Industrie IG Metall fordert stärkeres Engagement des Staats bei Stahl

Die deutsche Stahlindustrie steht stark unter Druck. Beim Umbau der Stahlhütten fordert die IG Metall ein steuerndes Eingreifen der Bundesregierung.

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Die Coronakrise hat die Probleme der Stahlbranche durch die weltweiten Überkapazitäten und Dumpingpreise verschärft. Quelle: Imago

Die Gewerkschaft IG Metall fordert ein stärkeres Engagement des Staates bei der Sicherung der deutschen Stahlindustrie. Vor allem beim Umbau der Stahlhütten auf eine CO2-freie Produktion müsse die Bundesregierung steuernd eingreifen, sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner am Donnerstagabend vor Journalisten in Essen.

„Es fehlt eine ordnende Hand“, beklagte Kerner, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender beim größten deutschen Stahlhersteller Thyssen-Krupp ist. „Eitelkeiten“ in der Branche müssten überwunden werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) stehe hier in der Pflicht. Es dürfe nicht „für jedes Unternehmen eine eigene Technologieförderung“ geben.

Die deutsche Stahlindustrie steht stark unter Druck. Die Coronakrise hat ihre Probleme durch die weltweiten Überkapazitäten und Dumpingpreise verschärft. Zudem müssen die Unternehmen immense Investitionen stemmen, um bei der Stahlproduktion die klimaschädliche Kokskohle durch Wasserstoff zu ersetzen.

Nach Angaben der IG Metall sind dafür bis zum Jahr 2050 allein in den Hüttenwerken Investitionen von 30 Milliarden Euro erforderlich. Insgesamt müsse für die Branche mit einem dreistelligen Milliardenbetrag gerechnet werden.

Der nordrhein-westfälische Bezirksleiter der IG Metall, Knut Giesler, sprach sich für den Fall einer weiteren Verschärfung der Krise für eine Beteiligung des Staates an Thyssen-Krupp aus. Das Unternehmen sei in NRW „systemrelevant“. Es gehe um mehr als 100.000 Arbeitsplätze, die insgesamt am Stahl hingen. Deshalb sei die Politik in der Verantwortung. Sie müsse die Entwicklung genau beobachten.

Alle Stahlhersteller litten unter einem „gigantischen Abfluss“ liquider Mittel, sagte Kerner. Man müsse aber nicht „über Nacht Angst um Thyssen-Krupp haben“. Durch den Verkauf der Aufzugssparte für mehr als 17 Milliarden Euro hatte sich Thyssen-Krupp finanziell Luft verschafft.

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