Kenia und Ruanda Volkswagen entdeckt Afrika

Der VW-Konzern hat neue Geschäfte in Afrika im Visier: Volkswagen-Markenchef Herbert Diess eröffnet am Mittwoch eine Fertigung in Kenia, auch für Ruanda gibt es Pläne. Für Autobauer ist der Markt lukrativ.

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Ein VW Polo in der Autostadt in Wolfsburg: Das Modell wird künftig auch in einer kleinen Fertigungsstätte in Kenia produziert. Quelle: dpa

Düsseldorf Trotz Dieselkrise und weltweitem Stellenabbau versucht sich Volkswagen an einem neuem und bislang wenig entwickelten Markt. Der Wolfsburger Autokonzern entdeckt jetzt Afrika: Volkswagen-Markenchef Herbert Diess eröffnet am heutigen Mittwoch in der Nähe der kenianischen Hauptstadt Nairobi eine neue Produktionsstätte. Danach geht es nach Ruanda weiter: Dort soll ebenfalls eine lokale Fertigung aufgebaut werden.

Volkswagen beginnt zunächst mit einer kleinen Fertigung in Kenia. In Thika unweit von Nairobi sollen jährlich etwa 5000 Kleinwagen vom Typ Polo Vivo montiert werden. Die Autos kommen als Bausätze („Completely knocked down“, CKD) aus einem südafrikanischen VW-Werk, werden nach Kenia geliefert und dort zusammengesetzt. Die Montage solcher Bausätze ist die Basis für eine eventuell später ausgebaute Produktion.

Nicht nur Volkswagen, sondern für die gesamte Branche ist eine CKD-Fertigung ein typischer erster Schritt, bevor eine größere Investitionsentscheidung ansteht. VW arbeitet in Kenia zunächst mit dem lokalen Partner Kenya Vehicle Manufacturers zusammen. Die Investitionskosten bleiben für Volkswagen dadurch in dieser Phase gering.

VW-Markenchef Herbert Diess ist am Mittwoch zur Eröffnung der Fabrik nach Nairobi gereist, wie der Konzern in Wolfsburg bestätigte. Für das afrikanische Land mit wenig eigener Industrie ist das ein wichtiger Tag: An der Eröffnung in Thika nimmt auch der kenianische Staatspräsident Uhuru Kenyatta teil.

„Offensichtlich verfolgen wir die richtige Ansiedlungspolitik für neue Industrien“, sagte der kenianische Präsident vor der Eröffnung der VW-Produktion. Kenia ist für Volkswagen kein völlig unbekanntes Terrain: Bis in die 70er-Jahre hinein hat das Wolfsburger Unternehmen dort auch schon den Käfer produziert und kehrt mit der kleinen Polo-Fertigung zurück.

In Kenia trifft Volkswagen auf bekannte Konkurrenten: Vor allem japanische Hersteller wie Toyota und Mitsubishi unterhalten dort bereits eine eigene Produktion. In Kenia, einem Land mit etwa 45 Millionen Einwohnern, muss sich das Geschäft mit Neuwagen erst noch entwickeln. Wegen der geringen Kaufkraft dominiert dort heute noch der Verkauf von importierten Gebrauchtwagen, etwa aus der Golf-Region. Gebrauchtwagen dominieren das Fahrzeuggeschäft in Kenia mit einem Anteil von 80 Prozent.


Expansion in Afrika möglich

Sollte sich die Polo-Produktion in Kenia erfolgreich entwickeln, hat Volkswagen Pläne für einen weiteren Ausbau in der Schublade. Möglich wäre dort auch die Produktion weiterer Modelle, wie etwa des Passats und des SUV Tiguan, wie ein Sprecher der kenianischen Regierung in Nairobi bestätigte. Volkswagen errichtet in Kenia zudem ein Trainingscenter, um die Mitarbeiter vor Ort für deutsche Produktionstechnik auszubilden.

Nicht ganz so weit wie in Kenia ist die Marke Volkswagen in Ruanda, dem Kleinstaat in Zentralafrika. VW-Markenchef Herbert Diess reist noch am Mittwoch von Kenia aus in die ruandische Hauptstadt Kigali weiter. Volkswagens wird dort mit Regierungsvertretern ein sogenanntes „Memorandum of Understanding“ unterzeichnen. Ähnlich wie in Kenia soll auch in Ruanda eine erste kleinere Fertigung von Volkswagen entstehen. Ebenfalls wie in Kenia übernimmt den Aufbau dieser Produktion die südafrikanische Tochter des Wolfsburger Konzerns.

Volkswagen ist in Afrika bislang nur in Südafrika mit größeren Werken vertreten. Außerdem gibt es in Nigeria eine weitere kleinere Fertigung. Mit den Projekten in Kenia und in Ruanda nimmt der Konzern einen neuen Anlauf in Afrika. VW verspricht sich davon neue dauerhafte Wachstumschancen.

Auch in Afrika steigt die Nachfrage nach Autos. Bei wachsenden Bevölkerungszahlen entsteht eine Mittelschicht, die sich den Kauf eines Fahrzeugs leisten kann. „Wir bringen den erfolgreichen Polo Vivo aus Südafrika nach Kenia, um das enorme Wachstumspotenzial des afrikanischen Automobilmarktes zu nutzen und an dessen positiver Entwicklung teilzuhaben“, sagte VW-Südafrika-Chef Thomas Schäfer bei der Unterzeichnung der Verträge für Kenia. Mit diesem Schritt stärke VW die Stellung der Marke in Afrika. Außerdem mache das Unternehmen einen wichtigen Schritt, „um unser Engagement in dieser Region auszubauen".

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