Haribo, Lufthansa, Rewe & Co. Diese Unternehmen starteten in den „Goldenen Zwanzigern“
Nach der spanischen Grippe wurden die 1920er ein Jahrzehnt der Gründungen. Viele der Firmen gibt es bis heute. Lassen sich Parallelen von heute zu damals ziehen? Ein Überblick.

Haribo
Ein Sack Zucker, ein Kupferkessel, eine Marmorplatte, ein Hocker, ein Herd und eine Walze – das Startkapital eines der bekanntesten deutschen Unternehmen war eher bescheiden. 1920 gründete Hans Riegel in einer Bonner Hinterhofwaschküche das spätere Gummibärenimperium Haribo. Zwei Jahre später entstand bereits das Produkt, das Haribo weltweit bekannt machen sollte: der Goldbär, der allerdings damals noch „Tanzbär“ hieß.
Foto: Die Hinterhofwaschküche in Bonn, in der Haribo gegründet wurde (1920)
Bild: Haribo

Maerz München
Hinter den Strickjacken, Rollkragenpullis und Poloshirts der Modefirma Maerz aus München steckte ursprünglich ein Ehepaar: Thea und Wolfgang Maerz. 1920 gründeten sie im Hinterzimmer eines Geschäftes ein Unternehmen basierend auf der Idee, Sportler mit Wolle warm und gleichzeitig beweglich zu halten. Das gelang so gut, dass der österreichische Bergsteiger Hermann Buhl 1953 in einem Maerz-Pulli als erster Mensch den Nanga Parbat bestieg. Seit 2010 gehört die Modefirma zur Unternehmensgruppe Olymp.
Foto: Das Gründerehepaar Thea und Wolfgang Maerz (1950er Jahre)
Bild: Maerz München

Ehrmann
Ein Mann, eine Mission und sehr viele Milchkühe – 1920 gründete Alois Ehrmann „aus der Garage heraus“ eine Käserei, wie er später erzählte. Neun Jahre danach kaufte er eine Molkerei im schwäbischen Oberschönegg, die bis heute Stammsitz des Unternehmens „Ehrmann“ ist. Joghurt, Quark und Desserts für die Nation, mit diesem Geschäftsmodell wuchs das Unternehmen zu einem Großbetrieb heran. In den 1960er Jahren übernahmen die Söhne und riefen die bekannteste Marke des Unternehmens ins Leben: Almighurt von Ehrmann.
Foto: Der Betrieb Ehrmann-Betrieb im Jahr 1929. Auf dem Bild zusehen: Alois und Carolina (rechts) mit ihren Söhnen Anton Alois und einem Mitarbeiter.
Bild: PR

Baywa
Die Bayerische Warenvermittlung entstand 1923 aus dem Bestreben heraus, den Einkauf und Verkauf von Produkten für die bayerische Landwirtschaft zu koordinieren und zu erleichtern. Während des Nationalsozialismus geriet das Unternehmen unter die Kontrolle der NSDAP und wurde für die Kriegswirtschaft und zur „Sicherung des Reichsnährstandes“ eingesetzt. Nach dem Krieg erweiterte die Baywa ihren Tätigkeitsbereich immer weiter über landwirtschaftliche Maschinen und regenerative Energien bis hin zu Satellitendaten für den Feldbetrieb.
Foto: Foto aus der Gründerzeit der Bayerischen Warenvermittlung (1920er)
Bild: PR

Trumpf
Bewegliche Röhren, die Drehbewegungen weiterleiten: Mit diesem Produkt begann die Erfolgsgeschichte der Firma Trumpf 1923 in Stuttgart. Mit ihren sogenannten biegsamen Wellen versorgte das anfangs noch unter dem Namen Julius Geiger GmbH bekannte Unternehmen Zahnärzte und Druckereien. In den 1930er Jahren wuchs der Maschinenbauer auch mithilfe von französischen Zwangsarbeitern immer weiter und begann nach dem Krieg, seine Produkte auch im Ausland zu verkaufen.
Foto: Mitarbeiter der Julius Geiger GmbH (später Trumpf) (1920er Jahre)
Bild: Trumpf Archiv
Adidas/Puma
Die Geschichte der zwei Brüder aus Herzogenaurach, die in der Waschküche ihrer Mutter Sportschuhe anfertigten, mündete in gleich zwei weltweit erfolgreichen Großunternehmen. 1924 gründeten Adolf und Rudolf Dassler gemeinsam die „Gebrüder Dassler Schuhfabrik“ – die Sportler bei den Olympischen Spielen, aber auch die Wehrmacht mit dem passenden Schuhwerk ausrüstete. Nach dem Zweiten Weltkrieg zerstritten sich die Brüder und gründeten zwei konkurrierende Unternehmen: Rudolf die Firma Puma und Adolf „Adi“ Dassler die Firma Adidas.
Foto: Adolf „Adi“ Dassler in seiner Schuhfabrik (1927)
Bild: imago images
Lufthansa
Noch vor Beginn der 1920er Jahre startete der erste Linienflug zwischen der Hauptstadt Berlin und dem Regierungssitz der Republik in Weimar. Durchgeführt wurde er von der Deutschen Luft-Reederei – einem Vorgänger der 1926 gegründeten Deutschen Luft Hansa AG. Wegen der Nähe zum Nationalsozialismus wurde das Unternehmen 1951 von den Alliierten zerschlagen. 1953 gründete sich die heute bestehende deutsche Lufthansa – rechtlich zwar ein neues Unternehmen, doch das Symbol der alten Lufthansa blieb bestehen: der aufsteigende Kranich.
Foto: Lufthansa Flugplatz Hannover (1920er)
Bild: imago images
Daimler Benz
Im Jahr 1926 fand eine der bedeutendsten Fusionen der deutschen Wirtschaftsgeschichte statt: Die Motorenbauer Daimler und Benz schlossen sich zusammen. Während in den 1920er Jahren viele Autobauer ums Überleben kämpften, profitierten sie unter den Nationalsozialisten auch von der militärischen Aufrüstung. Daimler-Benz etwa produzierte Militärfahrzeuge, Panzer und Flugmotoren für die Wehrmacht. In der Nachkriegszeit entwickelt sich das Unternehmen zu einem der größten Autobauer der Welt, bis es 1998 formal in der Daimler-Chrysler AG aufging.
Foto: Getriebefertigung bei Daimler in Zuffenhausen (1924)
Bild: dpa Picture-Alliance
Rewe
Es sind nur vier Buchstaben, die heute über 3300 Supermarktfilialen in ganz Deutschland hängen, dabei ist der ursprüngliche Name der 1927 gegründeten Rewe-Gruppe sehr viel länger: Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften. Der Zweck des in Köln gegründeten Unternehmens bestand darin, selbstständige Kaufleute durch den gemeinschaftlichen Einkauf von Waren zu fördern. Besonders beliebt damals: Haselnüsse, getrocknete Aprikosen und Rosinen. 1932 bekamen die Mitglieder der Genossenschaft den bekannten, einheitlichen Schriftzug: Rewe
Foto: Verkäuferinnen in einem Laden der Westkauf-Genossenschaften (1930er)
Bild: Rewe
Elumatec
Der heutige Name des Maschinenbauers Elumatec passt zum Selbstverständnis eines weltweit tätigen Großkonzerns. Doch bei genauem Hinsehen lassen sich die Spuren der Firmengründung 1928 im schwäbischen Mühlacker noch erkennen. Eugen Lutz schuf das Unternehmen 1928 und nahm zwei Jahre später seine Initialen als Vorlage für die neue Firmenbezeichnung Elu. Später folgte im Firmennamen dann noch der Hinweis darauf, für welche Produkte Elumatec heute weltweit bekannt ist: Maschinenbau und Technik.
Foto: Mitarbeiter in Elu-Schreinerei (später Elumatec) (1930)
Bild: Elumatec AG/Mühlacker
Spindelfabrik Süßen
Mit sechs Männern in einer Werkstatt im baden-württembergischen Klein-Süßen begann die Geschichte der Spindelfabrik Süßen 1920. In den 100 darauffolgenden Jahren ist das Unternehmen seiner Gründungsidee, Garne aus Baumwolle zu spinnen, treu geblieben. Etwa zehn Prozent der weltweit geernteten Baumwolle werden mit Spindeln der Firma Süßen versponnen. Die Zahl der Menschen, die für die Spindelfabrik arbeiten, ist seit den Anfängen gestiegen: Heute hat das Unternehmen über 200 Mitarbeiter.
Foto: Spindeln der Firma Süßen (Foto modern)
Bild: PR
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