken nachzuweisen. Werden sie gewaschen, landen die Chemikalien auch in den heimischen Gewässern.

Über Nahrung und Trinkwasser gelangen die Giftstoffe auch in den menschlichen Organismus und beeinträchtigen die Fruchtbarkeit, führen zu Schilddrüsenerkrankungen und schwächen das Immunsystem.

Doch Greenpeace hat nicht nur schlechte Nachrichten. 16 Unternehmen haben sich den Forderungen, die Greenpeace seit 2011 an die saubere Textilproduktion stellt, gebeugt - darunter auch Adidas.

Detox-Trendsetter

Nachdem sich der deutsche Sportartikelhersteller schon 2011 der Detox-Kampagne von Greenpeace angeschlossen hat, versäumte er es immer wieder seine Verpflichtungen einzuhalten. Mittlerweile lobt Greenpeace Adidas, denn das Unternehmen veröffentlicht Daten über seine Zulieferer in China, hat gefährliche Schadstoffe aus seiner Produktion entfernt und macht Abwasserdaten publik.

„Wir sehen den Wandel“, erklärt Brodde. „Die Unternehmen wissen genau, dass Greenpeace ihnen auf die Finger guckt und öffentliche Bewertungen über ihre Fortschritte abgibt.“ Im besten Fall schaden negative Bewertungen den Marken.

„Nike gibt sich grüner, als es ist“

Allerdings scheint das nicht alle Unternehmen dazu zu bewegen, sauber zu produzieren. „Die Luxusmarken glauben, dass ihre Kunden sich nicht für den Umweltschutz interessieren“, vermutet Brodde. „Ansonsten wären sie ja bereit, den Kurs zu ändern.“ Aus ihrer Sicht interessieren sich mittlerweile aber immer mehr Kunden für die Produktionsbedingungen.

Auch Nike hat sich gegenüber Greenpeace verpflichtet, den Greenpeace-Kriterien entsprechend zu produzieren. „Im Gegensatz zu Wettbewerbern wie Adidas oder Puma hat Nike seit 2011 aber kaum Fortschritte gemacht“, sagt Brodde. „Dafür gibt sich Nike grüner, als es ist.“

Greenwasher

Trotz Firmen wie Nike und der Mehrheit der Luxusmarken, die weiter mit Schadstoffen arbeiten, sieht Brodde einen gewissen Erfolg der Kampagne. „Die Firmen fangen an zu entgiften und investieren durchaus Zeit und Geld, um Mode zu produzieren, die unsere Umwelt verkraftet.“ Zu hoch will sie das Engagement dieser Unternehmen allerdings nicht bewerten: „Nur weil sie in puncto Umweltschutz Fortschritte machen, heißt das nicht, dass bei Arbeitsrechten nichts im Argen liegt.“ Was die faire Produktion betrifft, gibt es in der Branche nach wie vor großen Nachholbedarf.

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