HIV-verseuchte Präparate Der Film zum Bluter-Skandal

Mehr als tausend Bluter sind in den vergangenen Jahren gestorben, weil sie HIV-verseuchte Blutpräparate erhalten haben. Ein ZDF-Spielfilm erinnert nun an ihr Schicksal. Die noch lebenden Opfer erhoffen sich mehr Aufmerksamkeit.

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Teilnehmer einer Demonstration der Deutschen Hämophiliegesellschaft 1994. Der Skandal um HIV-verseuchte Blutpräparate ist in Vergessenheit geraten, das soll ein Film ändern Quelle: dpa

Es ist die Geschichte dreier Brüder. Alle leiden sie an der Bluterkrankheit, jede kleine Verletzung kann tödlich sein. Es gibt ein Mittel, das ihnen helfen soll. Doch wie sich später herausstellt, ist das Blutpräparat HIV-verseucht. Die Brüder erkranken an Aids.

Das ZDF strahlt an heutigen Montag, 20.15 Uhr den Film "Blutgeld" aus. Es ist ein Spielfilm, doch die Geschichte der drei Brüder, die der Film erzählt, ist wahr. Es geht um den größten Medizinskandal in den Achtzigerjahren in Deutschland. Mehr als tausend Bluter sind in den vergangenen drei Jahrzehnten in Deutschland gestorben, etwa 400 leben noch. Versagt haben Behörden, Politiker und Pharmaunternehmen wie etwa Bayer. Der Vorwurf: Bessere, sterile Präparate seien verfügbar gewesen, jedoch wider besseres Wissen nicht oder nur schleppend zum Einsatz gekommen.

"Die pharmazeutischen Unternehmen haben aus Profitgier unzählige Infektionen billigend in Kauf genommen. Die Bundesregierung hat seinerzeit ihre Aufsichtspflicht verletzt und sich zum Handlanger der Industrie gemacht", sagt Andreas Bemeleit, Gründer des Netzwerks Robin Blood und selbst HIV-infizierter Bluter. Seither ist es still geworden um das Schicksal der infizierten Bluter.

Durch den Film erhoffen sich die noch lebenden Opfer mehr Aufmerksamkeit. 1995 haben Bund, Länder und Pharmaindustrie die "Stiftung Humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-Infizierte Personen" gegründet. 46,4 Millionen Euro zahlte die Industrie ein, 51,1 Millionen der Bund, 25,6 Millionen die Länder. Daraus wurden etwa  monatliche Renten in Höhe von 1534 Euro finanziert. Ein Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages stellte 1994 fest, der Einsatz der unsicheren Blutprodukte sei "unvertretbar" gewesen. Seither ist es still geworden um das Schicksal der HIV-infizierten Bluter.

Michael Souvignier will mit seinem Film wieder für mehr Aufmerksamkeit für die Bluter sorgen.  Dem Produzenten ist das bereits mit dem Spielfilm "Nur eine einzige Tablette" (2006) über den Contergan-Skandal gelungen, der den Geschädigten in der Öffentlichkeit wieder mehr Gehör verschaffte.

Bislang will kaum ein Politiker oder Manager über den Bluterskandal aus den Achtzigerjahren reden. Als Gesundheitsminister waren Heiner Geißler, Rita Süssmuth und Horst Seehofer mit dem Bluterskandal befasst. Der Bayer-Manager Wolfgang Plischke entschuldigte sich Mitte der Neunzigerjahre als damaliger Chef von Bayer Japan  bei den Patienten und willigte in einen gerichtlichen Vergleichsvorschlag ein, der das Unternehmen etwa 100 Millionen D-Mark kostete. Wie andere Konkurrenten auch, musste Bayer in Japan die Opfer HIV-verseuchter Blutpräparate entschädigen.  Plischke sitzt inzwischen im Konzernvorstand von Bayer und leitet derzeit noch kommissarisch die Gesundheitssparte des Leverkusener Pharma- und Chemiekonzerns.

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