James Dyson Der Staubsauger-König

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Zwei Milliarden Pfund Umsatz

2013 macht der Konzern knapp zwei Milliarden Pfund Umsatz und 600 Millionen Pfund Gewinn, ein Drittel davon fließt jährlich in Forschung und Entwicklung. 4000 Menschen arbeiten für Sir Dyson, davon 1500 Ingenieure – im Schnitt sind sie nicht älter als 26 Jahre. „Junge Leute sind toll“, sagt der 67-Jährige. „Je weniger Erfahrungen man im Leben bisher gemacht hat, desto besser. Denn jede Erfahrung beschränkt unser Denken“, so spricht der Erfinder.

Sein unbedingter Wille, etwas anders machen zu wollen, hat ihn zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht. Der Staubsauger-König steht mit einem aktuellen Vermögen von 4,4 Milliarden Dollar auf Platz 351 der Forbes-Liste.

Trotz Ritterschlag und Milliardenvermögen - Dyson wirkt bei seinen TV-Auftritten sympathisch bescheiden und zurückhaltend. Ein Tüftler, verliebt in die Idee, dass es immer eine noch bessere Lösung für ein Problem gibt.

In solchen Interviews erzählt er gerne die Anekdote, wie er auf die Idee kam, einen Staubsauger ohne Beutel zu konstruieren. Als Kind habe er es gehasst, wenn seine Mutter ihm aufgetragen habe zu saugen. „Das Ding hat gejault und gequietscht. Ein fieses Geräusch. Aber ordentlich gesaugt hat es nicht.“

Mit 30 habe er sich den teuersten Staubsauger gekauft, der zu kriegen war und sei abermals enttäuscht worden. „Mir wurde klar: Der Beutel ist das Problem. Je voller er wird, desto geringer wird die Saugkraft, ich wollte einen Staubsauger, der immer die volle Saugkraft bringt, also musste der Beutel weg.“ Einen ausgewiesenen „Männer-Staubsauger“ zu kreieren, war also nie das Ziel des Briten, er wollte schlicht einen richtig guten Staubsauger.

Dyson begann, eigene Entwürfe zu machen. Über 5000 Prototypen später war das erste Modell eines beutellosen Staubsaugers serienreif. Doch niemand wollte es vermarkten, die Idee schien zu abgedreht. Schließlich kaufte ein japanisches Unternehmen die Lizenz. Mit den Einnahmen zog Dyson, zu dieser Zeit hochverschuldet, sei eigenes Unternehmen hoch.

Bis heute befindet sich der Betrieb zu 100 Prozent in Besitz der Familie Dyson. In den ersten Jahren fütterte Ehefrau Deirdre Hindmarsh die drei Kindern Emily, Jacob und Sam durch. Die Söhne sitzen heute im Aufsichtsrat. Sohn Sam ist Musiker und betreibt ein eigenes Tonstudio, Tochter Emily gehört eine Modeboutique in London. Einzig Jacob ist ebenfalls Produktdesigner geworden, allerdings für Lichtsysteme und Leuchten.

Die Leidenschaft für beutellose Staubsauger, Ventilatoren ohne Rotorblätter und Handtrockner mit speziellen Kaltluftdüsen, in die man die Hände hineinsteckt, statt sie darunter zu halten, hat keines der Kinder geerbt. Ins operative Geschäft wollten sie nicht.

Forschungszentrum gesichert wie Fort Knox

Auch James Dyson hat sich aus dem Alltagsgeschäft ein Stück zurückgezogen. Der Deutsche Max Conze leitet seit 2011 als CEO die Geschäfte, Dyson ist weiterhin Chef-Ingenieur. Im idyllischen Dörfchen Malmesbury in der Grafschaft Wiltshire entstehen die neuen Ideen.

Das Dyson-Forschungszentrum ist gesichert wie Fort Knox. Es gelten strengste Geheimhaltungsvorschriften. Eine Abteilung weiß oft nicht, woran die andere arbeitet. Nichts darf nach außen dringen. Millionen Euro hat Dyson in Patente gesteckt - derzeit rund 3000 Stück - und nochmals so viele in Plagiatsklagen investiert.

Auch gegen den größten britischen Konkurrenten Hoover zog Dyson schon erfolgreich ins Feld. Eine Klage wegen irreführender Werbung gegen den deutschen Technologieriesen Bosch schmetterte das Gericht allerdings ab. Beim Gerichtstermin griff die Richterin höchstselbst zum Staubsauger, um sich davon zu überzeugen, dass dieser, wie in der Werbung gezeigt, die Blätter des Fikus-Bäumchens vom Teppich schlürft.

Misserfolge und Scheitern nimmt Dyson gelassen. In der täglichen Arbeit als Erfinder sei es ganz normal. So etwa das Waschmaschinen-Modell Contrarotator, das Dyson im Jahr 2000 in Großbritannien auf den Markt brachte. „Als Waschmaschine war sie ein großer Erfolg, als Geschäft war sie es nicht.“ Der Preis sei zu hoch gewesen, weil zu viel teure Technologie darin gesteckt habe. Mit ihren 1000 Pfund war die Contrarotator nicht wettbewerbsfähig.

Aber Dyson sieht es positiv. „Diese Waschmaschine gebaut zu haben, war der wunderbarste, lehrreichste Misserfolg, den wir je hatten.“ Wöchentlich gebe er 2,5 Millionen Dollar für Forschung- und Entwicklung aus, da gebe es jede Menge Misserfolge, aber jeder einzelne lehre einen etwas.

Dyson fördert Kreativität

Um die Kreativität zu fördern, veranstaltet Dyson regelmäßig Wettbewerbe, bei denen die Ingenieure aus Teilen, die in ihren Geräten stecken, etwas anderes zusammenbauen müssen. Die Maschinen werden bei einem großen Event vorgestellt. „Manche explodieren, andere nicht“, erinnert sich Dyson-Chef Max Conze. Hauptsache das Ergebnis ist kreativ.

Wie kreativ einige Anwender im Umgang mit Dyson-Geräten sind, dürfte allerdings selbst den findigsten Ingenieur überraschen. So sah sich ein Gastwirt, der seine Toiletten mit den Dyson Airblade Handtrockner ausgestattet hatte gezwungen, die männlichen Gäste mit Aufkleber darauf hinzuweisen, doch bitte lediglich ihre Hände und keine sonstigen Körperteile in das Gerät zu stecken. Zuweilen treibt die männliche Liebe zum Hightech seltsame Blüten.

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