Klage in Kalifornien Tesla wehrt sich gegen Rassismusvorwürfe eines Mitarbeiters

Ein ehemaliger Angestellter verklagt den Elektropionier, weil er in den Werkshallen rassistisch beleidigt worden sei. Tesla widerspricht dieser Darstellung energisch – und will sich juristisch wehren.

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Das Unternehmen wirft dem Anwalt des Klägers vor, über Medien Druck aufzubauen, um so hohe Vergleiche für Mandanten zu erzielen. Quelle: Reuters

Fremont Als wären Produktionsprobleme mit dem Fahrzeug „Model 3“ nicht genug, hat der Elektroautohersteller Tesla in seiner Heimat nun auch noch mit Rassismusvorwürfen zu kämpfen. Die Produktion von Tesla sei eine „Brutstätte für rassistisches Verhalten“, heißt es in einer Klage eines afroamerikanischen Angestellten gegen den Branchenpionier, die derzeit vor einem kalifornischen Gericht in Alameda County verhandelt wird. Schwarze Mitarbeiter seien permanenten und ernsthaften Belästigungen ausgesetzt.

Der klagende Ex-Mitarbeiter hatte von April bis Oktober im Tesla-Werk Fremont gearbeitet. Während seiner Schichten sei er von anderen Mitarbeitern und Vorgesetzten regelmäßig mit dem Wort „Nigger“ und anderen rassistischen Schimpfwörtern beleidigt worden. Nach Aussage des Mitarbeiters sei er Ende Oktober entlassen worden, weil ihm – so wörtlich – „die positive Einstellung fehle“.

Der Elektropionier selbst widerspricht im hauseigenen Unternehmensblog. Tesla sei „absolut gegen jede Form der Diskriminierung, Belästigung oder unfaire Behandlung“. Man untersuche entsprechende Vorwürfe sehr ernsthaft. Jeder Mitarbeiter sei verpflichtet, an Anti-Diskriminierungskursen teilzunehmen.

In der Beschwerde heißt es hingegen: „Auch wenn Tesla eine wegweisende Firma an vorderster Front der Elektroauto-Revolution ist, gleichen die Produktionsbedingungen im Tesla-Werk einer Zeit, in der es noch nicht durch Bürgerrechte verboten war, rassistisch zu diskriminieren.“ Er selbst habe Tesla-Chef Elon Musk in einer Mail über die Diskriminierung informiert. Der Ex-Mitarbeiter sagt, sei er kein Einzelfall gewesen. Mehr als hundert afroamerikanische Mitarbeiter seien diskriminiert worden. Er klage im Interesse dieser Angestellten und verlange eine finanzielle Entschädigung für die Diskriminierung.

In seiner Stellungnahme erläutert Tesla weitere Details die zur Klage geführt haben könnten. Im Werk Fremont sei es zu einem Konflikt zwischen afroamerikanischen und hispanischen Mitarbeitern gekommen. Dabei sei es zu gegenseitigen rassistischen Beleidigungen gekommen. Man habe die Vorfälle umgehend untersucht und sich von drei beteiligten Mitarbeitern getrennt.  

„Es ist nicht erlaubt, sich wie ein Idiot zu verhalten“

In mehreren Punkten entgegnet Tesla der Darstellung des Ex-Mitarbeiters energisch. Die Zahl der angeblich betroffenen Mitarbeiter sei durch Fakten nicht gedeckt. Auch der Kläger sei nicht direkt bei Tesla angestellt gewesen, sondern über eine Zeitarbeitsfirma ins Werk gekommen. Sein Vertrag sei von vornherein auf sechs Monate befristet gewesen und dann ausgelaufen. Er sei nicht gekündigt worden.

Auch den Anwalt des Klägers, Larry Organ von der California Civil Rights Law Group, kritisiert Tesla: Der Rechtsbeistand des klagenden Mitarbeiters sei dafür bekannt, mit haltlosen Klagen über die Medien einen hohen Druck auf Unternehmen aufzubauen, damit diese teure Vergleiche schließen. Tesla, heißt es weiter, werde lieber zehnmal so viel für Gerichtskosten ausgeben als diesen Missbrauch des Rechtssystems zu akzeptieren.

Und auch zur Stimmung in den Werkshallen nimmt das Unternehmen Stellung. Darin heißt es: „Being a jerk is not allowed“ („Es ist nicht erlaubt, sich wie ein Idiot zu verhalten“). Die Mitarbeiter sollten gerne zur Arbeit kommen, niemand solle sich ausgeschlossen oder unfair behandelt fühlen. Doch man sei auch nicht bereit, einen Mitarbeiter für einmalige Ausrutscher für immer zu bestrafen. Eine ehrliche Entschuldigung müsse man annehmen.

Am Standort Fremont beschäftigt Tesla derzeit etwa 10.000 Mitarbeiter. Wie hoch der Anteil afroamerikanischer oder hispanischer Mitarbeiter ist, veröffentlich das Unternehmen nicht. Zuletzt hatte Tesla 700 Mitarbeiter gefeuert, weil deren Arbeitsergebnisse nicht den Vorstellungen des Unternehmens entsprochen hätten.

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