Invensys Rail Siemens lässt das Übernehmen nicht

Obwohl die letzten Firmenübernahmen von Siemens alle nicht das Gelbe vom Ei waren, kauft der Konzern jetzt schon wieder zu. Dieses mal geben die Münchner 2,2 Milliarden aus, um ihr Bahngeschäft zu stärken.

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Der Schriftzug des Technologiekonzerns Siemens Quelle: dpa

Siemens verstärkt mit einer Milliardenübernahme sein Bahngeschäft. Der Münchner Elektrokonzern kauft für umgerechnet 2,2 Milliarden Euro die Bahnautomatisierungssparte Invensys Rail der britischen Invensys-Gruppe. Das Unternehmen mit 3200 Beschäftigten und einem Umsatz von umgerechnet knapp unter einer Milliarde Euro ist auf softwarebasierte Signal- und Leittechnik für den Schienenverkehr spezialisiert. Dem Deal müssen noch die Invensys-Aktionäre und die Behörden zustimmen.

Zugleich sucht Siemens einen Käufer für das Geschäft mit Systemen zur Gepäckabfertigung, Brief- und Paketsortierung, in dem etwa 3600 Mitarbeiter beschäftigt sind. „Mit diesen beiden Transaktionen fokussieren wir unsere Kernaktivitäten“, teilte der Chef des Siemens-Sektors für Infrastruktur und Städte, Roland Busch, in München mit. Ein Käufer für die Gepäckabfertigungssparte ist dem Vernehmen nach noch nicht gefunden. Das Geschäft ist nach Angaben von Siemens zwar einer der führenden Anbieter, es gebe aber kaum Möglichkeiten von anderen Geschäftsteilen innerhalb von Siemens zu profitieren. „Es ist ein hoch spezialisiertes Nischengeschäft, in dem vornehmlich mittelständische Unternehmen tätig sind“, teilte Siemens mit. Die Sparte macht einen Jahresumsatz von rund 900 Milliarden Euro.

Letzte Übernahmen waren Fehlinvestitionen

Beide Geschäfte sind Teil des jüngsten Programms Siemens 2014 mit dem der Konzern seine Kerngeschäfte stärken will - und rund 6 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren einsparen möchte. Wie viele Stellen davon betroffen sein werden, ist bisher nicht bekannt. Konzernchef Peter Löscher hatte bei Vorlage der Bilanz Anfang des Monats gesagt, dort wo es strukturelle Änderungen gebe und Märkte wegbrechen, seien Anpassungen unausweichlich. So laufen in der Medizintechnik, bei Trafowerken und bei der Fertigung von Windrädern laufen bereits Stellenkürzungen.

Für den Konzern bleibt zu hoffen, dass die Übernahme von Invensys Rail erfolgreicher wird, als die vorangegangenen. "In den letzten Jahren ist es für Siemens bei Übernahmen überhaupt nicht gut gelaufen", sagt Markus Friebel, Analyst bei Independent Research in Frankfurt. Zu den Problemen bei Akquisitionen kämen eine zu starke Fixierung auf Umsatzwachstum statt auf Erträge, Fehleinschätzungen bei Offshore-Windprojekten in der Nordsee und die weltweite Konjunkturschwäche, die den Auftragseingang abstürzen ließ. So hatte sich Siemens im Vorfeld bereits mehrmals mit seinen Investitionen schwer verschätzt. Beispielsweise beim Einstieg ins Solargeschäft, der letztlich mit dem Verkauf der Solartochter Solel endete. Vor fünf Jahren bescherte ein übernommenes US-Labordiagnostikunternehmen Siemens Abschreibungen in Milliardenhöhe und auch ein Zukauf durch die Lichttochter Osram wurde für das Unternehmen zum finanziellen Abenteuer.

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