




Auf der Siemens-Hauptversammlung hat Konzernchef Peter Löscher Aktionäre und Mitarbeiter auf Umbrüche und einen geringeren Gewinn vorbereitet. Löscher sprach am Mittwoch in der Münchner Olympiahalle von einem "Jahr des Übergangs". Im Mittelpunkt des neuen Geschäftsjahres werde das im vergangenen Herbst angekündigte Sparprogramm stehen, sagte der Vorstandsvorsitzende. Er wies in seiner Rede darauf hin, dass die Restrukturierungen auch Mitarbeiter beunruhigen könnten. Siemens handele aber "stets mit Augenmaß". Wie viele Arbeitsplätze wegfallen sollen, ist bisher aber noch unklar.
Allein im laufenden Geschäftsjahr (bis 30. September 2013) werde Siemens für das Sparprogramm eine Milliarde Euro aufwenden. Bis 2014 will der Konzern die laufenden Kosten damit jährlich um sechs Milliarden Euro drücken. Nach dem ersten Quartal sieht Löscher sein Unternehmen auf Kurs. "In einem unsicheren konjunkturellen Umfeld sind wir solide in das Geschäftsjahr 2013 gestartet", sagte der Vorstandsvorsitzende.
Im ersten Geschäftsquartal von Oktober bis Dezember 2012 verdiente das DAX-Unternehmen unter dem Strich 1,21 Milliarden Euro und damit zwölf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. In den Geschäften, die Siemens fortführen wird, fiel das Minus deutlich geringer aus. Der Auftragseingang ging zurück auf 19,14 Milliarden Euro, der Umsatz legte um zwei Prozent auf 18,13 Milliarden Euro zu. Mittlerweile kommt ein Drittel der Erlöse aus Schwellenländern.
Siemens-Chef Löscher: "Die Prognose steht"
Löscher bedauert ICE-Verzögerungen
Die Jahresprognose bestätigte der Konzern. Siemens will demnach im fortgeführten Geschäft einen Gewinn von 4,5 bis 5,0 Milliarden Euro erzielen. Allerdings stehe der Konzern vor einigen Herausforderungen, sagte Löscher. Dazu gehörten auch die Probleme mit der Anbindung der Windparks in der Nordsee und die verzögerte Auslieferung der neuen ICE-Züge an die Deutsche Bahn. Löscher bedauerte vor den Aktionären die Verspätung.
Die Probleme im Bahngeschäft belasteten Siemens im zurückliegenden Quartal mit 115 Millionen Euro. Wann die acht Züge, die ursprünglich rechtzeitig zum laufenden Winterfahrplan kommen sollten, ausgeliefert werden, ist noch unklar. Bei den Windparks soll es laut Löscher keine weiteren Verzögerungen geben. Drei würden im kommenden Jahr ans Netz gehen, der vierte soll 2015 folgen.
Auch das Solargeschäft belastete den Konzern weiter. Die in Israel erworbene Tochter Solel ist nach wie vor ein Verlustgeschäft und steht zum Verkauf. Das vergangene Geschäftsjahr bezeichnete Löscher als "gutes, aber nicht komplett zufriedenstellendes Jahr" für Siemens. Der Konzern hatte seine ursprünglichen Ziele deutlich verfehlt. Statt der geplanten sechs Milliarden Euro Gewinn im fortgeführten Geschäft verdiente Siemens knapp 5,2 Milliarden Euro. Die Dividende soll dennoch mit 3,00 Euro so hoch wie im Vorjahr ausfallen. Bereits im Vorfeld der Hauptversammlung stand Vorstandschef Löscher im Fokus. Zur Kritik an seinem Führungsstil sagte er: "Siemens ist erfolgreich unterwegs und ich bin ruhig und gelassen." Und er fügte hinzu, auch die kommenden Jahre werde er gemeinsam mit der übrigen Konzernführung "ruhig und gelassen" angehen.