Insolvenzverfahren beendet Die Akte Flowtex wird geschlossen

Zwei Jahrzehnte nach der Aufdeckung von Luftbuchungen beim Spezialbohrmaschinen-Konzern Flowtex, endet das Insolvenzverfahren über das Skandalunternehmen. Quelle: dpa

Das Insolvenzverfahren beim Spezialbohrmaschinen-Konzern Flowtex ist zwei Jahrzehnte nach dem Milliarden-Betrugsskandal endlich zu Ende. Das Verfahren wurde aufgehoben.

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Zwei Jahrzehnte nach der Aufdeckung von Luftbuchungen beim Spezialbohrmaschinen-Konzern Flowtex, endet das Insolvenzverfahren über das Skandalunternehmen. Am 7. Februar habe der so genannte Schlusstermin stattgefunden und das Amtsgericht Karlsruhe habe das Verfahren aufgehoben, teilte ein Sprecher von Insolvenzverwalter Eberhard Braun der WirtschaftsWoche mit. Da weitere Insolvenzverfahren gegen Beteiligte oder andere Gesellschaften der FlowTex-Gruppe noch nicht abgeschlossen sind, sei jedoch eine „Nachtragsverteilung vorbehalten“, sagte der Sprecher.

Die Sparkasse Bremen hatte am 8. Februar 2000 Insolvenzantrag gegen die Flowtex Technologie GmbH & Co. KG gestellt, nachdem Geschäfte mit nicht existenten Maschinen für den Tunnelbau aufgeflogen waren. Das Landgericht Mannheim bezifferte den Schaden in Prozessen gegen Firmenboss Manfred Schmider („Big Manni“) auf über zwei Milliarden Euro. Der Flowtex-Fall gilt damit als einer der größten Fälle von Wirtschaftskriminalität in Deutschland und wurde im vergangenen Jahr als Satire im Fernsehen gezeigt.

Tatsächlich ist die Luftnummer mit Spezialbohrmaschinen spielfilmreif. Schmider hatte mit Flowtex zunächst einen beispiellosen Aufstieg erlebt und galt als Vorzeigeunternehmer. Als bekannt wird, dass er und seine Komplizen über Jahre systematisch Banken und Leasinggesellschaften betrogen haben und Kontakte zur Politik nutzen, um das Schneeballsystem zu decken, ist der Skandal perfekt. Fragen zur Rolle von Wirtschaftsprüfern und Politik werden laut. „Wäre der Wille vorhanden gewesen, das Geschäftsmodell von Flowtex wirklich zu durchdringen, hätten auch Außenstehende schnell bemerkt, dass die Zahlen nicht plausibel und das Marktvolumen nicht realistisch waren“, sagte Flowtex-Insolvenzverwalter Braun im vergangenen Jahr der WirtschaftsWoche. „Erst recht hätten das die Wirtschaftsprüfer bemerken müssen.“

Braun ist dennoch überzeugt, dass sich ein solcher Fall auch wiederholen kann.

Im Flowtex-Insolvenzverfahren hatten 396 Gläubiger, Forderungen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro angemeldet. Gut die Hälfte der Forderungen wurden von Gericht und Insolvenzverwaltung akzeptiert. „Ausgezahlt haben wir insgesamt 63 Millionen Euro, das entspricht einer Quotenzahlung an die ungesicherten Gläubiger von 5,2 Prozent“, so Braun. Hinzu kamen Millionenbeträge aus sogenannten Sonderverfolgungssachverhalten. Insgesamt sei eine Befriedigung der Finanzkreditgläubiger in Höhe von rund 20 Prozent erfolgt.

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