Henkel Kasper Rorsted kämpft an vielen Fronten

Wie ist der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern Henkel in diesem Jahr mit den Problemen in Nordamerika, China und Russland klargekommen? Richtungsweisend sind die Quartalszahlen, die am Mittwoch präsentiert werden.

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Die größten Konsumgüterhersteller der Welt
Größte Konsumgüterhersteller Quelle: dpa
Henkel Konsumgüterhersteller Quelle: dpa
L’Oreal Quelle: REUTERS
Mondelez Oreo Quelle: AP
Rang 8: Tyson Foods Quelle: REUTERS
AB InBev Beck's Quelle: AP
Coca-Cola-Company Quelle: REUTERS

Staatliche Sanktionen in Russland, hausgemachte Probleme in Nordamerika und eine schwächelnde Konjunktur in China: Das laufende Geschäftsjahr hält für den dänischen Henkel-Chef Kasper Rorsted zahlreiche Herausforderungen parat.  Für den erfolgsverwöhnten und offenbar von vielen Konzernen umgarnten Konzernlenker wird es immer schwieriger seine hochgesteckten Vier-Jahres-Ziele bis Ende kommenden Jahres zu erreichen.

Es mehren sich Zeichen, dass die Tage des stetigen Aufwärts der Henkel-Aktie gezählt sein könnten. Besonders das konjunkturabhängige industrielle Klebstoffgeschäft hatte sich zuletzt erheblich abgeschwächt. Vor wenigen Wochen meldete die WirtschaftsWoche exklusiv, dass Rorsted 1200 Jobs in der größten Konzernsparte streicht, vor allem in Asien. Und zwar schneller als bislang geplant.

Dabei hatte Rorsted erst vor knapp zwei Jahren in China die weltgrößte Klebstofffabrik eröffnet. Größere Einschnitte erwartet Rorsted aber nicht, und auch an den insgesamt 17 chinesischen Fabriken will er festhalten. Das Geschäft mit den Endverbrauchern entwickle sich schließlich noch immer gut, und die längerfristigen Perspektiven für das Land seien intakt.

Kosmetikriesen: Henkel und Procter & Gamble im Vergleich

Derzeit kämpft die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde mit einer unerwartet schlechten Konjunktur, hohen Schuldenbergen, dem Platzen einer Aktienblase und schwachen Außenhandelszahlen. Die Zeiten des Turbo-Wachstums sind nach Meinung von Experten vorbei.

Aktuell ist es so niedrig wie seit 1990 nicht mehr. Die überraschende Abwertung der Währung ließ ebenfalls Sorgen aufkommen, dass es um die Wirtschaft schlecht bestellt sei. Dennoch ist Rorsted der Meinung, China könne eines Tages für Henkel zum zweitgrößten Markt werden und damit Deutschland überholen. Doch die Jobkürzungen zeigen deutlich: Es wird schwieriger, Umsatz und Rendite wie versprochen weiter zu erhöhen, wenn die Konjunktur nachgibt.

Wissenswertes zu Henkel

Kraftakt in Nordamerika

Jenseits der asiatischen Staaten gilt Rorsteds Augenmerk derzeit dem nordamerikanischen Markt. Dort hatte Henkel vor allem im Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmittel Boden gegenüber dem großen Wettbewerber Procter & Gamble verloren und auch prompt die Quittung bekommen: 2014 verloren die Düsseldorfer dort fast drei Prozent vom Umsatz. Auch die Gewinne waren rückläufig. Seit knapp einem Jahr steuert der Däne nun konsequent mit neuen Management und neuen Produkten gegen.

Bis Mitte 2016 soll Henkel demnach wieder in der Lage sein, in Amerika schneller zu wachsen als der Gesamtmarkt. Erste Fortschritte sieht er schon jetzt, und in den jüngsten Quartalsberichten hat Henkel für die Region zumindest wieder leichte Umsatzzuwächse ausgewiesen.

Dämpfer im Russland-Geschäft

Auch im Russland-Geschäft musste Henkel einen Dämpfer hinnehmen. Ende August hatte die russische Verbraucherschutzbehörde Knall auf Fall Waschmittel europäischer Hersteller aus dem Verkehr gezogen. Die Begründung: die Produkte hätten gegen die Schadstoffbestimmungen verstoßen, teilte die Moskauer Verbraucherschutzbehörde mit. Betroffen waren auch Produkte von Henkel.

Unterschiedliche Erwartungen

Im Vorfeld der Quartalszahlen hatte es bereits Abstufungen einiger Bankhäuser gegeben. Die Schweizer Bank Credit Suisse senkte Henkel von „Neutral“ auf „Underperform“ und das Kursziel von 94 auf 90 Euro.

Waschen, pflegen, kleben - die Henkel-Welt
Von Düsseldorf aus in die ganze Welt: Die Henkel-Zentrale von oben. Persil kennt in Deutscher praktisch jeder. Doch zu dem Dax-Konzern gehört noch viel mehr ... Quelle: Handelsblatt Online
Der Konzern gliedert sich in drei Unternehmensbereiche: Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetik und Körperpflege sowie Klebstoff-Technologien. Während die Wasch- und Reinigungssparte Henkels Traditionsfeld ist, macht der Konzern den Löwenanteil seines Umsatzes mittlerweile mit seinen Klebstoffen. Quelle: Handelsblatt Online
Die bekanntesten Waschmittel von Henkel: Persil, Perwoll, Weißer Riese und Spee. Die Traditionsmarke Persil ist eines der Aushängeschilder des Unternehmens und landet bei Verbraucher- und Markenauszeichnungen der Konsumgüterbranche regelmäßig auf Spitzenplätzen. Quelle: Handelsblatt Online
Die Spülmittel aus dem Hause Henkel heißen Pril und Somat. 2008 kam die Spül- und Reinigungsserie Terra Activ dazu, dessen Einführung mit einer groß angelegten Werbekampagne begleitet wurde. Mit dem als Öko-Spülmittel positionierten Produkt will Henkel den Trend zum gesundheits- und umweltbewussten Verbraucher aufgreifen und für sich nutzen. Quelle: Handelsblatt Online
Auch die Putzmittel-Klassiker Ata, Biff, Der General, Sidolin, WC Frisch und WC Ente stammen vom Düsseldorfer Konzern. Im Geschäftsfeld Wasch- und Reinigungsmittel bietet Henkel wie auch in seinen anderen Sparten eine unüberschaubare Fülle von Marken an. Geht es nach Henkel-Chef Kasper Rorsted, wird sich das in Zukunft ändern: "Wir wollen die Markenvielfalt in den nächsten Jahren weiter verringern", sagte der Vorstandschef schon Ende 2008. Er könne auf Anhieb 50 Marken nennen, die so unbedeutend seien, dass Henkel sich von ihnen nach und nach verabschieden könne - jetzt legt er nach und aus der Ankündigung wird Realität. Quelle: Handelsblatt Online
Der zweite Geschäftsbereich umfasst Kosmetik und Körperpflegeprodukte. Die Dauerbrenner in diesem Bereich: Haarpflegeprodukte von Schwarzkopf, mit den Submarken Gliss Kur, Poly Kur und Taft sowie Schauma. Quelle: Handelsblatt Online
Was den Bereich Körper- und Hautpflege angeht, ist Henkel in den Drogerieregalen mit dem Deo Bac, dem Duschgel Fa, den Hautpflegeserien Aok und Diadermine sowie der Zahncreme Theramed gut vertreten. Seit dreieinhalb Jahren wächst der Bereich Kosmetik und Körperpflege kontinuierlich wie kein anderer Bereich des Konzerns. Henkel hat seiner Kosmetiksparte in den letzten Jahren eine kräftige Kur verpasst: Die Hälfte der 16 Fabriken weltweit wurden geschlossen, das Marketing-Volumen enorm gesteigert und das Portfolio bereinigt. Quelle: Handelsblatt Online

Die Aktien des Konsumgüterkonzerns hätten sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt und nun sehe es so aus, als ob die wichtigsten Impulsgeber für den Kurs sich nun totgelaufen hätten, so die Begründung von Molly Eggleton in einer Studie. Die Analystin geht von einem langsameren Wachstum und schwächeren Gewinnen aus.

Die US-Bank JPMorgan hat die Einstufung für Henkel vor Zahlen auf „Underweight“ mit einem Kursziel von 84 Euro belassen. Die Experten befürchteten in einer Studie sogar eine Umsatzenttäuschung. Der Konzern könnte sein Wachstumsziel von 3 bis 5 Prozent auf vergleichbarer Basis für 2015 zurückschrauben. JPMorgan geht nur noch von einem Umsatzplus in Höhe von 2,2 Prozent aus.

Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe hingegen belässt Henkel vor Veröffentlichung der morgigen Quartalszahlen auf „Kaufen“ mit einem Kursziel von 117 Euro. Das Wachstum des Konsumgüterherstellers aus eigener Kraft dürfte sich im dritten Quartal leicht verbessert haben, schrieb Analyst Heiko Feber in einer Studie.

Wegen der Kosten für die US-Markteinführung des Waschmittels Persil und des anhaltenden Margendrucks im Klebstoffgeschäft sei er mit Blick auf die Margen vorsichtiger als der Markt. Er gehe aber weiterhin davon aus, dass Henkel sein Jahresziel für die bereinigte operative Gewinnmarge (Ebit) erreichen sollte.

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