Handelsblatt Energietagung Ölmanager glauben an die Preiswende

Der Ölpreis ist im Keller. Für die Chefs der deutschen Ölförderer Wintershall und Dea kann das auf Dauer aber nicht so bleiben – weil sonst nicht in neue Felder investiert wird. Sie üben sich im Zweckoptimismus.

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Der deutsche Ölförderer hofft auf ein Ende der Niedrigpreise. Quelle: PR

Berlin Der Ölpreis ist im freien Fall. Die Verbraucher jubeln. Tanken ist so günstig wie seit langem nicht mehr. Bei Mario Mehren sieht die Gefühlslage etwas anders aus: „Mir fällt es schwer, als Chef eines Öl- und Gasunternehmens von Freude zu sprechen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Wintershall AG am Mittwoch auf der Handelsblatt-Energietagung in Berlin. „Öl ist derzeit günstiger als Mineralwasser.“

Wintershall ist neben der DEA Deutsche Erdöl AG der einzige nennenswerte deutsche Öl- und Gasproduzent und leidet wie der Konkurrent unter den niedrigen Preisen. In dieser Woche ist der Ölpreis je Barrel (159 Liter) unter die Marke von 30 Dollar gefallen und kostete damit so wenig wie seit 13 Jahren nicht mehr. Mitte 2014 hatte das Barrel noch mehr als 100 Dollar gekostet.

Mehren glaubt zwar nicht, dass der Ölpreis dieses Niveau bald wieder erreichen wird. Er ist aber überzeugt, dass er wieder ansteigen wird. „In absehbarer Zeit werden wir wieder einen höheren Preis sehen. Der Angebotsüberhang bei Öl ist sehr knapp“, sagte Mehren. Gleichzeitig müsse sich der Markt an Schwankungen gewöhnen. „Der Öl- und Gasmarkt ist sehr turbulent“, sagte Mehren – und der Markt werde auf niedrigerem Niveau volatil bleiben.

Den Kursrutsch erklärte er vor allem mit der aktuell niedrigen Nachfrage. Vor allem das gedämpfte Wirtschaftswachstum in China wirke sich aus. Gleichzeitig würden aber wegen der niedrigen Ölpreise Investitionen in Exploration und Entwicklung von Ölfeldern verschoben. „In zwei, drei, vier Jahren wird sich das auf den Preis auswirken“, ist Mehren überzeugt.

„Bei einem Preis von 28 Dollar rechnen sich Investitionen nicht“, ist auch Klaus Schäfer, Chef des neuen Unternehmens Uniper, in das Eon seine konventionellen Kraftwerke, den Energiegroßhandel sowie die Gasproduktion ausgelagert hat. „Das wird nicht ewig so bleiben können – die Frage ist nur, wie lange wird das dauern.“ Schäfer erinnerte daran, dass es erst zwei Jahre her sei, dass die Preise auf einem ganz anderen Niveau waren und der Ölpreis nur eine Richtung kannte – nach oben: „Das kann sehr schnell gehen – und nicht nur nach unten, sondern auch nach oben.“

„Ich gehe davon aus, dass der Ölpreis wieder steigen wird“, sagte Dea-Chef Thomas Rappuhn. Derzeit würden Projekte zur Exploration und Entwicklung von Ölfeldern im Volumen „von mehreren hundert Milliarden Euro“ gestoppt. Die können auch nicht schnell wieder aufgenommen werden. „Die Produktion wird sinken“, ist er überzeugt.

Rappuhn glaubt aber, dass die Preise nicht wieder das Niveau von 2014 erreichen können. Das liegt nach seinen Worten an der Produktion von Schiefer-Öl, der Erschließung neuer Lagerstätten in Schiefergestein. Hier lägen die Grenzkosten bei 40 bis 60 US-Dollar und die Lagerstätten könnten auch vergleichsweise schnell erschlossen werden. Dadurch gebe es eine niedrige Barriere, ab der bei steigenden Preisen wieder neues Öl auf den Markt komme.

Im Gegensatz zu Wintershall-Chef Mehren und seinen Kollegen kann sich Utz Tillmann aber sehr wohl über den Status quo freuen: „Ich weine nicht über den niedrigen Ölpreis“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie, „der niedrige Ölpreis in Verbindung mit dem schwachen Euro hilft uns.“ Allerdings gelte das zwar für den internationalen Wettbewerb, nicht aber für die Gewinnentwicklung. Die Branche könne sich nicht über „hohe Margen“ freuen: „Unsere Kunden wollen Preisnachlässe.“

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