Guillaume Faury Airbus-Chef stimmt Belegschaft auf härtere Einschnitte ein

Der Flugzeugbauer hat seine Produktion wegen Corona bereits massiv gedrosselt. Trotzdem stellt CEO Faury die Mitarbeiter auf weitere Maßnahmen ein.

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Der Konzern hat seine Produktion um ein Drittel einschränken müssen. Quelle: Imago

Airbus-Chef Guillaume Faury hat die Belegschaft des europäischen Flugzeugbauers auf tiefgreifende Einschnitte eingestellt. „Das Überleben von Airbus steht in Frage, wenn wir jetzt nicht handeln“, schrieb der Franzose in einem Brief an die 135.000 Mitarbeiter, der am Freitagabend versandt wurde.

Airbus „verbrennt Geld in einem nie dagewesenen Tempo“, heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur Reuters in englischer Sprache vorlag. 3000 Mitarbeiter in Frankreich auf Kurzarbeit zu setzen, sei nur der Anfang gewesen. „Wir müssen jetzt womöglich viel weitreichendere Maßnahmen planen“, schrieb Faury. Innerhalb weniger Wochen habe Airbus etwa ein Drittel des Geschäfts verloren – „aber, ehrlich gesagt, ist das noch nicht einmal das Worst-Case-Szenario, auf das wir uns einstellen müssen“.

Airbus wollte sich zu dem internen Schreiben nicht äußern. Der Konzern legt am Mittwoch seine Zahlen für das erste Quartal vor. Um der Coronakrise und ihren Folgen für die Luftfahrt zu begegnen, hatte der Flugzeugbauer die Produktion von Kurz- und Mittelstreckenmaschinen bereits um ein Drittel auf 40 Flugzeuge pro Monat gedrosselt, bei Langstreckenmaschinen dürften die Einschnitte noch größer sein.

Der Flugbetrieb ist weltweit zurückgefahren, Fluggesellschaften kämpfen ums Überleben und stellen sich darauf ein, dass die Nachfrage lange Zeit nicht mehr auf das Niveau vor dem Ausbruch der Pandemie steigen wird.

Airbus will Faury zufolge noch zwei bis drei Monate warten, um die Nachfrage der Kunden besser einschätzen und Konsequenzen daraus ziehen zu können. Die möglichen Szenarien reichten von einer kurzen und tiefen Krise und einer schnellen Erholung bis hin zu einem längeren, schmerzhafteren Abschwung, nach dem es fünf bis zehn Jahre dauern werde, bis man wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht haben werde.

In Branchenkreisen hieß es, Airbus könne im Sommer einen Sanierungsplan vorstellen, ähnlich dem in der Finanzkrise 2008/09, als 10.000 Mitarbeiter gehen mussten. Die Luftfahrtindustrie werde „in der neuen Welt viel schwächer und verletzlicher“ sein als vorher, schrieb Faury. Der Konzern bemüht sich Insidern zufolge in verschiedenen Ländern auch um Staatskredite.

Nach Reuters-Informationen hatte sich Airbus bereits Anfang April mit Szenarien beschäftigt, die Produktion um bis zu 50 Prozent herunterzufahren. Der amerikanische Rivale Boeing, der finanziell noch stärker unter Druck steht, dürfte in dieser Woche nach Ansicht von Analysten ähnliche Produktionskürzungen und auch Stellenstreichungen ankündigen. Am Wochenende hatte Boeing die Verhandlungen über die 4,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Verkehrsflugzeug-Sparte der brasilianischen Embraer nach zwei Jahren ergebnislos abgebrochen.

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