Hyperloop-Projekt Indien hofft auf Musks High-Speed-Revolution

Elons Musks Vision für den Personentransport soll nach Indien kommen. Politiker hoffen auf einen Impuls für die desolate Transportinfrastruktur. Auch Deutschland will auf dem Subkontinent mit High-Speed-Technik punkten.

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In 30 Minuten von San Francisco nach Los Angeles – Münchner Studenten haben für diese Vision des Tesla-Gründers Elon Musk die schnellste Transportkapsel entworfen. Das WARR-Hyperloop-Team der TU München kam mit seiner Entwicklung bis in die Endausscheidung eines Wettbewerbs in Kalifornien und überzeugte dort vor allem durch Geschwindigkeit. Quelle: dpa

Bangkok Noch prägen Gemüsebauern die Gegend rund um den Fluss Krishna im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Doch wenn es nach den lokalen Behörden und einem Start-up aus den USA geht, sollen die Menschen hier künftig mit einer Technik reisen, die nach Science-Fiction klingt.

Wie das von Tesla-Gründer Elon Musk inspirierte Unternehmen Hyperloop Transportation Technologies (HTT) am Mittwoch bekanntgab, soll das Hochgeschwindigkeitstransport-System der Firma künftig die Städte Amaravati und Vijaywada verbinden. Die Fahrt, für die im Auto bisher mehr als eine Stunde nötig ist, soll dann nur noch sechs Minuten dauern.

Die in Los Angeles beheimatete Firma ist der jüngste Anbieter, der den Wunsch von Indiens Regierungschef Narendra Modi nach High-Speed-Technik für sein Land erfüllen möchte. Auch Deutschland und Japan wittern bei dem Versuch, Hochgeschwindigkeitszüge auf dem 1,3 Milliarden Einwohner großen Subkontinent zu etablieren, gute Geschäfte.

Bisher ruckeln Indiens Züge noch sehr gemächlich durch das Land. Bahnen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 36 Kilometern pro Stunde gelten bereits als Express-Verbindungen. Die Infrastruktur des Streckennetzes, das zu den größten der Welt zählt, ist in großen Teilen marode.

Die mehr als 20 Millionen Inder, die jeden Tag mit dem Zug zwischen den Metropolen des Landes reisen, brauchen deshalb viel Geduld. Die Fahrt von Mumbai nach Neu Delhi – eine Strecke, die ungefähr so lang ist wie zwischen Berlin und Rom – dauert rund 24 Stunden.

Modi will das nun ändern und verspricht Hochgeschwindigkeitsstrecken im ganzen Land. Er setzt dabei auf ausländische Technologie, die nun auch aus Elon Musks Ideenschmiede kommen könnte. Der US-Unternehmer hatte 2013 die Grundzüge des Hyperloop-Transportsystems vorgestellt. Seither versuchen mehrere Start-ups das Konzept zur Marktreife zu bringen.

Dabei sollen Transportkapseln, die in einer Vakuumröhre zwischen Magneten schweben, unter relativ geringem Energieaufwand mehrere Hundert Stundenkilometer schnell befördert werden. In Kalifornien plant HTT ein Pilotprojekt. Auch in Ländern wie der Slowakei, Korea und Indonesien hat das von dem deutschen Unternehmer Dirk Ahlborn mitgegründete Start-up bereits Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet.


Kaum mehr als eine Idee

Nun hat auch Indien einen Platz auf der Hyperloop-Landkarte: „Für Andhra Pradesh ist das eine immense Bereicherung“, schwärmt IT-Minister Nara Lokesh. Doch noch ist der indische Hyperloop kaum mehr als eine Idee: Zunächst soll im Oktober eine sechsmonatige Machbarkeitsstudie starten.

Andere Wettbewerber sind da schon weiter: Kommende Woche empfängt Modi seinen japanischen Amtskollegen Shinzo Abe zur Grundsteinlegung für das bisher konkreteste High-Speed-Projekt in Indien: ein japanischer Hochgeschwindigkeitszug, der 2023 die Finanzmetropole Mumbai mit Ahmedabad, der Hauptstadt von Modis Heimatstaat Gujarat verbinden soll. Bisher dauert die Bahnfahrt auf der 500 Kilometer langen Strecke rund sieben Stunden. Mit japanischer Hilfe sollen es künftig nur noch zwei sein.

Der ambitionierte Plan soll 17 Milliarden Dollar kosten. Vier Fünftel davon stellt Japans Förderagentur JICA als 50-jährigen, fast zinslosen Kredit zur Verfügung. Der Rest soll von den indischen Behörden und der Staatsbahn bezahlt werden.

Die Unterstützung durch ihre Heimatstaaten ist für ausländische Technikanbieter von großer Bedeutung, um in Indien zu punkten. Auch die deutsche Bundesregierung betreibt bei den indischen Behörden derzeit Lobbyarbeit, um heimischen Unternehmen Zugang zu verschaffen. Dabei geht es in erster Linie um eine mögliche Hochgeschwindigkeitszugstrecke von der südindischen Metropole Chennai nach Mysore im Bundesstaat Karnataka. Hier finanziert die Bundesregierung eine Machbarkeitsstudie.

Sollte das Projekt tatsächlich umgesetzt werden, könnte das besonders für Siemens interessant werden: Das Unternehmen komme dann ins Spiel, wenn konkrete Ausschreibungen vorliegen, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Dann werde geprüft, ob man sich beteiligen werde. „In diesem Stadium sind wir noch nicht.“

Mögliche Konkurrenz bringt sich unterdessen in China ins Gespräch: Anfang des Jahres zeigten sich Staatsmedien darüber empört, dass die Inder bisher auf die High-Speed-Technik aus der Volksrepublik verzichten. Die Regierung in Neu Delhi solle einen nüchternen Blick auf die Frage werfen, ob dies wirklich in Indiens bestem Interesse sei, ließ die Staatspresse in Peking wissen.

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