Grolms zu Thyssenkrupp „Eine Fusion um jeden Preis ist mit uns nicht zu machen“

Der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat muss Markus Grolms zufolge am Ende über das Ergebnis der Verhandlungen mit der EU-Kommission für ein Joint Venture abstimmen. Quelle: dpa

Um eine Fusion mit Tata Steel möglich zu machen, muss Thyssenkrupp den EU-Wettbewerbshütern entgegenkommen. Thyssenkrupps Vize-Aufsichtsratschef und IG-Metall-Sekretär Grolms warnt vor zu weitreichenden Zugeständnissen.

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Die IG Metall hat Thyssenkrupp bei der geplanten Stahlfusion mit Tata Steel vor weitreichenden Zugeständnissen an die EU-Wettbewerbshüter auf Kosten der Beschäftigten gewarnt. „Eine Fusion um jeden Preis ist mit uns nicht zu machen“, sagte der IG-Metall-Sekretär und Vize-Chef des Thyssenkrupp-Aufsichtsrats, Markus Grolms, der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir hatten für uns immer eine rote Linie mit Blick auf das Fusionskontrollverfahren definiert. Wird die überschritten, gibt es von uns keine Zustimmung mehr.“

Thyssen und Tata wollen den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden. Doch die EU-Wettbewerbsbehörden haben Bedenken angemeldet und ein sogenanntes „Statement of Objections“ angekündigt, in dem sie möglicherweise Zugeständnisse fordert.

Das sei ein üblicher Vorgang bei Transaktionen dieser Größenordnung, hatte Thyssenkrupp-Chef Guido Kerkhoff am Dienstag bei der Vorlage der Quartalsbilanz dazu gesagt. „Ich sehe in dem Vorgehen keinen Grund zu irgendeiner neuen Besorgnis.“ Es sei von Anfang an klar gewesen, dass es bei der Fusion der Stahlgeschäfte Auflagen der Wettbewerbshüter geben werde. Das Schreiben werde genau analysiert und dann mit Tata nach Lösungen gesucht. Wie die Zugeständnisse aussehen könnten, ließ er offen.

Grolms sagte, die Arbeitnehmervertreter hätten stets auf den Schutz der rund 27.000 Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel Europe gepocht. „Das war dem Vorstand der Thyssenkrupp AG immer klar, nicht dass am Ende wieder jemand über mangelnden Rückhalt klagt. Wir waren in diesem Punkt immer geradeaus und haben schon (Ex-Thyssenkrupp-Chef Heinrich) Hiesinger damit konfrontiert, dass die Risiken durch die Fusionskontrolle entweder vom Vorstand unterschätzt oder bewusst kleingeredet werden.“

Der Aufsichtsrat des Konzerns muss Grolms zufolge am Ende über das Ergebnis der Verhandlungen mit der EU-Kommission für ein Joint Venture abstimmen. Die Arbeitnehmervertreter stellen in dem Kontrollgremium die Hälfte der Vertreter. Im Fall eines Patts könnte Aufsichtsratschefin Martina Merz mit ihrer Doppelstimme entscheiden. Ein Beschluss gegen die Stimmen der Arbeitnehmer würde den Prozess aber sehr erschweren und auch nicht dem stets auf gemeinsame Beschlüsse bedachten Vorgehen entsprechen.

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