Intelligente Technik 45 Prozent würden Roboter-Chef akzeptieren

Bots, künstliche Intelligenz, Roboter: Wenn man US-Unternehmen glaubt, gehört die Zukunft den Maschinen. Schon jetzt lohnt sich der Einsatz smarter Technologien. Vom Roboter-Boss sind wir aber noch weit entfernt.

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Was Roboter schon heute alles können
Im Geschäft persönlich vom Roboter begrüßt zu werden - auch das kann bald für mehr Menschen Realität sein. „Pepper“ hat Knopfaugen, und er ist in astreinem Deutsch recht schonungslos: „Meiner bescheidenen Meinung nach ist dieses Modell nicht besonders schmeichelhaft für Ihre Figur. Dürfte ich Ihnen ein paar neu eingetroffene Modelle zeigen, die mir für Sie besonders gut gefallen?“ Eigene Infos werden per QR-Code auf dem Smartphone gespeichert, den der Roboter im Geschäft dann scannt. In Japan ist Pepper (von SoftBank) bereits aktiv. Quelle: dpa
„iPal“ ist ein künstlicher Freund und Spielgefährte. Der Roboter ist so groß wie ein sechsjähriges Kind. Er kann singen und tanzen, Geschichten vorlesen und spielen. Durch Gesichtserkennung und automatisches Lernen wird „iPal“ mit der Zeit immer schlauer. Er erinnert sich an Vorlieben und Interessen des Kindes. „iPal“ ist keine gefühllose Maschine“, behauptet John Ostrem vom Hersteller AvatarMind. „Er kann Emotionen erspüren und fühlt, wenn das Kind traurig ist.“ Der Roboter, der in rosa oder hellblau angeboten wird, übernimmt auch gleich ein paar vielleicht leidige Erziehungspflichten: Der eingebaute Wecker holt das Kind aus dem Schlaf. Die Wetter-App sagt ihm, was es anziehen soll, und eine Gesundheits-App erinnert ans Händewaschen. „iPal“ wurde vor allem für den chinesischen Markt entwickelt. Ostrem erläutert: „Dort gibt es in den Ein-Kind-Familien viele einsame Kinder, deren Eltern wenig Zeit haben und die einfach niemanden zum Spielen haben.“ Anfang 2016 soll es „iPal“ dort für etwa 1000 US-Dollar (knapp 900 Euro) geben. Quelle: dpa
Wer auf Reisen die Zahnbürste vergessen hat, kann sie bald von einer freundlichen Maschine aufs Zimmer gebracht bekommen. „Relay“, der Service-Roboter, wird in einigen US-Hotels im Silicon Valley getestet. Die Rezeptionistin legt Zahnbürste, Cola oder Sandwich in eine Box im Roboter, dann gibt sie die Zimmernummer des Gastes ein. „Relay“ kann sich selbst den Fahrstuhl rufen – auch wenn er noch ziemlich lange braucht, um wirklich einzusteigen. Er scannt vorher sehr ausgiebig seine gesamte Umgebung, um ja niemanden umzufahren. Vor der Zimmertür angekommen, ruft der Roboter auf dem Zimmertelefon an. Wenn der Hotelgast öffnet, signalisiert ihm „Relay“ per Touchscreen: Klappe öffnen, Zahnbürste rausnehmen, Klappe wieder schließen. „Das Hotel ist für uns erst der Anfang“, sagt Adrian Canoso vom Hersteller Savioke. „Wir wollen „Relay“ auch in Krankenhäuser, Altenheime und Restaurants bringen, einfach überall dahin, wo Menschen essen oder schlafen.“ Quelle: PR
„Budgee“ trägt die Einkäufe und rollt hinterher. Per Funksender in der Hand oder am Gürtel gesteuert, kann er bis zu 22 Kilogramm schleppen, so der US-Hersteller. Er folgt Herrchen oder Frauchen mit mehr als 6 Kilometern pro Stunde. Die Batterie hält angeblich zehn Stunden. „Budgee“ lässt sich zusammenklappen und im Kofferraum verstauen. Die ersten Vorbestellungen werden ausgeliefert, Stückpreis rund 1400 US-Dollar. Quelle: PR
Roboter können nicht nur Einkäufe schleppen, sondern auch für viele Menschen unliebsame Arbeiten im Haushalt abnehmen – und damit sind nicht nur die Staubsaug-Roboter gemeint. Der „PR2“ des Institute for Artificial Intelligence (IAI) der Universität Bremen kann auch in der Küche zur Hand gehen, zumindest in der Laborküche. Quelle: dpa
Ja, heutige Roboter können bereits feinmotorische Aufgaben übernehmen und etwa zuprosten, ohne dass das Sektglas zu Bruch geht. Das ist aber nicht die Besonderheit an diesem Bild. Der Arm rechts gehört Jordi Artigas, Wissenschaftler am Institut für Robotik und Mechatronik des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München. Der Roboterarm wird von Sergei Wolkow gesteuert – und der war nicht in Oberpfaffenhofen, sondern auf der Internationalen Raumstation ISS, wie im Hintergrund auf dem Monitor schemenhaft zu erkennen ist. Der „Tele-Handshake“ war nach Angaben des DLR ein weltweit einzigartiges Experiment. Quelle: dpa
Solche Aufgaben, wie etwa dieses Zahnrad zu greifen und weiterzugeben, konnte der DLR-Roboter „Justin“ schon 2012. Dass er aus dem All gesteuert wird, ist jedoch neu und bislang einzigartig. Quelle: dpa

Menschliche Roboter, intelligente Software, allgegenwärtige Automatisierung – wenn man sich in den Fabriken so umschaut, ist die Zukunft längst in der Gegenwart angekommen. Bei der Microsoft Entwickler-Konferenz stellte CEO Satya Nadella die aktuelle Entwicklungsstufe der hauseigenen künstlichen Intelligenz (KI) Cortana vor.

KI, das war mal das Thema von Science Fiction-Romanen und Filmen, heute hat es in Form von Siri und Konsorten fast jeder auf dem Handy. Die Experten sind sich einig: In weniger als zehn Jahren wird ein Teil unserer Kollegen aus Drähten und Nullen und Einsen bestehen.

Doch wie weit sind die Unternehmen - abgesehen von einigen Leuchtturmbeispielen - wirklich in diesem Gebiet? Das hat sich die IT-Beratung Avanade gefragt und 500 Führungskräfte in neun Ländern befragen lassen, wie sie intelligenten Technologien gegenüberstehen, ob und wie viel sie in diesen Bereich investiert haben und welche Auswirkungen sie spüren. Wobei sich hinter dem Begriff "intelligente Technologien" zunächst die klassisch vernetzte Produktion verbirgt, wie Michael Freudenberg, Chefinnovator bei Avanade, erklärt. Es geht also um das Internet der Dinge, nicht den neuen Roboterkollegen.

Die Ergebnisse sind positiv: 63 Prozent der Führungskräfte (Deutschland: 47 Prozent) haben bereits signifikant in smarte Technologien investiert. "Die Industriebetriebe, die in der klassischen Produktherstellung tätig sind, sind sehr gut vernetzt und digitalisiert, auch der deutsche Mittelstand hat in Deutschland eine Vorreiterrolle", so Freudenberg.

An zweiter Stelle folgen ihm zufolge die Dienstleister im Finanz- und Retail-Bereich. Und der Bereich B2C sei allein aufgrund der Nähe zum Kunden vernetzt und nehme eine Vorreiterrolle ein.

Die deutschen Unternehmen sind zwar zurückhaltender als die ausländische Konkurrenz, aber sie haben mehrheitlich die Verweigerungshaltung aufgegeben, wie Freudenberg sagt. "Die größte Gruppe hat den Nutzen der Digitalisierung erkannt und fragt sich nun, wie sie das für sich und ihr Unternehmen umsetzen sollen. Die Gruppe derer, die das für einen kurzfristigen Trend oder Hype halten, wird immer kleiner." Und jetzt, da der Stein ins Rollen gekommen sei, schlügen sich deutsche Unternehmen sehr gut. Den Abstand zur ausländischen Konkurrenz haben sie laut Freudenberg stark verringert.

Denn das Investment in die Technik zahlt sich für die Unternehmen aus: 71 Prozent der befragten deutschen Entscheider haben festgestellt, dass die vernetzte Industrie eine deutliche Produktivitätssteigerung zur Folge hat. Dadurch bemerkten 69 Prozent eine Umsatzsteigerung, bei 58 Prozent waren die Kunden zufriedener und auch die Mitarbeiterzufriedenheit steige merklich.

Zumindest in Deutschland geht es jedoch zunächst um ganz bodenständige Technik. Trotzdem könnten sich 45 Prozent vorstellen, einen Roboter als Chef zu akzeptieren.

Hierzulande gehe man jedoch sehr viel skeptischer an Neuerungen - sei es jetzt die Digitalisierung an sich oder deren spezielle Ausprägungen. "Es mag an der deutschen Ingenieursmentalität liegen, dass wir alles erst prüfen und verstehen müssen", sagt Freudenberg. "Die größten Bedenken liegen im rechtlichen Bereich, in Deutschland also ganz klar Datenschutz und Security. Dann kommen die weichen Faktoren: Wie nimmt man die Menschen mit, sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter. Die Technologie ist selten die Hürde, sondern, dass die gesamte Organisation digitalisiert werden muss."

Entsprechend zeigt auch die Studie: 61 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass in den nächsten fünf Jahren ihre oberste Priorität auf zusätzlichen Maßnahmen zur Datensicherheit liegen wird. Und 63 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass die Übertragung von zu großen Entscheidungsmöglichkeiten an eine neue Generation von Robotern oder Maschinen Gefahren in sich birgt.

Roboter bleiben also zunächst Handlanger und Gehilfen und werden keine Führungskräfte.

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