„Hoffnungen auf Besserung schwinden“ Schwächesignal: Industrie erhält deutlich weniger Aufträge

Die deutsche Industrie erhielt im Mai weniger Aufträge als im Vormonat. Quelle: dpa

Zu Jahresbeginn konnte die deutsche Wirtschaft noch an Tempo gewinnen. Nun mehren sich die Anzeichen, dass die Konjunktur im Frühjahr erneut einen massiven Dämpfer erlebt.

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Schwächesignal für die deutsche Konjunktur: Die Industrie hat im Mai deutlich weniger Aufträge erhalten. Es seien 2,2 Prozent weniger Bestellungen als im Vormonat eingegangen, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mit. Das war der erste Rückgang nach zwei moderaten Anstiegen in Folge. Besonders zu Jahresbeginn waren die Neuaufträge deutlich gefallen. Analysten hatten für Mai einen leichten Rückgang von im Mittel 0,2 Prozent erwartet.

Die deutsche Industrie spürt seit fast einem Jahr Gegenwind. Die Entwicklung der Neuaufträge und der Produktion fällt seither ungewöhnlich unstet aus. Die Gründe dafür sind vielfältig: Im vergangenen Jahr wurde etwa die Autoproduktion durch die Umstellung auf ein neues Abgasmessverfahren (WLTP) belastet.

Erschwerend hinzu kommen die von den USA ausgehenden Handelskonflikte. Die Nachfrage aus den Schwellenländern dürfte durch den Handelsstreit zwischen den USA und China besonders belastet werden, weil viele Schwellenländer stark von der schwächelnden chinesischen Wirtschaft abhängen.

Die Vorzeichen am Arbeitsmarkt sind deutlich zu erkennen: Es gibt weniger Zeit- und mehr Kurzarbeit. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft kippt.
von Mario Brück

Die Entwicklung im Vormonat April fiel geringfügig besser aus als bislang bekannt. Anstatt eines Zuwachses um 0,3 Prozent erhöhten sich die Aufträge um 0,4 Prozent. Besonders belastend wirkte im Mai die Nachfrage aus dem Ausland, speziell von außerhalb der Eurozone. Dagegen erhöhte sich die Binnennachfrage moderat. In den verschiedenen Gütergruppen ging die Nachfrage jeweils zurück, besonders deutlich die Nachfrage nach Investitionsgütern.

Bankanalysten kommentierten die Entwicklung ernüchtert. „Die heutigen Zahlen unterstreichen noch einmal unsere Erwartung, dass die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal geschrumpft ist, und die Hoffnungen auf eine spürbare Besserung im dritten Quartal schwinden“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.

Die Volkswirte der BayernLB erklärten, die Rahmenbedingungen für die Industrie hätten sich „spürbar verschlechtert“. „Sofern nicht bald eine Erholung bei den Neubestellungen geschieht, werden die Unternehmen kaum umherkommen, ihre Produktion ebenfalls spürbar nach unten anzupassen.“

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