Kanadischer Schienenfahrzeugbauer Bombardier streicht über 2000 Jobs in Deutschland

Der Konzernumbau steht: Bombardier baut massiv Arbeitsplätze ab. Doch der von der Schließung bedrohte Standort Görlitz bleibt wohl erhalten.

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Das Werk in Sachsen soll zum Kompetenzzentrum für die Produktion von Wagenkästen für Züge, U-Bahnen und Straßenbahnen ausgebaut werden. Quelle: dpa

Düsseldorf Nach fast zwei Jahren Streit und Verhandlungen steht nun der Umbauplan für den Schienenfahrzeugbauer Bombardier in Deutschland. Konzern, Betriebsräte und IG-Metall haben sich geeinigt.

Das gaben Gewerkschaft und Bombardier am Rande einer Aufsichtsratssitzung der Bombardier Transportation GmbH in Berlin bekannt. Neben dem Interessenausgleich sind jetzt auch ein Sozialplan und Freiwilligenprogramm beschlossen.

Allerdings fallen beim Konzernumbau Arbeitsplätze weg: „Das vereinbarte Freiwilligenprogramm, das einen maximalen Personalabbau von bis zu 1513 Beschäftigten vorsieht, war angesichts der wirtschaftlichen Lage der Bombardier Transportation Deutschland nicht zu vermeiden“, sagte Olivier Höbel, IG Metall Bezirksleiter Berlin-Brandenburg-Sachsen am Mittwoch.

Insgesamt fallen 2200 Arbeitsplätze bei Bombardier in Deutschland weg. Davon sind allerdings etwa ein Drittel durch Leiharbeiter besetzt. Doch bis Ende 2019 habe man einen Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen durchgesetzt. Zudem solle der Arbeitsplatzabbau sozialverträglich umgesetzt werden.

Eine Lösung deutet sich auch für den von der Schließung bedrohten Standort Görlitz, der durch den geplanten Rückzug von Siemens ohnehin schwer getroffen ist. Statt es zu schließen soll das Werk verkauft werden.

Suche nach Partnern

Dafür ist Bombardier nach Angaben von Deutschlandchef Michael Fohrer auf der Suche nach „seriösen Partnern“, die das Werk im Sinne der Vereinbarung mit den Arbeitnehmern führen. Derzeit gebe es aber keine Verhandlungen, geschweige denn Beschlüsse.

Doch die Arbeitnehmer feiern den Kompromiss als Erfolg: „Die ursprünglichen Pläne des Unternehmens, Standorte zu schließen und Beschäftigte zu entlassen, konnte nur durch den gemeinsamen Widerstand aller Belegschaften verhindert werden“, sagte IG-Metall-Funktionär Höbel.

Tatsächlich prüfte Bombardier früheren Sanierungsplanungen zufolge wesentlich massivere Einschnitte. Im Herbst 2016 gab der kanadische Konzern, dessen Bahntechnik-Zentrale in Berlin angesiedelt ist, bekannt, weltweit 5000 Arbeitsplätze streichen zu wollen.

2500 hätten es allein in Deutschland werden können, wo Bombardier damals noch 8400 Mitarbeiter beschäftigte aber seit Jahren nur Verluste einfuhr. Diese Pläne hatten erheblichen Wirbel ausgelöst. Unter anderem schaltete sich der damalige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ein.

Konkurrenzfähig bis 2020

Bis Ende 2020 soll die Umsetzung der Neuausrichtung laut Bombardier-Manager Fohrer abgeschlossen sein. Dann sei das Unternehmen in Deutschland effizienter und wettbewerbsfähiger und damit auch „zurück in der Erfolgsspur“.

Kern des Planes ist die Spezialisierung der einzelnen Standorte. Nach Angaben des Konzerns wird am Standort Bautzen die Serienproduktion von Voll- und U-Bahnen wie auch Straßenbahnen ausgebaut. Hier werden rund 30 Millionen Euro investiert, zum Beispiel in eine neue digitale Produktionshalle und ein Testcenter.

Görlitz wird zum so genannten Kompetenzzentrum für die Produktion von Wagenkästen in Aluminium und Stahl für Voll- und U-Bahnen sowie künftig auch Straßenbahnen spezialisiert. Bombardier will acht Millionen Euro investieren.

Das Werk Hennigsdorf nördlich von Berlin soll zum Bombardier-Entwicklungszentrum umgebaut werden. Hier werden auch die Fahrzeuge in Betrieb genommen. Das größte Werk im Deutschlandverbund mit etwa 2500 Beschäftigten soll zwar weiter Produktionsstandort bleiben, allerdings werde der Umfang der Produktion reduziert, hieß es am Mittwoch.

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