Hauptversammlung Bayer-Aufsichtsrat hält trotz Glyphosat-Klagen zu Vorstand

Der Konzern ist nach den Prozessniederlagen in den USA unter Druck geraten. Vor der Hauptversammlung stellt sich der Aufsichtsrat hinter den Vorstand.

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Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel soll krebserregend sein. Quelle: dpa

Frankfurt Der Bayer-Aufsichtsrat stellt sich hinter den durch die Glyphosat-Klagewelle unter Druck geratenen Vorstand und sieht diesen auch durch ein Gutachten entlastet. Das Kontrollgremium habe unmittelbar nach dem ersten Glyphosat-Urteil in den USA im vergangenen Sommer und den folgenden Kursverlusten eine Überprüfung beschlossen, „ob die Mitglieder des Vorstands im Zusammenhang mit der Übernahme von Monsanto ihre rechtlichen Pflichten eingehalten haben“, heißt es in einer Stellungnahme von Aufsichtsrat und Vorstand zu den Gegenträgen zur Bayer-Hauptversammlung.

Im September 2018 sei die Kanzlei Linklaters mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt worden, in dem diese zu dem Ergebnis komme, dass die Vorstandsmitglieder bei dem Zukauf „ihre rechtlichen Pflichten in jeder Hinsicht eingehalten haben“. Auf dieser Grundlage komme der Aufsichtsrat ebenfalls zu dem Schluss, dass der Vorstand pflichtgemäß gehandelt habe.

In den bislang veröffentlichten Gegenanträgen zur Hauptversammlung am 26. April fordern der Corporate-Governance Experte und frühere DWS-Chef Christian Strenger sowie das Netzwerk „Coordination gegen Bayer-Gefahren“, gegen die Entlastung der Vorstandsmitglieder zu stimmen.

Strenger begründet seinen Antrag unter anderem damit, dass die Monsanto-Übernahme binnen weniger Monate nach ihrem Abschluss zum größten und schnellsten Wertvernichter in der Dax-Geschichte wurde. Der Vorstand habe zudem die Rechtsrisiken im Zusammenhang mit dem von Monsanto entwickelten Unkrautvernichter Glyphosat falsch eingeschätzt.

Bayer-Chef Werner Baumann hatte erst kürzlich in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ die Monsanto-Übernahme verteidigt. Diese sei mit „größtmöglicher Sorgfalt“ geprüft worden, der Vorstand habe die „volle Rückendeckung des Aufsichtsrates“. Der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Werner Wenning, gilt jedoch auch als eine der treibenden Kräfte hinter dem Zukauf.

Baumanns Vorgänger Marijn Dekkers soll gegen den Deal gewesen und auch deshalb vorzeitig ausgeschieden sein. Die 63 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Monsanto hat Bayer bereits Milliarden Euro an Börsenwert gekostet. Inzwischen ist der Konzern nur noch gut 55 Milliarden Euro wert - und damit umgerechnet weniger, als er für den US-Saatgutriesen gezahlt hat.

Sicher ist, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat auf eine turbulente Hauptversammlung gefasst machen können. Erst Ende März wurde Bayer zum zweiten Mal zu Schadenersatz wegen des Monsanto-Unkrautvernichters Roundup verurteilt, der nach Ansicht der Geschworenen einen „erheblichen Faktor“ bei der Entstehung der Krebserkrankung des Klägers ausgemacht hat.

Insgesamt sehen sich die Leverkusener in den USA mit mehr als 11.200 Klägern konfrontiert. Bayer hat die Vorwürfe bestritten und verweist darauf, dass Zulassungsbehörden weltweit Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung als sicher bewerteten.

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