Hanfmedizin Wo Deutschlands größte Cannabis-Plantage entsteht

Seit 2017 können Ärzte medizinisches Cannabis verschreiben. Nun entsteht in Neumünster die größte Cannabis-Plantage in Deutschland. Quelle: imago images

Alles ganz legal: In Neumünster in Schleswig-Holstein wächst künftig Cannabis. Schwerkranke Patienten sollen davon profitieren – und das kanadische Unternehmen Aphria.

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Die Stahlbetonwände sind 24 Zentimeter dick; mindestens zwanzig Minuten lang muss der Beton schwerem Gerät standhalten. Die Sicherheitsschleusen sind installiert, die Bewegungsmelder angebracht. Und das Abwehrkonzept für Flugdrohnen steht ebenfalls.

Höchste Sicherheitsstufe. Hinter den dicken Mauern der unauffälligen Halle im Gewerbegebiet von Neumünster verbergen sich weder ein Goldschatz noch Kronjuwelen, sondern eine fußballfeldgroße Cannabis-Plantage. Daher die hohen Sicherheitsauflagen. Am Donnerstag wird Richtfest gefeiert – unter anderem hat sich der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Bernd Buchholz, angesagt. Buchholz war früher im Vorstand von Bertelsmann sowie des Zeitschriftenhauses Gruner und Jahr.

Das Hanf, das hier gezüchtet wird, ist allerdings nicht zum Freizeitkonsum gedacht, sondern soll schwerkranken Menschen helfen. Es wird etwa bei heftigen Schmerzen oder bestimmten Formen von Multipler Sklerose eingesetzt. Zehntausende Kranke können davon profitieren. Seit 2017 können Ärzte ihren Patienten medizinisches Cannabis verschreiben. Das kanadische Unternehmen Aphria ist eines von drei Unternehmen, die in Deutschland nun mit staatlichem Segen und ganz legal Hanf für medizinische Zwecke anbauen dürfen. Ende 2020 soll die erste Cannabis-Ernte eingefahren werden.

Gut hundert Millionen Euro hat Aphria-Deutschland-Geschäftsführer Hendrik Knopp – ein Jurist, der auch schon für RTL und den Wettanbieter bwin gearbeitet hat – in den vergangenen Jahren in den deutschen Markt investiert. Ein Großteil davon floss in die Plantage in Neumünster sowie einen Lagerraum („Tresor“) im nahegelegenen Bad Bramstedt. Knopp führt die Geschäfte von einem Büro im Hamburger Schanzenviertel aus. Weil Baugrundstücke in Hamburg knapp und teurer sind, siedelte Aphria seine wichtigsten Produktionsstätten im Umland an. Um den Vertrieb kümmert sich auch der deutsche Großhändler CC Pharma, den Aphria im vergangenen Jahr übernommen hat.

Das Geld für die Expansion, inklusive der Cannabisplantage in Neumünster, stammt vom Mutterkonzern aus Kanada. Aphria, das an der Börse in Toronto investiert ist, erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2018/19, das am 31. Mai endete, einen Umsatz von umgerechnet 160 Millionen Euro und einen Verlust von rund elf Millionen Euro. Im letzten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres verbuchten die Kanadier aber erstmals schwarze Zahlen – die Aktie schoss nach oben. Zu den Gründen für den Höhenflug zählen laut dem Finanzportal „Motley Fool“ auch die Erfolge am deutschen Markt und die Akquisition von CC Pharma.

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