Heckler&Koch Wem gehört Deutschlands wichtigster Waffenhersteller?

Heckler&Koch: Wem gehört Deutschlands wichtigster Waffenhersteller? Quelle: dpa

Öffentlichen Meldungen zufolge gehört Heckler&Koch mehrheitlich dem Fondsmanager Nicolas Walewski. Doch sein Vorgänger behauptet, die Heckler-Aktien nie übertragen zu haben. Vor dem Landgericht Frankfurt trafen beide Parteien nun aufeinander.

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Seit 2002 zog bei Heckler&Koch (H&K) der Finanzinvestor Andreas Heeschen die Strippen. Der vorherige Eigentümer BAE Systems wollte den deutschen Hersteller von Schusswaffen seinerzeit unbedingt los werden. Der britische Technologie- und Rüstungskonzern fürchtete, dass er etwa für die Folgen von Amokläufen in Haftung genommen werden könnte. So kam Heeschen gemeinsam mit einem britischen Partner äußerst günstig an den Traditionsbetrieb. Als sich später die Gesetze in den USA im Sinne der Waffenbauer änderten, löst sich das Haftungsrisiko schnell in Luft auf. Heeschen hatte gezockt – und gewonnen.

2016 machte dann bei H&K das Gerücht die Runde, dass Heeschen, obwohl offiziell noch Großaktionär, längst keine Macht mehr bei dem Waffenhersteller aus Oberndorf hat. Manager berichteten, dass sich der Franzose Nicolas Walewski den Führungskräften von H&K als neuer Vertreter der Anteilseigner präsentiert habe. Auch Heeschen habe daraufhin sein Umfeld wissen lassen, dass Walewski jetzt „der Investor“ sei. Walewski ist Gründer des Assetmanagers Alken, der mehrere Milliarden Euro verwaltet. Als die WirtschaftsWoche über den Machtwechsel berichtete, wollten weder Walewski noch Heeschen sich hierzu äußern. 

Erst Jahre später kam heraus, was sich seinerzeit bei Heckler&Koch abgespielt hatte: Eine Firma von Walewski hatte damals mehrere Darlehen über zusammen mehr als 160 Millionen Euro an H&K-Großaktionär Heeschen ausgereicht. Diese Kredite wurden mit mehr als 15 Millionen H&K-Aktien, die einem Unternehmensanteil von rund 54 Prozent entsprachen, besichert. Für einen Großteil Schulden galt, dass Walewskis Firma nicht nur entscheiden konnte, wann die Schulden beglichen werden mussten, sondern auch ob sie mit Bargeld oder mit H&K-Aktien zu begleichen waren.

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Im Dezember 2019 war es dann so weit. Walewskis Firma forderte, dass drei Darlehen in H&K-Aktien zurückgezahlt werden sollen. Nachdem das Bundeswirtschaftsministerium den Eigentümerwechsel im Sommer 2020 genehmigte – was bei Rüstungsunternehmen erforderlich ist – gab die Walewski-Firma bekannt, nun Mehrheitseigner der Waffenschmiede aus Oberndorf zu sein. Wichtig zu wissen ist: Bei dem Deal wurden die Aktien nicht physisch übergeben. Vielmehr lagen Heeschens Aktien bei einem Treuhänder und der erklärte nun, sie künftig für Walewskis-Firma zu halten. 

Doch das ficht Heeschen bis heute an. Er meint, dass die Aktien weiterhin ihm gehören. Sein Anwalt begründet das unter anderem damit, dass Walewskis Firma nie gesagt habe, welche Aktien genau sein Mandant wann an wen liefern sollte. Dies sei aber nötig gewesen, was sich indirekt aus dem Vertrag ergebe. Die Aktien hätten dementsprechend gar nicht übergeben werden können. Heeschen sehe sich im Nachgang auch getäuscht, weil er meinte, einen Deal mit Fondsmanager Walewski zu machen, nicht aber mit dem Banker Gérard Lussan, der dann bei der vermeintlichen Walewski-Firma auftauchte.  

Dass die Aktien quasi automatisch übergegangen sind, nachdem Walewskis Firma das Darlehen zurückgefordert hatte und das Bundeswirtschaftsministerium den Deal genehmigte, sieht Heeschens Anwalt jedenfalls nicht. Walewskis Firma hatte deshalb Klage beim Landgericht Frankfurt eingereicht. Dies sollte feststellen, dass Walewskis Firma die 15 Millionen H&K-Aktien gehören oder zumindest, dass Heeschen verpflichtet ist, die Aktien zu übertragen.

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von Rüdiger Kiani-Kreß

Beim ersten Verhandlungstermin am Donnerstag (27. Januar 2022) wurde gleich klar, dass die Chancen eines Vergleichs nicht sonderlich gut stehen. Die Richterin fragte, ob die Beteiligten sich einigen wollten. Heeschens Anwalt erklärte daraufhin, der Gegenseite schon mehrfach Vergleichsverhandlungen vorgeschlagen zu haben. Diese habe jedoch nicht reagiert. Ein Anwalt der Walewski-Firma meinte dazu: „Wir wissen nicht was der Beklagte möchte.“ Verhandlungen machten nur Sinn, wenn die Grundlage feststehe.

Heeschens Anwalt erklärte darauf, es könne um Aktien- und auch Aufsichtsratsposten gehen. Die Möglichkeiten seien vielschichtig. „Sie bekommen jetzt keine Wunschliste von uns.“ Im Laufe der Verhandlung äußerte sich auch Heeschen selbst. Er vermittelte den Eindruck nicht gewollt zu haben, dass alle verpfändeten H&K-Aktien an Walewskis Firma gehen. Grundlage der Darlehensverträge sei vielmehr  gewesen, das Unternehmen gemeinsam an die Börse zu bringen, sagte er. Es gebe ja sicher auch Bedarf an seinem 15-jährigen Wissen über das Unternehmen und die Industrie. Doch dass Heeschen in Zukunft noch bei H&K mitmischt, dürfte für das Walewski-Lager kaum verhandelbar sein. Beide Parteien hatten immerhin eine Zeit lang versucht, zusammenzuarbeiten. Die Reibungsverluste waren jedoch zu groß und letztlich schädlich für Heckler&Koch. Im Aufsichtsrat fanden beide Lager oft keine gemeinsame Linie. Der Vorstand geriet regelmäßig zwischen die Fronten. Das galt besonders für Vorstandschef Jens Bodo Koch. Er gilt als Walewski-Mann. Heeschen, so hört man aus dessen Umfeld, soll kein großer Fan des Managers sein. Zu wenig Fachwissen. Zu zögerlich. Und eben zu wenig auf Heeschens Seite. 

Die Richterin konnte die beiden Parteien nicht davon überzeugen, Vergleichsverhandlungen aufzunehmen. Offenbar gab es auch schon den ein oder anderen Meinungsaustausch, bei dem jedoch keine gemeinsame Basis gefunden werden konnte. 

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Die Parteien können jetzt noch weitere Schriftsätze einreichen. Das Gericht entscheidet dann, wie es weitergeht. Die Richterin erklärte allerdings schon, dass sie aktuell „das Risiko eher auf der Beklagtenseite“ sieht. Das heißt, sie neigt eher dazu, der Walewski-Seite Recht zu geben – zumindest in einem wesentlichen Punkt: Sie glaubt zwar auch nicht, dass Heeschens Aktien quasi automatisch mit der Rückforderung der Darlehen übergegangen sind, meint aber, dass Heeschen womöglich durch eine Mail im Sommer 2020 zumindest der Übertragung von rund 13 Millionen Aktien auf Walewskis Firma zugestimmt haben könnte. Zu den restlichen fast zwei Millionen Aktien sei nach ihrer bisherigen Auffassung jedoch noch „keine Einigung erfolgt.“ Wenn Heeschen diese Aktien langfristig behalten wollte, müsste er aber wohl die Schulden begleichen, die mit den Aktien abgesichert wurden. Zumindest bislang ist das nicht erfolgt. Der Konflikt könnte sich noch über Jahre hinziehen.

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