Haselseiner geht, Birtel kommt Strabag-Chefs halten Boni für Bestechung

Hans Peter Haselsteiner und Thomas Birtel - der bisherige und der künftige Chef des Baukonzerns Strabag fürchten Korruption in Russland und nennen Aktienoptionen für Manager Bestechung.

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„Statt Leighton hätte ich lieber eine australische Brauerei“
Das Urgestein der europäischen Baubranche, Hans Peter Haselsteiner, und der Mann seines Vertrauens, Thomas Birtel, im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Foto: Christian Schnur für WirtschaftsWoche
Strabag-Großaktionär Hans Peter Haselsteiner und Strabag-Vorstandschef Thomas Birtel über..…den Strabag-Aktionär und Russland-Geschäftspartner Oleg Deripaska„Deripaska ist ein Freund“ Herr Haselsteiner, sind Sie nicht nur vom Russland-Geschäft enttäuscht, sondern auch vom Partner Deripaska (Foto) persönlich? Haselsteiner: Nein, ich halte Deripaska nach wie vor für einen äußerst klugen und tüchtigen Unternehmer ­ und in der Zwischenzeit auch für einen Freund. Es gibt nichts, wo wir Animositäten hätten. Ich akzeptiere seine Beweggründe und er meine. Ich habe ja kein anderes Interesse als Bau, während das für ihn nur ein Randgeschäft ist. Quelle: REUTERS
…Deripaskas zunehmende Anteile am Strabag-Konzern„Ein Vakuum wie bei Hochtief gibt es bei Strabag nicht“ Herr Haselsteiner, könnte Deripaska mit seinen jetzt 18,6 Prozent vom Strabag-Kapital sich an die 30-Prozent-Grenze heranpirschen - zum Zweck einer feindlichen Übernahme wie es ACS bei Hochtief gemacht hat? Haselsteiner: Das ist ausgeschlossen, denn ein Vakuum wie bei Hochtief gibt es nicht, weil wir ein Kernaktionariat haben. Deripaska wird das auch nicht tun. Die Syndikatsvereinbarung sieht vor, dass er jedes halbe Jahr eine Option einlöst. Dabei steigt der Prozentsatz seines Anteils an Strabag kontinuierlich. Am 26. Juli  2014 ist er dann wieder bei den 25,1 Prozent, die er schon mal hatte - wie damals, als er über eine Milliarde Euro in die Strabag investiert und damit unseren erfolgreichen Börsengang mit ermöglicht hat. Als er wegen der Probleme in anderen Branchen bei der Strabag aussteigen musste, haben wir gesagt: Wenn Du wieder kannst, bist Du willkommen. Quelle: REUTERS
…einen Rückzug von der Börse„Der Börsenwert ist frustrierend“ Herr Haselsteiner, der Strabag-Aktienkurs, der schon mal bei 54 Euro lag, ist nun bei 17 Euro. Wenn er unter 10 Euro fällt, nehmen Sie Strabag dann von der Börse? Haselsteiner (seufzt): Ein Börsenwert, der zwei Drittel vom Buchwert ausmacht, ist frustrierend. Da fragt man sich: wozu braucht man das? Das Thema Delisting ist aber zur Zeit nicht in meinem Kopf und nicht in den Köpfen meiner Syndikatspartner. Wenn der Kurs noch weiter fiele, würde aber der Appetit wachsen, den Syndikatsbesitz zu steigern. Wir haben ja nur noch 13 Prozent Streubesitz. Quelle: dpa
…einen feindlichen Strabag-Angriff auf einen Wettbewerber„Ich würde grundsätzlich keine feindliche Übernahme machen“ Herr Haselsteiner, könnten Sie sich, um wie angestrebt Nummer eins zu werden im europäischen Markt , auch eine feindliche Übernahme vorstellen wie es ACS-Chef Florentino Perez bei Hochtief gemacht hat? Haselsteiner: Dazu fehlt mir das Geld, und ich sehe darin auch keinen Sinn. Ich würde grundsätzlich keine feindliche Übernahme machen, weil sie zu teuer ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Herr Perez große Freude an Hochtief hat. Noch schlimmer ist es bei FCC mit Alpine. Quelle: AP
…die Steuerung großer Auslandstöchter in Übersee„Statt Leighton hätte ich lieber eine australische Brauerei“ Herr Haselsteiner, haben Sie Hochtief nicht zeitweise um Leighton beneidet? Haselsteiner: Leighton war für Hochtief eine tolle Investition, auch Turner war nicht schlecht. Nur mit der Baufirma Hochtief Essen haben beide nichts zu tun. Ich hab schon damals dem Hochtief-Chef Hans Peter Keitel gesagt: Es ist dem Hund in Australien wurscht, wer in Essen mit dem Schwanz wackelt. Da war er dann sehr bös. Ich persönlich hätte vielleicht lieber eine australische Brauerei gekauft, um zu diversifizieren. Ob ich jetzt Bier habe in Australien oder Bau, ist von Strabag Wien aus betrachtet wurscht. Du fliegst Business, Du wirst schön empfangen, dann wird Dir alles präsentiert, und dann steigst Du wieder ins Flugzeug – und die Manager dort unten sagen: Jetzt ist der Oide („der Alte“) wieder weg. Nach Australien müssen Sie zehn Stunden fliegen, dann sechs Stunden ausschlafen und stellen überrascht fest, was da unten im Bau passiert. Quelle: REUTERS
…die Steuerung von Geschäften in Chile„In Chile wollen wir nur bestimmte Geschäfte, in Russland eine deckende Präsenz“ Herr Dr. Birtel, Chile ist nicht viel näher als Australien. Wie steuern Sie die Geschäfte dort? Birtel: Chile, Australien und andere Märkte sind dann nicht auszuschließen, wenn wir einen Großkunden dorthin begleiten. Auch wenn wir dort mit den großen Bergbaukonzernen Kooperationen eingehen, ist das eine andere Strategie als eine Tochter dort zu haben, die sich von Europa aus kaum kontrollieren lässt. Wir wollen dann nur ein bestimmtes Geschäft, bei dem wir einen strategischen und einen technologischen Vorsprung haben. Insofern sind wir in Chile und auch in Australien - aber anders als wir in Ungarn oder Rumänien sind und wie wir nach Russland wollen. Dort wollen wir nicht bloß eine Mine erschließen, sondern da wollen wir eine relativ deckende Marktdurchdringung und Präsenz erreichen. Quelle: REUTERS

WirtschaftsWoche: Herr Haselsteiner, Sie wollen den ehemaligen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky, der wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung inhaftiert ist, im Finanzbereich von Strabag beschäftigen. Warum machen Sie das?

Haselsteiner: Was erstaunt Sie daran?

Dass Sie ohne Not die Distanz zu einem Straftäter aufgeben, der Strabag-Aufsichtsrat war. Das hat ein Geschmäckle.

Haselsteiner: Ich bin nicht päpstlicher als der Papst. Wer rechtskräftig verurteilt wurde, hat seine Strafe abzubüßen. Dann ist die Sache erledigt. Gribkowsky im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten zu resozialisieren ist im öffentlichen Interesse. Ich bin dagegen, jemanden, der einen Fehler gemacht hat, lebenslänglich an den Pranger zu stellen.

Die größten Baukonzerne Europas
Bauarbeiter arbeiten auf einem Gerüst Quelle: AP
Bauarbeiter arbeiten auf einer Baustelle des Konzerns Strabag Quelle: dpa
Platz 8: COLAS SADer französische Konzern hat sich auf Straßen- und Schienenbau spezialisiert. Der Name des Konzerns, für den 73.600 Menschen arbeiten, setzt sich aus den englischen Wörtern "cold" und "asphalt" zusammen.Umsatz 2012: 13 Milliarden Euro Quelle: dpa
Baukräne unter grauem Himmel Quelle: AP
Ein Bauarbeiter erhitzt auf einer Baustelle Rohre Quelle: APN
Bauarbeiter in einem neu gebauten U-Bahn-Schacht Quelle: dpa/dpaweb
Ein Arbeiter des Bauunternehmens Hochtief weist einen Container ein Quelle: dpa

Was genau soll er machen für Strabag?

Haselsteiner: Er ist ein ausgebildeter Finanzmann, und wir werden ihn in der Projektentwicklung einsetzen.

Ist Gribkowsky zeichnungsberechtigt?

Haselsteiner: Nein.

Als Freigänger wird er zu festen Zeiten in der Haftanstalt sein müssen. Mit seinen Aufgaben bei Strabag ist das kompatibel?

Haselsteiner: Wir werden das entsprechend gestalten. Außerdem muss ja erst die Justiz entscheiden, ob ein Freigängertum für ihn infrage kommt. Vergangene Woche habe ich Gribkowsky in der Haftanstalt besucht und die Konditionen besprochen. Es ist kein Managementjob. Gribkowsky soll eine Chance bekommen, diesen Bruch in seinem Leben zu überwinden.

Wann beginnt er für Strabag zu arbeiten?

Haselsteiner: Das ist alles offen. Wie gesagt: Die Justiz entscheidet.

Sie vertrauen Herrn Gribkowsky, dass er keine weitere Untreue begehen wird?

Haselsteiner: Richtig. Ich glaube nicht, dass er mich betrügen wird.

Herr Birtel, geben Sie auch Ihren früheren Mitarbeitern eine zweite Chance, die bei Straßenbau-Aufträgen in Sachsen ein laut Strabag "systematisches Betrugs- und Korruptionsnetzwerk" gestrickt hatten?

Birtel: Dieser Fall liegt anders: Hier wurde die Strabag betrogen und auch durch weitere Straftaten geschädigt.

Zu den Personen

Herr Haselsteiner, wie viel Spielraum wird Herr Birtel haben, Strabag zu führen? Sie bleiben Generalbevollmächtigter und natürlich Großaktionär. Tauschen Sie beide die Büros bloß symbolisch?

Haselsteiner: Sicher nicht! Ich möchte keine Vorstandssitzungen mehr, kein Tagesgeschäft. An Vorstandssitzungen werde ich nur teilnehmen, wenn wir übereinkommen, dass die Tagesordnung es erforderlich macht und ich vom Vorstand eingeladen werde. Ich werde aber bis zum Auslaufen meines Vertrages Ende 2015 bestimmte Funktionen ausüben.

Welche?

Birtel: Herr Haselsteiner wird sich vor allem mit der Strategie der Internationalisierung befassen.

Die ist existenziell. Ihre beim Börsengang 2007 verkündeten Ziele, Strabag solle größter Baukonzern Europas werden und Russland größter nationaler Markt des Konzerns, haben Sie glatt verfehlt.

Haselsteiner: Beides hing miteinander zusammen. Nur wer der Größte in Russland ist, wird der Größte in Europa sein.

"Keine Abweichung von Compliance-Richtlinien"

Die erfolgreichsten Konzerne Europas
Die Top-Unternehmen in Europa erzielten nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young im vergangenen Jahr insgesamt zwar ein Umsatzplus von sechs Prozent (auf 7,5 Billionen Euro), das kumulierte operative Ergebnis (Ebit) allerdings sank deutlich um acht Prozent. Im Durchschnitt sank die Gewinnmarge der 300 umsatzstärksten Unternehmen Europas von 11,4 auf 9,9 Prozent. Quelle: rtr
Rang 10: LukoilDer größte russische Mineralölkonzern belegt in der Statistik von Ernst & Young den zehnten Platz. Lukoil, der sechstgrößte börsennotierte Ölkonzern der Welt, verdiente im Jahr 2012 stolze 10,65 Milliarden Euro (Ebit) und lag damit dennoch acht Prozent unter dem Vorjahreswert. Das Unternehmen machte 105,56 Milliarden Euro Umsatz. Quelle: rtr
Rang 9: VolkswagenAuch wenn das VW-Werk in Wolfsburg seinen 75-jährigen Geburtstag aufgrund der Grundsteinlegung durch Adolf Hitler nicht begeht, gibt es für den Autobauer auch andere Gründe zum Feiern: Der Konzern konnte sein Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 11,93 Milliarden Euro steigern. Auch beim Umsatz legt Volkswagen kräftig zu. Er stieg von 159,34 auf 192,68 Milliarden Euro. Damit holt sich der größte Autohersteller Europas zumindest beim Umsatz die Bronze-Medaille ab. Quelle: rtr
Rang 8: NestléDer weltgrößte Lebensmittel-Konzern hat Ende Mai Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Grundsteinlegung für das Kaffeekapsel-Werk in Schwerin begrüßen dürfen. Das Kaffeekapsel-Geschäft boomt: Insgesamt zwei Milliarden Kapseln sollen dort pro Jahr produziert werden. Doch auch andere Geschäftsfelder wie Tiefkühlpizzen, Tiernahrung oder Süßigkeiten sorgten dafür, dass der operative Gewinn um zwölf Prozent auf 11,93 Milliarden Euro zulegte. Quelle: dpa
Rang 7: RocheUnd wieder die Schweizer. Das weltweit tätige Pharmaunternehmen F. Hoffmann-La Roche behauptet sich mit einem Gewinn von 14,13 Milliarden Euro im Jahr 2012 noch vor Nestlé auf dem siebten Platz. Die Schweizer stehen wegen ihrer hohen Kosten für neue Krebsmedikamente in der Kritik. Die Onkologie gehört aktuell neben Virologie und der Transplantationsmedizin zu den größten Forschungsfeldern des Unternehmens. Quelle: rtr
Rang 6: BHP BillitonEinen deutlichen Gewinnrückgang musste der australisch-britische Rohstoffkonzern im vergangenen Jahr hinnehmen. Das Unternehmen nahm aufgrund fallender Rohstoffpreise und einem schwächeren US-Dollar knapp 40 Prozent weniger ein als im Vorjahr. BHP Billiton musste sich daher mit einem Gewinn von 15,62 Milliarden Euro zufriedengeben. Die enttäuschenden Zahlen blieben nicht ohne personelle Folgen: Der bisherige Vorstandschef Marius Kloppers machte Platz für Andrew Mackenzie. Quelle: Presse
Rang 5: EniIm Mittelfeld findet sich der italienische Erdöl- und Energiekonzern Eni mit einem Gewinn von 20,05 Milliarden Euro wieder. Trotz Finanzkrise steigerte das Unternehmen sein Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent. Dabei profitierten die Italiener vor allem von der starken Entwicklung im Geschäftsbereich Exploration & Production, was unter anderem mit der Erholung der Fördermengen aus Libyen zusammenhing. Der Umsatz lag bei 128,82 Milliarden Euro. Quelle: rtr

Der Russland-Anteil am Strabag-Umsatz liegt inklusive der angrenzenden Länder bei vier Prozent. Was ist schiefgelaufen?

Haselsteiner: Die Krise 2009 hat Russland sowie die mittel- und osteuropäischen Länder deutlich stärker getroffen, als wir das zur Kenntnis nehmen wollten. Wir sind zu lange davon ausgegangen, dass der Bedarf an Baumaßnahmen etwa im Wohnungsbau und der Infrastruktur uns einen riesigen Markt bescheren würde. Hinzu kommt eine Renationalisierung in Russland in den Köpfen von Managern, Beamten und Politikern, die Investitionsentscheidungen treffen. Deren Haltung ist: Westliches Know-how brauchen wir nicht. Das Enttäuschendste in dieser Hinsicht sind die Olympischen Spiele: Von insgesamt 30 Milliarden Dollar Auftragsvolumen wurde nicht einmal eine Milliarde an nicht russische Unternehmen vergeben.

Und davon an Strabag?

Birtel: Rund 600 Millionen Dollar - beim Flughafen und beim Olympischen Dorf.

Schwerpunkt Deutschland, Schwachpunkt Russland - Kennzahlen und Konzernstruktur von Strabag 2012 (zum Vergrößern bitte anklicken)

Ihr russischer Co-Aktionär Oleg Deripaska hat Ihnen nicht die Türen geöffnet?

Haselsteiner: Ohne ihn hätten wir nicht einmal diese Aufträge bekommen. Aber Ziel war nie, dass Deripaska uns in großem Umfang Aufträge ins Haus schiebt. Wir hatten uns mit ihm darauf geeinigt, eine Russian Construction Holding zu grün-den, in der Strabag Russland und zwei Bauunternehmen Deripaskas gebündelt werden sollten. Bei einer seiner Firmen - Transstroy - haben wir bereits mit der Prüfung begonnen. Die Russen haben aber selbst nicht genau gewusst, was sie da alles besitzen und wie es organisiert ist. Das Rechnungs- und Berichtswesen entsprach bisher nicht den Anforderungen eines börsennotierten, nach IFRS-Standard berichtenden Konzerns. Wir haben deshalb die Transstroy-Prüfung unterbrochen. Das war eine weitere Enttäuschung in Russland.

Wie geht es weiter?

Haselsteiner: In zwei Monaten legt Transstroy ihre neuen Bilanzen vor. Wir hoffen, dass wir dann eine für uns nachvollziehbare Struktur vorfinden. Verläuft die Prüfung erfolgreich, könnten wir das Joint Venture 2014 gründen. Noch haben wir aber von den Zahlen und der Lage der beiden Unternehmen keine Vorstellung.

Sie, Herr Birtel, haben die Verantwortung für das Russland-Geschäft. Wie können Sie die Probleme dort lösen?

Birtel: Die Möglichkeiten sind beschränkt. Wir hoffen auf Infrastrukturprojekte im Rahmen von PPP-Modellen. Eines über zwei Milliarden Euro Auftragsvolumen hatten wir 2008 zwar gewonnen, aber das fiel der Wirtschaftskrise zum Opfer.

Diese Firmen halten Deutschland zusammen
huGO-BildID: 17296386 ARCHIV - Zementsaecke der Firma HeidelbergCement liegen am 7. August 2007 im Werk in Leimen bei Heidelberg. Die Baustoffhersteller Heidelberg Cement hat im Rezessionsjahr 2009 einen massiven Gewinn- und Umsatzrueckgang verzeichnet. Wie das Unternehmen am Donnerstag, 18. Maerz 2010, mitteilte, brach der Jahresueberschuss um 91,3 Prozent auf 168 Millionen Euro ein. (AP Photo/Daniel Roland) --- FILE - Cement bags of HeidelbergCement are seen at the company's factory in Leimen near Heidelberg, southwestern Germany, on Tuesday, Aug. 7, 2007. (AP Photo/Daniel Roland) Quelle: AP
huGO-BildID: 23964073 Baden-Wuerttemberg/ ARCHIV: Cement bags of HeidelbergCement are seen at the company's factory in Leimen near Heidelberg, southwestern Germany (Foto vom 07.08.07). Der Baustoffhersteller HeidelbergCement hat im dritten Quartal trotz steigender Energiekosten sein Ergebnis stabil gehalten. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,6 Prozent auf 3,62 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag (03.11.11) mitteilte. (zu dapd-Text) Foto: Daniel Roland/AP/dapd Quelle: dapd
huGO-BildID: 5193818 Ein Lkw des Zementherstellers Dyckerhoff auf dem Werksgelände in Wiesbaden-Biebrich (Archivfoto vom 13.04.2005). Der Wiesbadener Baustoffkonzern Dyckerhoff hat im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn gesteigert, der Absatz in Deutschland bleibt aber schwach. Vor allem dank der Zuwächse in den USA und Osteuropa wuchs der Umsatz um 7 Prozent auf 588 Millionen Euro, wie der Konzern am Montag (08.08.2005) mitteilte. Der Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 18 auf 119 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem Umsatzanstieg um 5 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro. Foto: Frank May dpa/lhe +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa/dpaweb
huGO-BildID: 5033562 Im Bad Freienwalder Werk der Wienerberger Ziegelindustrie überprüft der Mitarbeiter Jürgen Presser einen gerade gepressten so genanten Hintermauerziegel (Foto vom 28.06.2005). Das Ostbrandenburger Tochterunternehmen gehört zur weltweit agierenden Wienerberger AG mit Sitz in Wien (Österreich). In Bad Freienwalde sind 31 Mitarbeiter angestellt. Hier werden in etwa 50 verschiedenen Größen und Formen Hintermauerziegel hergestellt. Die Ziegel kommen vorwiegend beim Haus-Rohbau zum Einsatz. Im Vergleich zu herkömmlichen Blockziegeln erfordern die Planziegel einen geringeren Aufwand beim Mauern. Der Grundstoff für die Ziegelherstellung Ton, wird in einer Grube direkt hinter dem Werk gefördert. Foto: Patrick Pleul dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa/dpaweb
huGO-BildID: 26119340 Das Firmenlogo leuchtet vor der Hauptverwaltung des Baustoffherstellers Xella in Duisburg (Foto vom 22.04.2012). Am Freitag (27.04.2012) legt die Xella-Gruppe in Duisburg ihre Bilanzzahlen vor. Foto: Martin Gerten dpa/lnw +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Wie korruptionsanfällig sind Geschäfte in Russland? Sie, Herr Haselsteiner, haben gesagt, um dort an Aufträge zu kommen, müssten Sie Vermittler und "eine gewisse Subunternehmerstruktur" akzeptieren, sonst könnten Sie den Markt "vergessen".

Haselsteiner: Das ist eines unserer großen Themen in Russland. Die Frage ist, ob die Bearbeitung des Marktes öffentlicher Aufträge Compliance-kompatibel ist. Wenn wir Platzhirsch im russischen Baumarkt werden wollen, müssen wir in den öffentlichen Bereich, etwa mit privat finanzierten Infrastrukturprojekten. Was wir da umsetzen können unter Einhaltung unserer Compliance-Richtlinien, ist eine offene Frage. Wir sind nicht bereit, von diesen Richtlinien abzuweichen, nur weil es Russland ist. Derzeit haben wir keinen einzigen Auftrag der öffentlichen Hand.

"Stock Options gehören ins Strafgesetzbuch!"

Deutschlands sündhaft teure Prestigebauten
Die Elbphilharmonie ist das teuerste Kulturprojekt in Deutschland. Die Kostenexplosion und Bauverzögerung wird ein Fall für die Justiz. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt, ob Straftaten vorliegen. Laut Abschlussbericht sind eine unfertige Planung, mangelnde Kontrolle vonseiten der Politik und ein Chaos auf der Baustelle schuld am Desaster beim Bau. Die Kosten für den Steuerzahler bei dem Projekt sind von ursprünglich 77 Millionen auf 789 Millionen Euro gestiegen, die Eröffnung wurde von 2010 auf 2017 verschoben. Erstmals nennt der Abschlussbericht, der die Ereignisse bis Ende 2008 untersucht, auch die Namen der Verantwortlichen. Demnach ist die städtische Realisierungsgesellschaft (Rege) mit ihrem Chef Hartmut Wegener für wichtige Fehlentscheidungen verantwortlich. Die politisch Verantwortlichen, allen voran Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und sein Chef der Senatskanzlei Volkmar Schön (CDU), seien dagegen ihrer Aufsichtspflicht nicht gerecht geworden. Aber auch die Architekten Herzog & de Meuron und der Baukonzern Hochtief kommen in dem Bericht nicht gut weg. „Wenn wir konkrete Anhaltspunkte für eine verfolgbare Straftat finden würden, würden wir entweder einen Ermittlungsvorgang gegen einen bestimmten namentlich bekannten Beschuldigten oder mehrere einleiten oder wir würden ein Unbekannt-Verfahren einleiten, wenn wir noch nicht wüssten, wer der Beschuldigte ist“, erklärt die Sprecherin Nana Frombach. Quelle: dpa
Deutschlands teuerstes Kulturprojekt, die Hamburger Elbphilharmonie, wird die Steuerzahler laut Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) stolze 789 Millionen Euro kosten - und soll 2017 eröffnet werden. Das Prestigeprojekt würde damit gut zehnmal teurer als 2005 vom damaligen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) veranschlagt. Damals war von rund 77 Millionen Euro die Rede. Auf der Baustelle im Hafen herrscht mittlerweile seit rund anderthalb Jahren Stillstand, weil sich die Vertragspartner lange nicht einigen konnten. Erst im März hatte Scholz mit Hochtief einen Vertrag geschlossen, wonach der Essener Baukonzern künftig sämtliche Risiken übernimmt und das Konzerthaus bis Ende Oktober 2016 zum „Globalpauschalfestpreis“ von 575 Millionen Euro zu Ende baut. Nicht berücksichtigt waren dabei jedoch unter anderem die Finanzierungs- und Baukosten für den kommerziellen Teil und die Vorplanungskosten. Nun geht aus dem vertraulichen zweiten Entwurfs des Abschlussberichts des Untersuchungsausschusses hervor, der Spiegel Online vorliegt. Die Schuldigen sollen die Projektkoordination, Bauunternehmer und Architekt, sowie auch der damalige Erster Oberbürgermeister, Ole von Beust, sein. Quelle: REUTERS
Die sogenannte 'Kanzlerbahn', die derzeit zwischen dem Hauptbahnhof, Kanzleramt und dem Brandenburger Tor verkehrt, soll um 92 Millionen Euro teurer werden. Laut Berliner Morgenpost beläuft sich das Gesamtvolumen künftig auf 525 Euro, die das Land und der Bund zahlen müssen. Quelle: dpa
In Schlangen winden sich Hunderte Besucher durch den Saal, bestaunen historische Exponate, erhaschen per Kurzfilm einen Einblick in die Arbeit der Bundestagsabgeordneten. In einem Miniplenarsaal mit originalgetreuen blauen Sesseln lauschen sie einer gespielten Debatte und ergreifen selbst das Wort. Dann geht es durch den unterirdischen Gang ins Reichstagsgebäude, hinauf in die gläserne Kuppel. Zum Abschluss noch ein Imbiss an einem der 16 Bistro-Tische, die die 16 Bundesländer repräsentieren. So soll es aussehen, das Besucher- und Informationszentrum des Bundestages (BIZ). Ursprünglich sollte es 200 Millionen Euro kosten. Im Januar dann lag der anvisierte Preis schon bei 330 Millionen Euro. "Ein Bau für 330 Millionen Euro, das wird nicht kommen", sagte damals Eduard Oswald, CSU-Bundestagsvizepräsident und Vorsitzender der inneren Kommission, gegenüber WirtschaftsWoche. Nun heißt es in einem Bericht der Welt, dass der Bau mit bis zu 500 Millionen Euro zu Buche schlagen werde. das gehe aus einem Bericht der 36-köpfigen "Reformkommission Bau von Großprojekten" der Bundesregierung hervor. Quelle: dpa
Die Stuttgarter waren nicht ohnmächtig: Stuttgart 21 steht für einen politischen Umbruch in Baden-Württemberg und den Einzug neuer Formulierungen in die deutsche Sprache, wie zum Beispiel das Wort „Wutbürger”. Der alte Kopfbahnhof soll zu einem Tunnelbahnhof umgebaut werden. Eine riesige Protestwelle überrollte die baden-württembergische Landeshauptstadt, seit der Abriss des alten Bahnhofs startete. In einer Abstimmung Ende 2011 sprach sich eine Mehrheit der Bevölkerung jedoch für das Projekt aus. Gestritten wird vor allem über die Kosten des Umbaus... Quelle: dpa
Immer wieder wurden die prognostizierten Baukosten nach oben korrigiert. Zwischenzeitlich sprach die Deutsche Bahn von 4,5 Milliarden Euro, mittlerweile hat sie die Zahlen um ganze zwei Milliarden erhöht.. Andere Experten veranschlagen Kosten von bis zu elf Milliarden Euro. Auch der Bundesrechnungshof hat diese Summe bereits vor drei Jahren als viel zu gering bezeichnet. Die DB hatte damals die Einschätzung zurückgewiesen. Inzwischen sind viele Dokumente ans Tageslicht gekommen, die beweisen, dass die Bahn hohe Mehrkosten vorsätzlich verschwiegen hat. Nicht zuletzt die mangelnde Transparenz bezüglich der Gesamtkosten des Projekts hat viele Bürger auf die Straße getrieben. Die ersten Züge werden wohl nicht vor 2022 im unterirdischen Bahnhof einfahren. Quelle: dpa
Eigentlich sollte die Erweiterung des Saarland-Museums und der Modernen Galerie in Saarbrücken ein Prestigeprojekt werden. Allerdings haben sich die veranschlagten Kosten mehr als verdreifacht. Ursprünglich sollte der Bau neun Millionen Euro kosten. Wie tief der Steuerzahler dafür in die Tasche greifen muss, ist noch offen. Bisher steht in bester Lage in Saarbrücken unweit des Staatstheaters ein hässlicher Betonklotz im Rohbau, dem ein Gutachten jetzt zahlreiche Mängel bescheinigt hat. Die Landesregierung will aber auf jeden Fall an dem schon weit vorangeschrittenen Projekt festhalten, obwohl viele vor einer „zweiten Elbphilharmonie“, wenn auch in sehr viel kleinerer Größenordnung, warnen. Quelle: dpa

Wo liegen die Alternativen für Strabag?

Birtel: In Ländern wie der Mongolei, Turkmenistan und Kasachstan. Wir schauen uns diese Märkte sehr konkret an - natürlich auch hinsichtlich Compliance-Aspekten.

Wie groß ist Ihr Interesse an der Hochtief-Servicesparte, die zum Verkauf steht?

Haselsteiner: Da haben wir Ende Mai ein Angebot abgegeben und verfolgen das mit großem Interesse und Ambitionen. Der Bereich würde unsere Dienstleistungssparte sehr gut ergänzen. Wir haben da kaum Überschneidungen mit Hochtief.

Interessiert Sie auch das Bilfinger-Concessions-Geschäft, das Vorstandschef Roland Koch plötzlich feilbietet, also Bilfingers schon bestehende Projekte mit der öffentlichen Hand?

Birtel: Nein. Unsere Strategie im Konzessionsgeschäft sieht vor, dass wir uns im gesamten Lebenszyklus des Projektes - also von der Finanzierung über den Bau bis hin zum Betrieb - engagieren und jedenfalls Wert schöpfen über neue Bauprojekte. Wo der Bau abgeschlossen ist, geht das nicht.

Sie haben Managementfehler eingeräumt bei der Vorstellung der Bilanz 2012. Hat das monetäre Folgen?

Birtel: Allerdings. Der gesamte Vorstand erhält für 2012 keine variablen Bezüge.

Und was verdienen Sie künftig, Herr Birtel? Herr Haselsteiner hat mal gesagt, Gehälter von mehr als einer Million Euro fände er unvernünftig.

Haselsteiner: Das habe ich so nicht gesagt.

Es steht im Archiv: "Unvernünftig ist alles, was über einer Million liegt."

Haselsteiner: Ich habe aber auch dazu gesagt, dass es im Auge des Betrachters liegt, was unvernünftig hoch ist.

Birtel: Mein Gehalt ist jedenfalls genauso hoch, wie das von Herrn Haselsteiner als Vorstandschef war.

Also 633.000 Euro plus Boni. Sie, Herr Haselsteiner, halten Aktienoptionen für Manager für eine Form der Bestechung, bei Strabag gibt es keine. Warum?

Haselsteiner (wird laut und schlägt auf den Tisch): Stock Options gehören ins Strafgesetzbuch! Das Aktiengesetz sieht vor, dass der Vorstand den Stakeholdern zu dienen hat, also nicht nur den Aktionären, sondern auch Mitarbeitern, Kunden und der Gesellschaft. Eine Aktienoption aber ist der Versuch der Shareholder, den Vorstand für eine einseitige Betrachtungsweise zu gewinnen, als wäre nur der Börsenkurs wichtig. Zu sagen: Du kriegst von mir Geld, wenn du vorrangig an meine Interessen denkst, ist für mich der Versuch einer Bestechung. Es erstaunt mich, dass es keine laute Kritik daran gibt.

Hochhäuser als Krisenpropheten
Singer Building Quelle: GNU
Das Chrysler Building (Vorne) Hinten Empire State Quelle: REUTERS
Sears Tower Quelle: dpa
Petronas Towers Quelle: REUTERS
Der Taipei 101 Quelle: AP
Der Burj Khalifa Quelle: REUTERS
Der Tiankong Chengshi

Sie haben sich mit Ihrem Privatvermögen an der Investmentgesellschaft Signa beteiligt, die ohne Erfolg für Kaufhof mitgeboten hat und Karstadt-Immobilien besitzt. Spekulieren Sie auf eine Fusion von Karstadt und Kaufhof?

Haselsteiner: Ich bin bei Signa ein reiner Finanzinvestor und habe mich mit dieser Frage nicht beschäftigt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es nicht das Gescheiteste ist, wenn in einem schrumpfenden Markt in einer Stadt zwei Kaufhäuser 100 Meter entfernt voneinander stehen.

"Wir brauchen eine kontrollierte Inflation"

In welchen Städten Baustellen den Verkehr lahm legen
Für Autofahrer ist Rostock ein Albtraum. Die Hansestadt zählt zu den acht „Stau-Cities“ Deutschlands. Im Durchschnitt steht pro 12,76 Kilometer eine Baustelle, jede 21. Straße wird durch einen Bau behindert. Damit liegt die Stadt 53,4 Prozent über dem Mittelwert. Die Betreiber der Internetseite www.travel24.com haben zwischen dem 30. Juli und dem 23. August die Stadtverwaltungen der 35 größten deutschen Städte nach der Anzahl der Baustellen, Straßen sowie Straßennetzlänge befragt. Bei einigen Städten gab es nur Schätzwerte der Baustellen. Insgesamt gibt es laut Umfrage 2.692 Straßenbaustellen in Deutschland. Die Platzierung berechnet sich aus dem Prozentanteil der Verkehrsbehinderungen im Straßennetz. Quelle: dpa
Münster gilt als Fahrradmetropole. Für Autos hingegen bergen die Straßen der Stadt einige Hindernisse. Alle 12,5 Kilometer müssen die Fahrer im Durchschnitt mit einer Baustelle rechnen. Münster baut an 100 Stellen gleichzeitig, auf jeder 20. Straße besteht daher Staugefahr. Quelle: dpa
Auch in Dresden macht Auto fahren nicht immer Spaß. Hier verhindern alle 7,1 Kilometer Baustellen den fließenden Verkehr. Dank insgesamt 200 Straßenbaustellen muss ein Autofahrer auf jeder 16. Straße mit einer Ausbesserung der Strecke rechnen. Möglicherweise macht ein Besuch der Frauenkirche das Verkehrschaos aber wieder wett. Quelle: dpa
In Krefeld warten ebenfalls Staus auf die Verkehrsteilnehmer. Obwohl die Stadt lediglich 89 Baustellen vermeldet, müssen Autofahrer alle 8,99 Kilometer eine einkalkulieren. Damit ist jede 15. Straße in Krefeld teilweise versperrt. Das bringt der Stadt deutschlandweit den fünften Platz bei den „Stau-Cities“. Quelle: dpa
Platz 4 der Städte mit den meisten Baustellen geht an Düsseldorf. Auch in der Landeshauptstadt behindert auf jeder 15. Straße ein Schlagloch oder ähnliches den Verkehr. Im Durchschnitt kommt nach 6,52 Kilometer das nächste Hindernis. Kein Wunder: Die Stadt baut an 184 Stellen gleichzeitig. Quelle: dpa
Auch im beschaulichen Breisgau stockt der Verkehr gelegentlich – besonders in Freiburg. Hier erwartet den Autofahrer auf jeder neunten Straße bzw. alle 9,14 Kilometer eine Baustelle. Mit 140 Beeinträchtigungen im Straßenverkehr kommt die baden-württembergische Stadt auf den dritten Platz im Ranking der „Stau-Cities“. Quelle: dpa
Besonders dramatisch ist die Verkehrslage im Ruhrgebiet. In Duisburg treffen Autofahrer durchschnittlich alle vier Kilometer auf eine Baustelle. Mit 300 Baustellen im Stadtgebiet ist das wohl nicht schwer. Jede neunte Straße ist teilweise blockiert. Das macht den zweiten Platz. Quelle: dpa

Was Deutschland nicht mehr hat, ist ein Vorzeige-Baukonzern. Philipp Holzmann und Walter-Bau gingen pleite, Bilfinger wird Dienstleister, Hochtief ist spanisch.

Birtel: Vergessen Sie nicht, dass kein deutsches Bauunternehmen in Deutschland je so viel umgesetzt hat wie Strabag, nämlich fünf Milliarden Euro im Jahr. Wer sagt, Strabag sei kein deutsches Bauunternehmen, weil der Großaktionär in Wien sitzt, übersieht, dass die Mehrheit aller Dax-Unternehmen in ausländischer Hand ist.

Kann der deutsche Anteil am Strabag-Umsatz - 40 Prozent - noch steigen?

Birtel: Wenn sich der Markt entsprechend entwickelt, kann er das. Der Markt für Wohnimmobilien profitiert nach wie vor von der Flucht ins Betongold. Und was den öffentlichen Bau angeht, wird schon aus Gründen der Sicherheit und um den Straßen- und Güterverkehr aufrechtzuerhalten, gebaut werden müssen - ob Budgets da sind oder nicht. Ähnlich beim Thema Energiewende: Egal, was politisch entschieden wird, es muss gebaut werden. Insofern ist mir für den eigentlich reifen deutschen Markt trotzdem nicht bange.

Sie setzen auf öffentliche Aufträge, während der Druck zum Sparen in Europa immer größer wird. Was müsste geschehen, um die Euro-Krise zu überwinden?

Haselsteiner: Welche Chance haben die Europäer denn, mit der Schuldenkrise fertig zu werden? Erstens Schuldenschnitt oder Staatspleite, zweitens Krieg und drittens Inflation! Ein vierter Weg wird nicht vom Himmel fallen.

Was schlagen Sie vor?

Haselsteiner: Lösung eins und zwei will keiner, also brauchen wir eine kontrollierte Inflation, und zwar eine saftige. Denn ich glaube nicht, dass Europa mit 30 Prozent Jugendarbeitslosigkeit leben kann und dass die 40 Prozent junger Arbeitsloser in Spanien noch lange stillhalten.

Keine Alternative?

Haselsteiner: Die Alternative wäre, dass wir weiter Deflation betreiben, weil wir die Geldsäcke und die Pensionsfonds schonen müssen, die in den letzten 70 Jahren Reichtümer angehäuft haben, und dass Deutschland und Österreich dem Süden Europas sagen: Ihr da unten könnt verhungern, ihr könnt euch euren Lebensabend in die Haare schmieren, ihr braucht keine ärztliche Versorgung mehr, Pensionen auch nicht, Strom und Wasser auch nicht - ab Rosenheim und ab dem Brenner aber, da ist die Welt heil und schön. Ich glaube nicht, dass das geht.

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