Großaktionär Brutale Schrumpfkur für Hochtief

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Wiesehügels Versprechen

Hochtief erwägt den Verkauf des Offshore-Geschäfts. Außerdem bereitet Fernández einen massiven Personalabbau vor. Quelle: dpa

Der Ausverkauf aber geht noch weiter als bisher bekannt. Nach WirtschaftsWoche-Informationen will Hochtief jetzt auch das gerade erst aufgebaute und nie defizitäre Offshore-Geschäft mit rund 500 Mitarbeitern und rund 300 Millionen Euro Umsatz feilbieten. Nach den Koalitionsverhandlungen zur Energiepolitik will Hochtief „die Marktlage anschließend in Ruhe analysieren“, sagt dazu das Unternehmen. Angesichts des stockenden Offshore-Ausbaus in Deutschland wäre ein Ausstieg begründbar. Kritiker halten ihn dennoch für kurzsichtig. Hochtief-Analyst Marc Grabiel vom Bankhaus Lampe: „Das passt nicht zu den strategischen Aussagen von Hochtief, sich im Energiebereich zu engagieren.“

Offiziell stehen auf der Verkaufsliste die Hochtief Projektentwicklung, die Immobilientochter aurelis, der Baudienstleister formart, die Streif Baulogistik und das Hochtief Property Management. Während der Mannheimer Bilfinger-Konzern das Bauen nur noch als Glied einer Kette von Dienstleistungsangeboten sieht, stößt Fernández alles ab, was dem Bau vor- und nachgelagert ist. „Unsere Mitarbeiter sind Experten im Bauen“, sagte er im Interview mit der Hauszeitschrift „Concepts“: „Ich möchte, dass unsere Leute zufrieden sind. Ich möchte ein glückliches Unternehmen.“

Stellenabbau wird kommen

Doch davon ist Hochtief weit entfernt. Neben den Verkäufen bereitet Fernández einen massiven Personalabbau vor – überwiegend in Deutschland. Rund 1000 Stellen dürften wegfallen. Derzeit suchen die Personaler Kollegen, die freiwillig gehen. Betriebsbedingte Kündigungen wird es vermutlich erst 2014 geben. Denn Ende 2013 läuft die Vereinbarung zwischen der Gewerkschaft IG Bau und ACS aus, die versprach, ACS werde nach der Übernahme niemandem betriebsbedingt kündigen und den Konzern nicht zerschlagen. Der damalige IG-Bau-Chef und Hochtief-Aufsichtsrat Klaus Wiesehügel erstickte damals den Widerstand der Betriebsräte mit dem Versprechen, „dass die Übernahme nicht auf dem Rücken der Hochtief-Beschäftigten ausgetragen wird“.

Die Summe von Verkäufen und Stellenabbau wird nun frappierend sein. Ende 2012 hatte Hochtief in Deutschland noch fast 10.000 Mitarbeiter, nach dem Kahlschlag werden es noch gut 3000 sein. Die sollen dann als schlagkräftige Truppe unterwegs sein, fordert Fernández: „Wir brauchen schlankere Organisationsstrukturen, kürzere Wege und einfachere Prozesse.“ Doch intime Kenner des Unternehmens sagen: „Hier herrscht das Chaos.“

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