Kässbohrer gegen Prinoth Kampf der Pistenraupen

Wer seine Piste präparieren will, hat die Auswahl zwischen rot und silbern: Zwei Unternehmen dominieren den Markt. Kässbohrer und Prinoth kämpfen um jeden Kunden – doch das ist nicht ihr einziges Problem.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Kässbohrer baut zur Hochsaison bis zu fünf rote Pistenbullys am Tag. Quelle: dpa

Laupheim Wer als Skifahrer etwas auf sich hält, quält sich schon frühmorgens aus dem Bett, um als Erster auf der Piste zu sein. Dann ist der Schnee perfekt präpariert. Bis in die Nacht hinein sorgen dafür die mächtigen Pistenraupen - und die sind entweder rot oder silber. Zwei Unternehmen haben fast den kompletten Weltmarkt unter sich aufgeteilt: Kässbohrer Geländefahrzeug aus Oberschwaben mit seinen Pistenbullys und Prinoth aus Südtirol mit seinen Leitwölfen und Bisons. Doch in der schneeweißen Welt der Pistenraupen gibt es hässliche Flecken: Neue Märkte tun sich kaum auf – und mit der globalen Erwärmung droht Schneemangel.

Schon in einem Winter wie diesem verkaufe die Marke Pistenbully weniger Ersatzteile, sagt Jens Rottmair, Vorstandssprecher von Kässbohrer Geländefahrzeug – und unter Umständen im nächsten Jahr auch weniger Fahrzeuge. Prinoth-Vorstandsvorsitzender Werner Amort dagegen wiegelt ab und verweist auf sinkende Temperaturen etwa im österreichischen Skigebiet Ischgl. Ein Einfluss des Klimawandels auf den Skitourismus sei nicht nachgewiesen. Beide Firmen stellen zwar auch im kleineren Stil Nutzfahrzeuge etwa für Strand und Wald her. Doch höhere Temperaturen könnte ihren Kernmarkt im wahrsten Sinne des Wortes dahinschmelzen lassen.

Einer Studie im Auftrag des österreichischen Wissenschaftsministeriums zufolge muss in den Alpen bis Mitte des Jahrhunderts mit einem Temperaturanstieg von 1 bis 2 Grad gerechnet werden. Das bedeute eine höhere Schneefallgrenze – und noch mehr Bedarf für teuren Kunstschnee. Ohne ihn kommen die Skigebiete kaum aus. Sie müssen möglichst lange öffnen, damit sich der Betrieb rentiert. Pistenraupen sollen den kostbaren Schnee optimal verteilen. „Der effiziente Einsatz wird immer wichtiger, weil die Kosten kontinuierlich steigen und nicht eins zu eins an den Kunden gehen können“, sagt Florian Profanter, Berater für Pisten-Management, in Villnöß (Italien).

Dafür bieten die Hersteller etwa satellitengestützte Schneetiefenmessung an, dazu Computer, die Verbrauch, Leerlauf, Stehzeiten aufzeichnen. Ein einträgliches Zusatzgeschäft sind die Hightech-Anwendungen wegen der hohen Preise aber noch nicht. Pistenbully in Laupheim bei Ulm nimmt rund 216 Millionen Euro Umsatz ein - etwa zehn Prozent davon bleibt als Gewinn hängen.

Prinoth im italienischen Sterzing setzt rund 200 Millionen Euro um, macht aber keine Angaben zum Gewinn. Das Unternehmen produziert im Jahr rund 450 bis 500 meist silberne Fahrzeuge. Kässbohrer baut zur Hochsaison bis zu fünf rote Pistenbullys am Tag - im Jahr sind es so 550 bis 600 Stück. Die meisten sollen alte Maschinen ersetzen, wie Vorstandssprecher Rottmair sagt.


„Wir kämpfen um jeden einzelnen Kunden“

Die Fahrzeuge der Konkurrenten kosten etwa gleich viel und können gleich viel. Kässbohrer betont die Leistung, Prinoth die Fräsen - und das Design. „Wir sind Italiener“, sagt Chef Amort. Doch zentral bleibt der Service: In der Winterzeit liefern die Unternehmen Ersatzteile meist binnen eines Tages. Nach Angaben der Unternehmensberatung Grischconsulta in Chur (Schweiz) machen die Pistengeräte nur rund sechs Prozent des jährlichen Investitionsbedarfs eines Skigebiets aus. „Man muss heute auf jeden Pfennig schauen“, sagt aber Berater Edgar Grämiger.

Daher schenken sich die Konkurrenten auch bei Preisnachlässen nichts. „Wir kämpfen um jeden einzelnen Kunden“, sagt Rottmair. Die großen Modelle können um die 400 000 Euro kosten. Doch auch immer wichtiger: die Nachhaltigkeit. Ein Pistenbully mit Diesel-Elektro-Antrieb etwa spart Kraftstoff und Emissionen, ist aber auch deutlich teurer.

„Es bleibt die Frage, welchen Preis der Kunde dafür zahlen möchte“, sagt Konkurrent Amort, dessen Unternehmen kein solches Angebot hat. Dafür profitiere Prinoth von seiner Zugehörigkeit zum Leitner-Konzern. Der kann alle Investitionsgüter aus einer Hand anbieten: Seilbahnen, Schneekanonen, Pistenfahrzeuge. Vor allem in neuen Skigebieten ist das ein Pluspunkt. „Da hatten wir schon einige Male die Nase vorn“, sagt Amort.

Doch neue Skigebiete entstehen nur vereinzelt, wie Rottmair sagt. Einstige Hoffnungsträger wie Osteuropa entwickelten sich nur langsam. Den größten Absatz machen die Konzerne in den Alpen und in Nordamerika. Und so bleibt den Pistenraupen-Herstellern vor allem eines: Die Hoffnung auf mehr Schnee.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%