Haldex-Übernahme Knorr-Bremse erzielt einen Teilsieg

Im Übernahmepoker um den Bremsenhersteller Haldex haben sich dessen Aktionäre auf die Seite des Konkurrenten Knorr-Bremse geschlagen. Noch ist das Ringen um den den schwedischen Zulieferer aber nicht entschieden.

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„Wir betrachten das Ergebnis der außerordentlichen Hauptversammlung als bindend für Haldex.“ Quelle: PR

Stockholm Etappensieg für Knorr-Bremse im Übernahmepoker um den schwedischen Bremsenspezialisten Haldex: Auf der außerordentlichen Hauptversammlung von Haldex in Stockholm konnte sich das Familienunternehmen aus München mit seiner Forderung durchsetzen, das Management der Schweden müsse mit dem deutschen Autozulieferer „zügig, effizient und loyal“ zusammenarbeiten. Das bedeutet, dass Haldex den Antrag von Knorr-Bremse auf Verlängerung der Angebotsfrist unterstützen muss. Über die Verlängerung der Frist will die schwedische Börsenaufsicht in den kommenden Wochen entscheiden.

Das Ergebnis der Abstimmung bedeutet eine Niederlage für das Haldex-Management, das sich einstimmig gegen die Übernahme durch Knorr-Bremse ausgesprochen hatte. Der monatelange Übernahmepoker habe das operative Geschäft von Haldex bereits negativ beeinflusst, Kunden seien verunsichert und einige Verträge wegen der unklaren Situation nicht zustande gekommen, hatte Haldex Ende Juni mitgeteilt.

Trotz dieses Erfolgs ist der Ausgang des seit vergangenem Jahr laufenden Übernahmepokers aber noch nicht entschieden. Denn weiterhin fehlen Knorr-Bremse die notwendigen Genehmigungen der Wettbewerbsbehörden. Die EU-Kommission hatte vor drei Wochen eine umfassende Prüfung eingeleitet, um sicher zu stellen, dass der Wettbewerb im Geschäft mit Bremsen nicht eingeschränkt wird. Eine Entscheidung will die EU-Kommission bis Ende November treffen.

Knorr-Bremse-Chef Klaus Deller, der extra aus München nach Stockholm geflogen war, erklärte nach Ende der Hauptversammlung, er erwarte, dass Haldex seinen Widerstand gegen die Übernahme aufgebe. „Wir betrachten das Ergebnis der außerordentlichen Hauptversammlung als bindend für Haldex“, erklärte er. „Wir erwarten, dass der Verwaltungsrat sich an die Entscheidung der Aktionäre hält und unsere vorbereitenden Maßnahmen und Anstrengungen uneingeschränkt unterstützt“.

Haldex hat den Ausgang der Abstimmung zunächst nicht kommentiert. Im Juni hatte der Aufsichtsrat von Haldex mitgeteilt, dass er nicht mehr an eine erfolgreiche Übernahme durch Knorr-Bremse glaube und deshalb seine Unterstützung ungeachtet des Ausgangs der Abstimmung auf der außerordentlichen Hauptversammlung zurückziehe.

Das Ergebnis der Abstimmung war bis zuletzt unsicher. Denn der größte einzelne Aktionär ist Knorr-Bremses deutscher Konkurrent ZF. Der war im vergangenen Jahr mit seinem Übernahmeangebot gescheitert, da die Haldex-Aktionäre die höhere Offerte von Knorr-Bremse gegen den Willen des Haldex-Managements bevorzugten. ZF hatte 120 Kronen je Haldex-Aktie geboten, Knorr-Bremse 125 Kronen. Damit sind die Münchener bereit, insgesamt 580 Millionen Euro für den schwedischen Spezialisten für Lke-Bremssysteme auf den Tisch zu legen.

An der Abstimmung am Donnerstag in Stockholm durfte sich Knorr-Bremse, die knapp 15 Prozent der Haldex-Aktien besitzen, aus juristischen Gründen nicht beteiligen. Die Frage war, wie sich ZF, die mit 20 Prozent der Aktien größter Einzelaktionär sind, verhalten würde. Etwas überraschend enthielt sich der von ZF beauftragte Anwalt Fredrik Lindqvist der Stimme und machte so den Weg frei für die Annahme des Knorr-Bremse-Antrags. Die größeren institutionellen Anleger stimmten für den Antrag von Knorr-Bremse.

Offen bleibt, was passiert, wenn die Kartellbehörden der geplanten Übernahme nicht zustimmen oder Auflagen erlassen, die für Knorr-Bremse nicht akzeptabel sind. Der geschlagene Konkurrent ZF könnte nach Meinung von Analysten zu einem späteren Zeitpunkt eine neue Übernahme-Offerte unterbreiten. Auch nach dem Etappensieg für Knorr-Bremse ist das Haldex-Kapitel also noch nicht beendet.

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