Joint Venture Thyssen-Krupp will im Juni über Stahl-Bündnis mit Tata entscheiden

Der Industriekonzern will mit Tata nachverhandeln. An dem Zeitplan für das geplante Joint Venture will Thyssen-Krupp dennoch festhalten.

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Thyssen-Krupp will im Juni über Stahl-Bündnis mit Tata entscheiden Quelle: Reuters

Düsseldorf Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger will nach rund zweijährigen Bemühungen um ein Stahlbündnis mit dem Konkurrenten Tata Steel in Kürze in den eigenen Reihen darüber abstimmen lassen. „Wir halten am kommunizierten Zeitplan fest und haben die Absicht, noch im Juni zu einer abschließenden Entscheidung zum Joint Venture zu gelangen“, sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch nach der Aufsichtsratssitzung des Unternehmens.

Damit muss gegen Ende des Monats das Kontrollgremium des Traditionskonzerns über die Pläne entscheiden, die die Arbeitnehmervertreter lange Zeit skeptisch begleitet hatten. Eine Vereinbarung mit Tata könnte kurz nach der Entscheidung geschlossen werden. Davor müssen sich die Konzerne aber noch über die Bewertung ihrer Unternehmen einigen.

Nach den Angaben von mehreren mit den Gesprächen vertrauten Personen wird darum noch gerungen. Das Bündnis war eigentlich als Partnerschaft unter Gleichen geplant, doch die Geschäfte der beiden Stahlschmieden entwickelten sich zuletzt unterschiedlich.

Der Aufsichtsrat sollte am Mittwoch daher auch darüber beraten, wie die so entstandene Bewertungslücke ausgeglichen werden könne, sagten die Insider. Es seien mehrere Optionen im Gespräch. Der Konzern und Tata hatten sich dazu nicht äußern wollen.

Während die Stahlkocher von Thyssen-Krupp zuletzt immer bessere Zahlen vorlegten, ging es bei Tata bergab. Die Schätzungen für die Lücke gegenüber den ursprünglichen Bewertungen reichen von einem dreistelligen Millionenbetrag bis zu drei Milliarden Euro. Es gebe mehrere Möglichkeiten, die Lücke zu schließen, sagten Insider. Theoretisch möglich, aber nicht wahrscheinlich sei eine Verschiebung der Anteilsstruktur.

Geplant ist bislang ein 50:50-Joint Venture, mit dem Thyssen das Stahlgeschäft entkonsolidieren könnte. „Eine Veränderung dieser Struktur liegt nicht auf dem Tisch“, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Infrage käme, dass Tata weniger Schulden auf das Joint Venture abwälze, sagten zwei Insider. Möglich sei auch eine Barzahlung von Tata an Thyssen-Krupp. Eine weitere Option sei, dass Thyssen mehr Schulden oder Pensionsverpflichtungen in das Gemeinschaftsunternehmen einbringe. Letztlich könne es auch eine Mischung aus mehreren Varianten geben. Bei den Arbeitnehmervertretern würde eine höhere Schuldenlast für das Stahl-Joint Venture allerdings auf Widerstand stoßen.

„Das ist inakzeptabel“, sagte einer von ihnen Reuters. Schon jetzt sollen dem neuen Unternehmen Schulden in Höhe von über sechs Milliarden Euro aufgebürdet werden - vier Milliarden von Thyssen und 2,5 Milliarden von Tata. Die IG Metall und Arbeitnehmervertreter hatten deshalb Zweifel an der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Unternehmens angemeldet.

Die Arbeitnehmervertreter wollen nur zustimmen, wenn alle Fragen beantwortet und alle Zweifel ausgeräumt sind. In Kreisen des Konzerns war nach der Aufsichtsratssitzung von „konstruktiven Gesprächen“ die Rede. Allerdings stehen auch noch bei Tata Verhandlungen zwischen Arbeitnehmervertretern und dem Management aus. Bei Thyssen-Krupp hatte die IG Metall dem Management bereits vor Monaten massive Zugeständnisse in Sachen Beschäftigungs- und Standortsicherung abgerungen.

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