Jobabbau verkündet Boschs „Rückenwind ist weg“

Bosch plant Jobabbau, kündigt Chef Denner an Quelle: dpa

Schwächen am Automarkt machen dem weltweit größten Autozulieferer zu schaffen. Erst im Juli hatte Bosch die Erwartungen an die Fahrzeugproduktion zurückgeschraubt. Nun ist die Rede von sinkender Rendite und Stellenabbau.

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Dem weltweit größten Autozulieferer Bosch machen der Konjunkturrückgang und der Umbruch in der Autoindustrie zu schaffen. „Der Rückenwind ist weg“, sagte Vorstandschef Volkmar Denner der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir rechnen derzeit damit, dass unser Umsatz in Summe in diesem Jahr nur auf Vorjahresniveau liegen wird. Und wir werden das hohe Renditeniveau des Vorjahres nicht halten können“, sagte Denner. Zudem sei nun ein deutlicher Job-Abbau geplant, vor allem an den Diesel-Standorten.

„Natürlich müssen wir auf die zurückgehende Nachfrage reagieren“, sagte Denner. Der Umfang des Abbaus stehe noch nicht fest. Er fügte an: „Wir tun aber alles, um das sozialverträglich umzusetzen. Da gibt es viele Möglichkeiten: Zeitkonten, Abfindungsprogramme, Vorruhestandsregelungen, Reduzierung der Zahl der temporär Beschäftigten.“ Bosch beschäftigt derzeit 410.000 Menschen weltweit.

Vor allem die schwächelnden Absätze in der Autoindustrie machen dem Technologiekonzern zu schaffen. Der Automarkt entwickle sich sehr schwach, „deutlich schwächer, als wir alle noch vor einem Jahr gedacht haben“, sagte Denner dem Blatt. Es handele sich nicht um eine kurzfristige Delle, die schnell wieder aufgeholt werden könne. Erst Mitte Juli hatte Stefan Asenkerschbaumer, Finanzchef des Stiftungskonzerns, die Erwartung für die Fahrzeugproduktion zurückgeschraubt. „Das Umfeld ist sehr herausfordernd geworden“, sagte Asenkerschbaumer damals dem „Handelsblatt“.

Im Mai hatte Bosch mit einem Rückgang der globalen Autoproduktion um drei Prozent auf knapp 95 Millionen Fahrzeuge gerechnet. „Jetzt erwarten wir minus 4,5 Prozent“, so Asenkerschbaumer im Juli.

„Wir gehen in unserer Planung davon aus, dass die Automobilproduktion in den kommenden Jahren stagnieren wird, anders als in der Vergangenheit, als es fast immer aufwärts ging“, sagte nun Denner der „Süddeutschen Zeitung“. Insbesondere der Rückgang bei Dieselmotoren wirke sich negativ aus. „Wenn wir bei einem Dieseleinspritzsystem zehn Mitarbeiter beschäftigen, sind es bei einem Benzinsystem drei und bei einem Elektrofahrzeug nur noch einer“, sagte Denner.

Bosch greift bereits auf sogenannte „Personalreserven“ zurück. Zum Beispiel in Bamberg, wo Beschäftigte Teile für Diesel- und Benzinermotoren herstellen. Im Frühjahr wurde den Bosch-Mitarbeitern dort zum Zwangsurlaub verordnet, um Kosten zu sparen. Damit steht Bosch nicht allein da. Viele Unternehmen kämpfen mit dem Strukturwandel, mit teuren Investitionen für die Digitalisierung – und mit Revolutionen in ihrer Branche, vor allem die Automobilindustrie. Sie zehren von der Substanz, bauen Guthaben auf Arbeitszeitkonten ab und trennen sich von Leiharbeitern. In den Belegschaften der Bundesrepublik wächst deshalb die Unruhe.

von Martin Seiwert, Karin Finkenzeller, Henryk Hielscher, Stefan Reccius

Insbesondere bei den Automobilzulieferern sorgt man sich deutschlandweit wegen der Folgen der nächsten großen Krise, ausgelöst unter anderem durch die E-Auto-Revolution. Sie trifft die Zulieferer nicht überraschend. Lange verschlossen sie aber, ähnlich wie die Automobilkonzerne selbst, die Augen vor dem Wandel, der da auf sie zurollte. Die Lage ist für viele Zulieferer besonders deshalb brisant, weil sie auf bestimmte Motorteile oder Abgastechnologien spezialisiert sind. Ihre Technologie wird in dieser Form zukünftig wohl weniger gebraucht werden. Die Automobilzulieferer müssen sich also mehr noch als die Autobauer neu erfinden, um ihre Existenz zu sichern.

Bosch hat sich unter anderem dazu entschieden, künftig stärker auf die Technologie der Brennstoffzelle als Antrieb für Elektrofahrzeuge zu setzen. Obwohl die Brennstoffzelle, bei der mit Wasserstoff Strom für Batterien gewonnen wird, derzeit noch unverhältnismäßig teuer ist, geht Bosch von einem Marktdurchbruch aus. Bis 2030 könnten bis zu 20 Prozent aller Elektrofahrzeuge weltweit mit Brennstoffzellen angetrieben werden, schätzt der Konzern. Um bei dieser Entwicklung mitmischen zu können, kündigten die Schwaben im April eine Kooperation mit dem kleinen schwedischen Unternehmen Powercell an. Gemeinsam wollen sie sogenannte Stacks, wichtige Komponenten für die Brennstoffzellen, weiterentwickeln und sie später in großem Stil produzieren. Das Ziel: Spätestens 2022 will Bosch Brennstoffzellen-Systeme mit den selbst gefertigten Stacks auf den Markt bringen.

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