- HeidelbergCement (Anteil der Familie: rund 25 Prozent) wächst und investiert verstärkt in Asien und Afrika. Hier, glaubt er seinem Vorstandschef Bernd Scheifele, lassen sich anders als in Europa noch locker neue Steinbrüche erschließen und Werke bauen. Bereits 40 Prozent des Ergebnisses erzielt der Baustoffkonzern in Asien.
- Der Pharmagroßhändler Phoenix (Anteil: 100 Prozent), der Apotheken mit Medikamenten beliefert, geht kräftig ins Risiko und lockt die Pharmazeuten mit hohen Rabatten, um Konkurrenten Marktanteile abzujagen.
- Der Pistenraupenhersteller Kässbohrer (Anteil: 90 Prozent) aus dem schwäbischen Laupheim, dessen knallrote Bullys vor allem über europäische Pisten jagen, setzt auf neue Technologien. Dazu zählen Fahrzeuge mit satellitengestütztem Navigationssystem oder der umweltfreundliche Pistenbully 600E+, der den Kraftstoffverbrauch um 20 Prozent reduziert.
- Der Maschinenbauer Zollern (Anteil: 50 Prozent) aus dem baden-württembergischen Sigmaringen hat im vergangenen Jahr eine der größten Einzelinvestitionen der jüngeren Vergangenheit durchgezogen: Der Spezialist für Stahlprofile und High-Tech-Getriebe investierte zehn Millionen Euro in den Ausbau des Geschäftsbereichs Spezialprofile.
Bei nahezu allen seiner Unternehmen sitzt Ludwig Merckle im Aufsichtsrat. Bei Phoenix vertritt Bruder Tobias, der sich neben der Sozialarbeit auch unternehmerisch versucht, die Interessen der Familie.
Ob Merckles Expansionsstrategie aufgeht, ist fraglich. Die hohen Rabatte, die Phoenix den Apothekern gewährt, sorgen zumindest für Kopfschütteln in der Branche. Um den aggressiven Wachstumskurs zu finanzieren, hat Vorstandschef Reimund Pohl jedenfalls ein Sparprogramm aufgelegt, das jährlich 100 Millionen Euro (ab 2015) einbringen soll; auch ein Personalabbau ist nicht ausgeschlossen.
Phoenix gilt als das zweite große Werk, das Merckles Vater vollbrachte und das der Sohn wie ein Denkmal behandelt. Der schwäbische Eigenbrötler hatte Phoenix in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts aus mehreren regionalen Medikamentenhändlern geschmiedet, die er nach und nach unter seine Kontrolle brachte. Nach dem Fast-Zusammenbruch der Gruppe schien auch der Verkauf von Phoenix nicht ausgeschlossen.
Kampf gegen Porsche
Am Ziel seiner Wünsche, wissen Weggefährten, wäre Merckle, wenn seine Klage vor dem Landgericht Braunschweig gegen Porsche Erfolg hätte. Dass sein Vater als Spekulant in Erinnerung bleibt, der sich vor Scham das Leben nahm, habe ihn sehr getroffen, sagt ein Vertrauter der Familie. Die einzige Möglichkeit, diesen Eindruck zu tilgen, sieht der Sohn wohl deshalb im Gang vor den Kadi.
Merckle beweist Mut, anders als etwa der Fondsanbieter Deka, der vor einer Klage gegen Porsche zurückschreckte. Seit Ende Dezember die Stuttgarter Staatsanwaltschaft wegen angeblicher Marktmanipulation gegen Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und dessen Finanzchef Holger Härter Anklage erhob, sieht Merckle seine Chancen offenbar steigen. Im Herbst, so ist aus Justizkreisen zu hören, könnte der Zivilprozess beginnen. Merckle muss mit Anwalts- und Gerichtskosten in Höhe von schätzungsweise 4,5 Millionen Euro rechnen. Schwierig dürfte es werden, exakt nachzuweisen, dass mögliche Falschinformationen tatsächlich zum finanziellen Desaster des Vaters führten.
Eingereicht hat Merckle die Klage nicht selber. Dazu bediente er sich seiner HWO GmbH – in 15806 Zossen, Zehrensdorfer Straße 4.