Heckler & Koch Was hinter den dubiosen Deals des Großaktionärs steckt

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Mehr Schulden als Umsatz

Die Transaktion führt dazu, dass die Finanzverbindlichkeiten den Jahresumsatz von H&K im Jahr des Deals plötzlich um 100 Millionen Euro übersteigen. Die jährliche Zinslast durch die Anleihe belastet das Unternehmen seitdem enorm, das Eigenkapital ist bis heute negativ. Die Ratingagenturen bewerten den Waffenhersteller damals mit Ramschstatus. Er warte doch nicht auf Dividenden, wenn er das Geld sofort haben könne, soll Heeschen laut mehreren H&K-Managern gesagt haben.

Vor zwei Jahren zahlte Heeschen plötzlich Schulden, die er bei H&K hat, zurück. Im Sommer gibt er selbst einen Kredit, den er später in Kapital umwandelt. Woher das Geld kommt, mag er nicht sagen. Insider jedenfalls sind überrascht, hatten sie doch zuletzt eher den Eindruck, dass Heeschen kein Geld übrig hat. Flugzeug und Yacht soll er mittlerweile nicht mehr besitzen.

Jedenfalls fällt auf, dass nahezu gleichzeitig mit dem Mittelzufluss durch Heeschen bei H&K ein Franzose namens Nicolas Walewski auftritt. Der Legende nach soll der ein Nachfahre Napoleons sein, sicher aber ist er der Gründer des Assetmanagers Alken. Walewski präsentiert sich vor Führungskräften von H&K und gibt nach Aussage mehrerer Teilnehmer an, „Vertreter der Anteilseigner“ zu sein. Wer diese Anteilseigner sind, sagt er nicht.

Heeschen zählt vermutlich nicht dazu. Zumindest meinen Manager in Oberndorf, dass er seit Walewskis Erscheinen bei H&K nicht mehr viel zu melden hat. Seine Demontage soll sich vor mehr als zwei Jahren gezeigt haben. Da habe er einen neuen Chef vorgestellt, der das Unternehmen dann jedoch verlassen musste. Heeschen habe daraufhin sein Umfeld wissen lassen, dass Walewski jetzt „der Investor“ sei und das so gewollt habe. Das berichten zwei Personen aus dem Unternehmen. Walewski reagierte auf Fragen der WirtschaftsWoche nicht.

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Der Einfluss des Franzosen zeigt sich auch im Aufsichtsrat. Zwei von drei Mitgliedern des Kontrollgremiums sind für Walewskis Fondsgesellschaft tätig. Es erscheint wenig plausibel, dass Heeschen eine derartige Dominanz zugelassen hätte, wenn er tatsächlich noch über 60 Prozent der Stimmen bei H&K frei verfügen könnte und der Franzose, wie Heeschens Umfeld verbreiten lässt, nur sechs Prozent vertritt.

Offiziell verkaufen hätte Heeschen seine Anteile zu diesem Zeitpunkt wohl kaum können. Im Falle eines Wechsels der „Beherrschungsmehrheit“ hätte das Unternehmen den Gläubigern der 300-Millionen-Anleihe einen Rückkauf anbieten müssen. Geld dafür war schlicht nicht da.

Unklar ist auch, wer hinter jenen Aktien steht, die Heeschen auch offiziell nicht gehören. Bei der letzten Hauptversammlung im August vertrat die Deutsche Bank rund 20 Prozent der Stimmen für einen unbekannten Dritten. Weitere rund 18 Prozent gehörten einer Gesellschaft mit dem Namen Ignition Finance II mit Sitz in den Niederlanden. Laut Handelsregister gehört die Firma Heeschens ehemaligem Kompagnon. Der Brite soll aber mittlerweile nicht mehr investiert sein, heißt es in Heeschens Umfeld. Keine der Parteien wollte sagen, wem die Anteile heute zuzurechnen sind.

Im vergangenen Jahr habe es Pläne gegeben, die Eigentümerstruktur „neu zu sortieren“, heißt es im Umfeld des Unternehmens. Seit die Anleihe im Sommer zurückgeführt und teilweise durch Kredite ersetzt wurde, wäre das auch ohne Kollateralschaden möglich. Sichtbar geworden ist jedoch bislang nichts.

Dabei laufen die Geschäfte von Heckler & Koch an sich gut. Das Unternehmen hat den Auftrag erhalten, die französische Armee mit Sturmgewehren auszurüsten. Die Chancen stehen gut, dass die Oberndorfer auch die Bundeswehr mit neuen Gewehren ausstatten dürfen. Seine Schulden hat das Unternehmen im Jahr 2017 reduziert, wodurch auch die Zinslast sinkt.

Trotzdem sind die Verbindlichkeiten noch immens, das Eigenkapital ist unverändert negativ. Im Frühjahr stehen zudem ehemalige Führungskräfte wegen mutmaßlich illegaler Waffenexporte nach Mexiko vor Gericht. Ein Verkauf dürfte deshalb aktuell eher schwerfallen, geschweige denn, dass der Preis so hoch ist, dass bei den Eigentümern noch was hängen bleibt.

Andreas Heeschen dürfte das ziemlich gleichgültig sein. Für ihn hat sich der Deal so oder so gelohnt. Ohnehin wendet er sich womöglich einer anderen Branche zu. So erzählt er schon länger, dass es ihn zurück zu seinen Wurzeln ziehe – ins Ölgeschäft.

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