Selbst wenn Fahrzeuge und Fluggeräte einmal ausgeliefert sind, reißen die Probleme nicht ab. Mängel werden häufig erst entdeckt, wenn sich die Maschinen unter realen Bedingungen beweisen müssen.
Gerade hat die Bundeswehr mittgeteilt, dass der Eurofighter Qualitätskontrollen nicht bestanden hat. Bohrungen am Rumpf des Kampfjets könnten im schlimmsten Fall zur Ablösung von Bauteilen führen. Als Sofortmaßnahme halbierte der Hersteller Airbus die freigegebene Lebensdauer von 3000 auf 1500 Flugstunden. Für ein Milliarden-Euro Projekt ist das ein herber Schnitzer. Schwachstellen sind aber offenbar bei Neu- und Eigenentwicklungen nie ganz auszuschließen.
Problemanfälligkeit und Wartungsbedarf lassen sich vorab kaum simulieren. Die tatsächlichen Stärken und Schwächen der Produkte zeigen sich erst im Einsatz. Das sorgte schon häufiger für böse Überraschungen. Auch weil beim Zeitpunkt der Bestellung nie ganz klar ist, wo Jets mal fliegen und die Panzer mal rollen werden.
Veränderte Auftragslage
17 Einsätze absolviert die Bundeswehr derzeit. Viele davon sind klein, mit wenigen Kräften zu stemmen. Aber alle sind unterschiedlich. Die Spannbereite reicht vom Kampfeinsatz in Afghanistan über die Piratenjagd vor Afrika bis zur Ausbildungsmission in Mali.
Weil sich kommende Aufgabe schwer einschätzen lassen, sind vor Jahren oder Jahrzehnten bestellte Produkte nicht immer optimal an die neuen Anforderungen angepasst. So bemängeln Militärs etwa das vergleichsweise schwache Bordgeschütz der deutschen Variante des Eurocopter Tiger, die vor allem als Unterstützungseinheit konzipiert worden. Die französische Variante etwa ist stärker bewaffnet, kann im Extremfall besser ins Kampfgeschehen eingreifen.
Ähnliche Kritik gibt es aus Teilen der Truppe am Nachfolger des Transportpanzers Fuchs. Der schwergepanzerte Boxer dient dazu, Soldaten sicher durch feindliches Gebiet zu bringen. Dass er bei Kampfeinsätzen wie in Afghanistan auch gut zur Unterstützung der Bodentruppen dienen könnte, wurde bei der Planung vernachlässigt. Die Bewaffnung ist vielen Militärs zu schwach. Der eher abfällige Ausdruck „gepanzertes Taxi“ macht unter Soldaten die Runde.
Rüstungsexperte Schulte schätzt die Situation als weniger dramatisch ein. „Die große Aufgabenvielfalt der Bundeswehr ist nicht das Problem. Die Armee ist für die Einsätze gerüstet.”
Belastungsgrenze erreicht
Schwierig ist die Vielzahl der Einsätze. Mit ihren Schiffen muss die Marine nicht nur Piraten vor Somalia jagen sondern auch noch amerikanische Schiffen, die chemische Waffen transportieren, Geleitschutz geben. Die Luftwaffe transportiert mit der veralteten Transall nicht nur Soldaten und Waffen, sondern soll auch die Luftbrücke zur Ebola-Hilfe unterstützen.
Trotz Mängelliste und Nachschubproblemen schickt die Bundeswehr Soldaten und Geräte in neue Einsätze. Wie das enden kann zeigt der Fall Transall-Transportmaschine, die auf dem Weg zum Ebola-Hilfseinsatz im Senegal defekt auf Gran Canaria liegengeblieben ist. „Die Grenze der Belastbarkeit ist an vielen Stellen längst erreicht, wenn nicht überschritten“, sagt Schulte.