Hochwasser Wie die Flut Unternehmen lahmlegt

Seite 3/3

Angst vor kontaminiertem Wasser

Wahlkampf in Gummistiefeln
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ist schneller als Merkel. Er ist schon vor Ort und sichtet die Lage während des Hochwassers der Weißen Elster in Zeitz (Sachsen-Anhalt). Dazu bring er ein gelbes Accessoires mit - seine Gummistiefel. Die EU-Kommission hat inzwischen finanzielle Hilfe angeboten - und zwar Deutschland, Österreich und Tschechien. Quelle: dpa
Auch Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) hat ein schönes Paar - er testet sie gleich mal im Hochwasser in Gera. Quelle: dpa
Joachim Herrmann, Bayerns Innenminister, ist der Umgang mit den Stiefeln aus Gummi wohl noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen. Doch seit 2010, aus dieser Zeit stammt das Foto - er besichtigte damals die Baustelle einer ICE-Neubaustrecke im Tunnel - konnte er wohl noch üben. Zurzeit kann er die gelben Flitzer jedenfalls gut gebrauchen.
Im April 2006 besuchte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der damalige niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff den Kreis Lüneburg, um sich über das Hochwasser zu informieren. Nun macht sie sich wieder auf den Weg in die überfluteten Gebiete - bestimmt auch dieses Mal in Gummistiefeln. Quelle: dpa/dpaweb
Nicht nur in Gummistiefeln, auch in der Luft verschafften sich Angela Merkel und Christian Wulff 2006 einen Überblick über die Hochwasser-Lage im Osten Deutschlands. Quelle: dpa/dpaweb
Auch Gerhard Schröder war als Bundeskanzler 2002 im Hochwassergebiet in Grimma unterwegs. An seiner Seite: Der damalige sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU).
Das Hochwasser verhalf Ex-Bundeskanzler Schröder zu neuer Beliebtheit - obwohl seine Gummistiefel schwarz waren.

Dramatisch verlief die Sicherung eines Großdeiches zum Schutz des Chemieparkes Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt. 200 Bundeswehrsoldaten waren im Einsatz, um den Deich zu verstärken. Die Gefahr einer Überflutung des Chemieareals, auf dem Werke von Evonik, Bayer und Akzo stehen, war so groß, dass die Bundeswehr zur Sicherung des Industriegebiets alle Befehlsgewalt an sich gerissen hatte und die Straßen mancherorts wie ein Heerlager aussahen. Gefahren- und Beschwichtigungsmeldungen kreuzten sich.

Während die Bundeswehr argwöhnte, das Flutwasser im Chemiepark könnte "kontaminiert" werden, beruhigte die Kreisverwaltung die Bevölkerung, "die Gefahr einer Überschwemmung des Chemiegeländes bestehe nicht". Noch am Donnerstagnachmittag sahen der Landrat von Bitterfeld und der Katastrophenstab keine Gefahr für den Chemiepark. Eine Überflutung des Areals trotz dieser amtlichen Einschätzungen wäre indes eine der größten Industriekatastrophen in Deutschland, nach den Chemieunfällen von Hoechst Anfang der Neunzigerjahre.

Hamburg wartet auf die Flutwelle

Unsicherheit besteht darüber, wie teuer die Flutwellen den Steuerzahler kommen. Effektvoll versprach die Kanzlerin gleich nach ihrem Hubschrauberflug über die Flutgebiete eine "Soforthilfe" in Höhe von 100 Millionen Euro. Doch dabei wird es nicht bleiben. In Summe hat der Staat nach der Flut 2002 für Sofort- und Wiederaufbaumaßnahmen knapp neun Milliarden Euro bezahlt.

Die Rechnung der Versicherer, die nach der Naturkatastrophe zur Kasse gebeten werden, steht noch nicht: Nach 2002 zahlte die deutsche Assekuranz 1,8 Milliarden Euro. Der volkswirtschaftliche Schaden wurde mit 15 Milliarden Euro beziffert. Diesmal, so schätzen Insider, werden die Summen deutlich niedriger liegen. Gespannt blicken die Hamburger der kommenden Flutwelle entgegen, die sich auf sie zubewegt.

Um Lauenburg vor den Toren der Hansestadt zu schützen, will die dortige Freiwillige Feuerwehr eine Elbschleuse nach Hamburg öffnen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dadurch das Vorareal des stillgelegten Atomkraftwerks Krümmel überschwemmt wird.

Eine Gefährdung der kerntechnischen Anlagen gebe es nicht, heißt es beim Betreiber, dem schwedischen Vattenfall-Konzern. Die Belegschaft sei darauf vorbereitet, erstmals in der Geschichte des Kernkraftwerks bei Hochwasser die Fluttore zu schließen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%