China hat inzwischen die größte verarbeitende Industrie der Welt aufgebaut. Im Jahr 2013 setzte sie 2,74 Billionen Dollar um – im selben Zeitraum waren es in den USA 2,03 Billionen, in Deutschland 745 Milliarden Dollar. Doch zuletzt hat das Wachstum einen starken Dämpfer erlitten. Die chinesische Konjunktur verliert an Fahrt. Die Industrie muss in Zukunft mehr Geld im Ausland verdienen, um die Einbrüche aufzufangen. Ein Vorhaben, das die Regierung ausdrücklich unterstützt.
Der Wandel von der Werkbank der Welt zu einem Anbieter hochwertiger Produkte wird noch von einem anderen Faktor beschleunigt: den steigenden Löhnen. „Die Zeit der unbegrenzten, billigen Arbeitskraft ist vorbei. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die Unternehmen mehr in Maschinen investieren“, sagt Wübbeke. „Das zeigt sich gerade im Süden Chinas, wo zahlreiche Unternehmen nach Südostasien abwandern, weil die Löhne in China sehr stark gestiegen sind.“
China setzt falsche Anreize
Vom Trend zu moderneren Fabriken wird vor allem der Maschinen- und Anlagenbau profitieren. Digitalisierte Produktionsanlagen wie in Sanys Werkhalle Nummer 18 sind die absolute Ausnahme, dennoch ist China inzwischen der wichtigste Markt für Industrieroboter. Unter der im vergangenen Herbst von der Accountancy Futures Academy (Acca) aufgestellten Liste „China’s next 100 global giants“ sind allein acht Maschinenbauer und elf metallverarbeitende Betriebe.
Das alte Modell billiger Massenproduktion funktioniert nicht mehr. China braucht Effizienz- und Qualitätsgewinne durch technologischen Fortschritt, um wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.
Die nächsten 15 Giganten aus China
Unternehmen: Hengtong Optic-Electric
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 7.804 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 46,5 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Quelle: Accountantcy Futures Academy: "China's 100 next global giants"
Unternehmen: Huapont-Nutrichem
Branche: Chemie
Umsatz 2012: 3.877 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 39,7 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Zhejiang Dahua Technology
Branche: Computer und Kommunikation
Umsatz 2012: 3.531 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 44,1 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Unternehmen: iSoftStone Holdings
Branche: Internet und Information
Umsatz 2012: 2.434 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 35,1 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Hangzhou Hikvision Digital Technology
Branche: Computer und Kommunikation
Umsatz 2012: 7.214 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 37,5 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Unternehmen: Hosa International
Branche: Textil und Kleidung
Umsatz 2012: 5,352 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 40,7 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: *
Strategie: ***
Unternehmen: Hongfa Technology
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 3,008 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,4 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Zhejiang Wangfeng Auto Wheel
Branche: Automobil
Umsatz 2012: 4.091 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,5 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Anhui Zhongding Sealing Parts
Branche: Gummi und Plastik
Umsatz 2012: 3.369 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,1 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Beijing Zhongke Sanhuan Hi-Tech
Branche: Computer und Kommunikation
Umsatz 2012: 4.934 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 30,2 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: ***
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Zhongli Science and Technology
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 6.326 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 37,3 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: **
Strategie: ***
Unternehmen: Ningxia Zhongyin Cashmere
Branche: Textil und Bekleidung
Umsatz 2012: 2.426 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 32,2 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: Shenzhen Desay Battery Technology
Branche: Elektronik
Umsatz 2012: 3.195 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 37,8 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: ***
Strategie: **
Unternehmen: Pactera Technology International
Branche: Internet und Information
Umsatz 2012: 2.266 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 31,7 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: ***
Strategie: ***
Unternehmen: China XD Plastics
Branche: Chemie
Umsatz 2012: 3.785 Millionen Yuan
Jährliches Wachstum 2008-2012: 49,2 Prozent
Dominanz auf dem Heimatmarkt: **
Internationale Präsenz: *
Strategie: **
Zwar investieren die chinesischen Unternehmen inzwischen mehr in Forschung und Entwicklung. Doch das reicht noch nicht. „Chinas Staatsunternehmen sind nicht innovativ. Ihre Strategie ist es, Wachstum auf Niedrigpreis-Exporte zu stützen, die technisch hinterherhinken. Das hat keine Zukunft“, sagte Professor Hu Xingdou vom Technischen Institut Peking der „Süddeutschen Zeitung“.
Revolution in der Smartphone-Branche
Der Staat setzt zwar Anreize, so gibt es zum Beispiel für innovative Unternehmen Steuererleichterungen. Gemessen wird die Innovationskraft dabei an der Anzahl der Patente. Doch das hat nicht den gewünschten Effekt gebracht: Statt zu intensiverer Forschung führte die Regelung nur zu technologisch zweifelhaften Patenten. „Trotz staatlicher Anreize ist die Innovationsfähigkeit der Unternehmen unter den Erwartungen geblieben“, sagt Wübbeke. „Es gibt Ausnahmen, gerade Hightech-Unternehmen wie Huawei und ZTE geben viel in diesem Bereich aus.“
Doch selbst diese beiden Unternehmen wurden im vergangenen Jahr von einem weiteren Emporkömmling übertroffen. Der größte Smartphone-Hersteller in China heißt inzwischen Xiaomi. Laut den Zahlen des Marktforschers IDC kam das erst 2010 gegründete Unternehmen im vergangenen Jahr auf einen Marktanteil von 12,5 Prozent aller Smartphone-Verkäufe in China. Der bisherige Führer Samsung fiel von 18,7 auf 12,1 Prozent.
Global betrachtet ist Xiaomi von Samsung und Apple noch ein Stück entfernt, hat sich aber dennoch als ernstzunehmende Kraft auf dem Smartphone-Markt etabliert. 61 Millionen Geräte hat Xiaomi nach eigenen Angaben 2014 weltweit verkauft. Bei Samsung waren es 318 Millionen Stück.