
Rund 1200 Arbeitsplätze im vergangenen Herbst. Noch einmal 7800 Stellen im Februar. Nun weitere 4500 Jobs. Es hat den Anschein als folge bei Siemens ein Streichprogramm auf das nächste. Doch mit dem neuerlichen geplanten Arbeitsplatzabbau, den der Siemens-Vorstandsvorsitzende Joe Kaeser nun ankündigte, soll „der Umbau des Konzerns in der Hauptsache abgeschlossen sein“. Weitere Stellenstreichungen seien vorerst nicht geplant.
Vor exakt einem Jahr, am 7. Mai 2014, hatte Kaeser der Öffentlichkeit in Berlin seine Pläne zum Umbau des kränkelnden Technologiekonzerns präsentiert. Bürokratie wollte er abbauen, die einzelnen Geschäfte wieder näher zum Kunden bringen. Das Portfolio wollte der Mann aus Niederbayern, der seit 2013 an der Spitze des Unternehmens steht, straffen und ertragsschwache Bereiche auf Vordermann bringen. Rund eine Milliarde Euro will Siemens bis 2017 insgesamt einsparen.





Vor allem das Geschäft mit Anlagen und Ausrüstung zur Energieerzeugung bereitet Siemens große Schwierigkeiten. Sicher, der Trend in Europa zu alternativen Energien hat das Geschäft für die Münchner nicht einfacher gemacht. „In Deutschland verkaufen wir in diesem und im kommenden Jahr keine einzige Gasturbine“, sagt Kaeser. Doch der einstige Vorzeigekonzern hat auch wichtige Trends verschlafen, etwa den zur dezentralen Energieerzeugung mit kleinen Turbinen und Motoren. Eine Entwicklung, die etwa der amerikanische Konkurrent General Electric früh erkannt hat.
Von den 4500 Stellen, die nun im Rahmen des jüngsten Abbaus wegfallen sollen, will Kaeser 2200 in Deutschland streichen. Rund 1600 davon entfallen auf die Division Power & Gas, also die Energieerzeugung. Auf der anderen Seite will Siemens in diesem Bereich allerdings Stellen aufbauen, eben in den Märkten, in denen das Turbinegeschäft gut läuft, etwa in den USA.
Andere Baustellen im Konzern haben die Verantwortlichen viel zu spät erkannt. So kämpft Siemens zurzeit mit gravierenden Qualitätsproblemen bei Windkraftanlagen. Zahlreiche Hauptlager an den Turbinen müssen überprüft oder ausgetauscht werden. Das Ergebnis: Mit seiner Division Windenergie fährt der Konzern zurzeit Verluste ein.
Die Windsparte gehört bei Siemens zu den ertragsschwachen Geschäften, die Kaeser identifiziert hat und nun auf Vordermann bringen will. „Auch durch Partnerschaften“, wie der Siemens-Chef betont. Etwa 15 Milliarden Euro des jährlichen Gesamtumsatzes von zuletzt gut 70 Milliarden Euro bringen keinen oder nur einen mickrigen Ertrag.
Wegen solcher Unwägbarkeiten zweifeln inzwischen nicht wenige Analysten daran, dass Siemens seine Zielmarge im Industriegeschäft von 10 bis 11 Prozent im laufenden Geschäftsjahr erreichen wird. Das Geschäftsjahr endet am 30. September. Zwischen Januar und März schrumpfte die Ergebnismarge im industriellen Geschäft von 10,3 auf neun Prozent.
Allmählich werden die Investoren unruhig. Sie fordern jetzt Ergebnisse des groß angelegten Umbaus. Möglich, dass sie sich noch ein wenig gedulden müssen.