Industriespionage Know-how-Klau – China legt den Schalter um

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Frustrierte Autobauer

Die größten deutschen Arbeitgeber in China
Knorr-Bremse Quelle: Screenshot
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Freudenberg Quelle: Pressebild

Für Volkswagen, weil FAW auf die Herausgabe von Know-how drängt und für FAW, weil Volkswagen sein Wissen nicht teilen möchte.“ Ob es FAW gelingt, das Getriebe nachzubauen steht auf einem ganz anderen Blatt, denn die Zulieferer verweigern die Originalteile. Zum einen weil sie selbst mit Know-how-Klaus rechnen müssen, zum anderen weil sie den Zorn von Volkswagen auf sich ziehen würden. Volkswagen produziert sein neues Doppelkupplungsgetriebe derweil bei einer 100-prozentigen VW-Tochter. Immer mehr Unternehmen gehen diesen Weg, um ihre Hochtechnologien zu schützen.

Monatlich neue Automarken

Für die chinesischen Joint-Venture-Partner verheißt all das nichts Gutes – das Know-how fließt nur spärlich und die Konkurrenz auf dem chinesischen Markt ist groß. Übergroß wie Siebert beobachtet. „Bald monatlich kommt eine neue Automarke auf den Markt. Es sind schon an die hundert. Die chinesischen Fahrzeughersteller müssen einsehen, dass sie etwas für ihre Marke tun müssen. Der chinesische Kunde weiß gar nicht, wer vor für steht. Das schädigt alle.“

Möglich machen die Flut von Fahrzeugmarken Subventionen der Regionalregierungen. Erst kürzlich wurde bekannt, das FAW 500 bis 100 Euro von „seiner“ Regierung erhält. Die Zentralregierung pocht auf eine Konsolidierung des Fahrzeugmarktes, doch die Provinzen scheren sich wenig darum. „Bei FAW glaube ich deshalb auch nicht daran, dass die Einsicht besteht, etwas für die Marke zu tun – solange in dem Maß subventioniert wird.“ Die Streitigkeiten zwischen Peking und den Regionen könnten zu einem großen Problem werden. „Die Gefahr besteht, dass diese  Auseinandersetzungen die wirtschaftliche Entwicklung bis zum Stillstand ausbremsen“, fürchtet Seibert, dabei brauche man China dringend als modernes Land.

Es führt kein Weg an China vorbei

Wenn man bedenke wie lange die Nation von der industriellen Revolution abgeschnitten gewesen sei, müssen man China einfach noch etwas Zeit geben, mein Siebert. Verglichen mit der Entwicklung eines Kindes „kommt China jetzt erst in die Pubertät und entwickelt eine eigene Persönlichkeit“.

Pubertierende können mitunter eben ganz schön bockig  sein – manchmal aber auch schon sehr vernünftig. Thomas Wu bricht eine Lanze für das Land: „Wenn man sieht wie viele Innovationszentren großer Unternehmen wie GE, SAP, Siemens, Bayer oder Phillips in China in den letzten Jahren entstanden sind, dann ist das ein sicheres Indiz dafür, dass Know-how in China schützbar ist und in gesichertem Rahmen geforscht werden kann.“

An China führt ohnehin kein Weg für deutsche Unternehmen vorbei. Während man hierzulande am Overengineering leidet – also übertüftelten Maschinen – zwingt der asiatische Markt wieder zur Konzentration auf die reine Funktionalität. „In China hat man ein hohes Interesse an Praktikabilität und Finanzierbarkeit der Produkte. Wenn man auf die Bedürfnisse des chinesischen Marktes keine Rücksicht nimmt, ist man als Unternehmen global nicht erfolgreich“, gibt Wu zu bedenken.

Gut möglich, dass in 20 Jahren der Stempel „Made in China“ keine Stigma der Kopierer mehr ist, sondern ein Zeichen hervorragender Qualität.

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