




Menschliche Roboter, intelligente Software, allgegenwärtige Automatisierung – wenn man sich in den Fabriken so umschaut, ist die Zukunft längst in der Gegenwart angekommen. Bei der Microsoft Entwickler-Konferenz stellte CEO Satya Nadella die aktuelle Entwicklungsstufe der hauseigenen künstlichen Intelligenz (KI) Cortana vor.
KI, das war mal das Thema von Science Fiction-Romanen und Filmen, heute hat es in Form von Siri und Konsorten fast jeder auf dem Handy. Die Experten sind sich einig: In weniger als zehn Jahren wird ein Teil unserer Kollegen aus Drähten und Nullen und Einsen bestehen.
Doch wie weit sind die Unternehmen - abgesehen von einigen Leuchtturmbeispielen - wirklich in diesem Gebiet? Das hat sich die IT-Beratung Avanade gefragt und 500 Führungskräfte in neun Ländern befragen lassen, wie sie intelligenten Technologien gegenüberstehen, ob und wie viel sie in diesen Bereich investiert haben und welche Auswirkungen sie spüren. Wobei sich hinter dem Begriff "intelligente Technologien" zunächst die klassisch vernetzte Produktion verbirgt, wie Michael Freudenberg, Chefinnovator bei Avanade, erklärt. Es geht also um das Internet der Dinge, nicht den neuen Roboterkollegen.
Die Ergebnisse sind positiv: 63 Prozent der Führungskräfte (Deutschland: 47 Prozent) haben bereits signifikant in smarte Technologien investiert. "Die Industriebetriebe, die in der klassischen Produktherstellung tätig sind, sind sehr gut vernetzt und digitalisiert, auch der deutsche Mittelstand hat in Deutschland eine Vorreiterrolle", so Freudenberg.
An zweiter Stelle folgen ihm zufolge die Dienstleister im Finanz- und Retail-Bereich. Und der Bereich B2C sei allein aufgrund der Nähe zum Kunden vernetzt und nehme eine Vorreiterrolle ein.
Die deutschen Unternehmen sind zwar zurückhaltender als die ausländische Konkurrenz, aber sie haben mehrheitlich die Verweigerungshaltung aufgegeben, wie Freudenberg sagt. "Die größte Gruppe hat den Nutzen der Digitalisierung erkannt und fragt sich nun, wie sie das für sich und ihr Unternehmen umsetzen sollen. Die Gruppe derer, die das für einen kurzfristigen Trend oder Hype halten, wird immer kleiner." Und jetzt, da der Stein ins Rollen gekommen sei, schlügen sich deutsche Unternehmen sehr gut. Den Abstand zur ausländischen Konkurrenz haben sie laut Freudenberg stark verringert.
Denn das Investment in die Technik zahlt sich für die Unternehmen aus: 71 Prozent der befragten deutschen Entscheider haben festgestellt, dass die vernetzte Industrie eine deutliche Produktivitätssteigerung zur Folge hat. Dadurch bemerkten 69 Prozent eine Umsatzsteigerung, bei 58 Prozent waren die Kunden zufriedener und auch die Mitarbeiterzufriedenheit steige merklich.
Zumindest in Deutschland geht es jedoch zunächst um ganz bodenständige Technik. Trotzdem könnten sich 45 Prozent vorstellen, einen Roboter als Chef zu akzeptieren.
Hierzulande gehe man jedoch sehr viel skeptischer an Neuerungen - sei es jetzt die Digitalisierung an sich oder deren spezielle Ausprägungen. "Es mag an der deutschen Ingenieursmentalität liegen, dass wir alles erst prüfen und verstehen müssen", sagt Freudenberg. "Die größten Bedenken liegen im rechtlichen Bereich, in Deutschland also ganz klar Datenschutz und Security. Dann kommen die weichen Faktoren: Wie nimmt man die Menschen mit, sowohl die Kunden als auch die Mitarbeiter. Die Technologie ist selten die Hürde, sondern, dass die gesamte Organisation digitalisiert werden muss."
Entsprechend zeigt auch die Studie: 61 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass in den nächsten fünf Jahren ihre oberste Priorität auf zusätzlichen Maßnahmen zur Datensicherheit liegen wird. Und 63 Prozent der Deutschen sind überzeugt, dass die Übertragung von zu großen Entscheidungsmöglichkeiten an eine neue Generation von Robotern oder Maschinen Gefahren in sich birgt.
Roboter bleiben also zunächst Handlanger und Gehilfen und werden keine Führungskräfte.