Industriegase-Hersteller Praxair mit neuem Vorstoß zu Linde-Fusion

Ein Zusammenschluss Linde mit dem US-Unternehmen Praxair scheint wieder greifbar: Der Linde-Vorstand prüft ein neues US-Angebot. Die Gespräche über die Megafusion waren im September überraschend geplatzt.

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Linde und Praxair gehen einen neuen Versuch zum Zusammenschluss an. Quelle: dpa

Frankfurt Der US-Industriegase-Hersteller Praxair nimmt einem Insider zufolge einen neuen Anlauf zur Fusion mit dem deutschen Konkurrenten Linde. Die Amerikaner hätten sich in der vergangenen Woche erneut an das Münchener Unternehmen gewandt und Linde aufgefordert, in Verhandlungen einzutreten, sagte eine mit der Lage vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Der Insider sagte, Linde habe bisher nicht auf den Vorstoß reagiert.

Die Gespräche über die Megafusion waren im September überraschend geplatzt, weil sich beide Seiten nicht über zentrale Fragen wie den Firmensitz, Entwicklungsstandorte und Führungspersonalien einigen konnten.

Der Vorstoß der Amerikaner kommt für Linde zur Unzeit. Vorstandschef Wolfgang Büchele hatte nach dem Scheitern der Fusion seinen Rückzug angekündigt. Er will Ende April abtreten, hat Linde aber zuvor noch einen harten Sparkurs verordnet. Der Konzern soll die jährlichen Kosten bis 2019 um 550 Millionen Euro senken. Experten zufolge könnte das 3000 bis 4000 Stellen kosten.

Linde will durch Fusion zurück an die Weltspitze

Eine erneute Kehrtwende könnte auch die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat verärgern. Ein anderer Insider sagte, eine Wiederaufnahme der Gespräche sei nur dann denkbar, wenn Praxair seine harte Haltung zu den strittigen Punkten aufgäbe.

Linde wollte durch den Zusammenschluss wieder zurück an die Weltspitze im Markt für Industriegase. Die Münchener waren durch die Übernahme von Airgas durch die französische Air Liquide auf Platz zwei abgerutscht. Die Gasebranche ist weltweit stark konsolidiert. Nach einer Fusion von Praxiar und Linde wären nur noch drei große Anbieter übrig. Ein Knackpunkt wäre bei einem solchen Schritt deshalb die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden.

Praxair und Linde waren an der Börse fast gleich viel wert, als die Fusionspläne im Sommer ruchbar geworden waren. Seither hat sich die Praxair-Aktie besser entwickelt als das Linde-Papier. Praxair kommt auf einen Marktwert von fast 34 Milliarden Dollar (31,8 Milliarden Euro), Linde auf 27,9 Milliarden Euro. Dabei sind die Amerikaner mit knapp zehn Milliarden Euro Umsatz nur halb so groß sind wie Linde, Praxair ist allerdings deutlich profitabler. An der New Yorker Börse legten Praxair am Dienstag knapp zwei Prozent zu, Linde gewannen im Frankfurter Späthandel 3,7 Prozent.

Büchele hatte Ende Oktober eingeräumt, dass das Scheitern der Fusion der zentrale Auslöser für seinen Abschied gewesen sei. "Es war meine Vision, die Nummer 1 über den Merger zu schaffen. Jetzt ist das ein anderes Spiel, und das ist nicht meine Priorität", sagte er. Insidern zufolge hatte Finanzchef Georg Denoke hinter den Kulissen gegen die Fusion mit Praxair gearbeitet. Er musste bereits gehen.

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