Greentech statt Hochofen Thyssen-Chefin treibt Umbau voran

Thyssenkrupp hatte sich im vergangenen Jahr unter dem Druck hoher Schulden und Verluste von seinem Aufzugsgeschäft getrennt - dem größten Gewinnbringer des Konzerns. Quelle: REUTERS

Auf der Hauptversammlung von Thyssenkrupp machte Konzernchefin Martina Merz den Aktionären Hoffnung auf ein Ende der Krise und des Konzernumbaus. Sie sagte aber auch, dass sich der Umbau nicht sofort niederschlägt.

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Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hat den Aktionären Hoffnung auf ein Ende der Krise und des Konzernumbaus gemacht. Mit der bevorstehenden Entscheidung zur Stahlsparte biege Thyssenkrupp bei der Neuausrichtung auf die Zielgerade ein, sagte Merz am Freitag auf der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns. Der Umbau werde sich aber nicht von heute auf morgen in den Ergebniszahlen niederschlagen. Der seit Jahren kriselnde Traditionskonzern will etwa in der Umwelttechnik punkten.

„Wir werden insbesondere unsere Position bei Greentech-Produkten kontinuierlich ausbauen“, kündigte Merz an. Dazu gehörten etwa Wälzlager für die Windindustrie oder Anlagen zur Herstellung von Wasserstoff. Im Wasserstoffgeschäft prüfe der Konzern, ob er dies alleine oder mit Partnern vorantreiben werde. „Unsere Elektrolyse-Anlagen erzeugen grünen Wasserstoff in großem Stil. Windräder weltweit drehen sich durch unsere Großwälzlager.“ Die Autokomponenten kämen in der E-Mobilität sowie beim automatisierten Fahren zum Einsatz.

Thyssenkrupp hatte sich im vergangenen Jahr unter dem Druck hoher Schulden und Verluste von seinem Aufzugsgeschäft getrennt - dem größten Gewinnbringer des Konzerns. Weitere Geschäfte stehen auf dem Prüfstand, wobei insbesondere die Zukunft der Stahlsparte seit Monaten für Unruhe sorgt. Merz wollte sich hier nicht in die Karten schauen lassen." Unser vorrangiges Ziel ist es, den Stahl zukunftsfähig zu machen.“ Das Übernahmeangebot von Liberty Steel werde sorgfältig geprüft. Alternativ käme ein Spin-Off oder eine Weiterentwicklung aus eigener Kraft in Frage.

Aktionärsvertreter warnten davor, dass die Verluste der Stahlsparte den Restkonzern stark belasteten. „Die Stahlsparte hat sich zu einem Schatten ihrer selbst entwickelt. Die einstige Stahlikone ist heute Geschichte“, kritierte Deka-Investment-Experte Ingo Speich. Im europäischen Wettbewerbsvergleich sei die Stahlsparte operativ am schlechtesten aufgestellt. „Man fragt sich: Kann Thyssenkrupp überhaupt Stahl?“

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In den kommenden Monaten werde der Konzern wegweisende Entscheidungen treffen, unter anderem für die Stahlsparte, kündigte Merz an. Details, wie es damit weitergeht, nannte sie zunächst nicht. In vielen Bereichen sei die Performance verbessert worden, erläuterte Finanzchef Klaus Keysberg. Der Umsatz werde im laufenden Geschäftsjahr 2020/21 höher als zuletzt sein, aber noch unter dem Niveau bleiben, das vor der Coronakrise erzielt wurde. Ob für das laufende Jahr eine Dividende gezahlt werde, könne noch nicht gesagt werden. Dafür sei es noch zu früh. In der kommenden Woche legt der Konzern die Zahlen zum ersten Quartal vor.

Mehr zum Thema: Kurzarbeit für die Belegschaft, Sonderzahlungen an den Vorstand – auf der Hauptversammlung musste Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz viel Kritik einstecken.

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