Kali-Streit Russland dreht Weißrussen den Ölhahn zu

Nach der Festnahme von Uralkali-Chef Baumgertner hatte Russland seinen Nachbarn zunächst gewarnt. Jetzt machen die Russen ernst und kürzen Weißrussland Öllieferungen. Die Länder stehen kurz vor einem Handelskrieg.

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Ölraffinerie in Russland: Die Pipeline-Gesellschaft Transneft kürzt die Lieferungen an Weißrussland im September um ein Viertel. Quelle: Reuters

Moskau Der Streit zwischen Russland und Weißrussland um die Zukunft des Kali-Düngemittelmarkts könnte sich zu einem Handelskrieg ausweiten. Die staatliche russische Pipeline-Gesellschaft Transneft kündigte am Mittwoch an, die Öllieferungen nach Weißrussland um 400.000 Tonnen zu kürzen. Das entspricht fast einem Viertel aller für September geplanten Lieferungen in das Nachbarland. Grund für die Kürzungen seien Bauarbeiten, erklärte Transneft.

Das Unternehmen müsse 700 Kilometern an alten Pipelines ersetzen, da sonst ein Gefahr für die Umwelt bestehe. Die Kürzung sei völlig unerwartet gekommen, erklärten Öl-Händler. „Es sieht so aus, als wenn wir auf einen neuen Handelskrieg zusteuern“ sagte einer von ihnen.

Wladislaw Baumgertner, der Chef des russischen Düngemittel-Konzerns Uralkali, war am Montag nach Gesprächen mit dem weißrussischen Ministerpräsidenten Michail Mjasnikowitsch am Flughafen in Minsk festgenommen worden. Die Behörden werfen ihm vor, bei der Aufkündigung eines Kali-Konsortiums mit dem weißrussischen Staatskonzern Belaruskali sein Amt missbraucht und das Land geschädigt zu haben.

Baumgertner soll nach Angaben der Behörden zunächst zwei Monate in Untersuchungshaft bleiben. Baumgertners Arrest könne auf Anordnung der ermittelnden Behörden verlängert werden, sagte Pawel Traulko von der weißrussischen Behörde zur Kriminalitätsbekämpfung. Bei einer Verurteilung drohen dem Uralkali-Chef zehn Jahre Haft. Uralkali wies die Vorwürfe zurück.

Das Land wirft den Uralkali-Managern Betrug im Umfang von 100 Millionen US-Dollar (rund 75 Millionen Euro) vor. Die Ermittlungsbehörde der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik prüft nach eigenen Angaben Beschlagnahmungen von Immobilien oder Besitz des Unternehmens.

Russland fordert die Freilassung Baumgertners und hat vor einer Belastung der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken gewarnt. „Es ist unzulässig, eine Person auf dem Rückweg von Gesprächen auf Einladung der weißrussischen Regierung zu verhaften“, sagte Vize-Außenminister Grigori Karassin am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Baumgertners Verhaftung „überschreitet alle Grenzen“, erklärte Russlands Erster Stellvertretender Ministerpräsident Igor Schuwalow bereits am Montag. Ministerpräsident Dmitri Medwedew habe die Regierung angewiesen, die Lage mit Weißrussland zu klären, so Schuwalow. Der Schritt sei „unangebracht” und entspreche nicht partnerschaftlichem Umgang.

Ende Juli hatte Uralkali das langjährige Exportbündnis BPC mit dem weißrussische Bergbau-Konzern Belaruskali aufgekündigt und damit Schockwellen in der Branche ausgelöst, die nun einen harten Preiskampf befürchtet. Uralkali und Belaruskali waren acht Jahre lang Partner im Joint Venture BPC, das für 43 Prozent der weltweiten Kali-Exporte steht. Für Weißrussland ist das Ende der Allianz besonders schmerzlich, da Kali einer der wichtigsten Devisenbringer für das Land ist, das von Präsident Alexander Lukaschenko seit 1994 mit harter Hand regiert wird.

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