Wird Ihr Sohn oder Ihre Tochter einmal in Ihre Fußstapfen treten und eine Top-Position bei Knorr-Bremse bekleiden?
Meine Tochter fühlt sich in ihrer Position wohl und kann ihre Rolle als Mutter damit gut vereinbaren. Mein Sohn ist auf gutem Weg. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er es in den Vorstand schafft. Aber das hängt einzig und allein von seiner Leistung ab und ist zurzeit kein Thema.
Sie sind 72 Jahre alt. Wann wollen Sie sich bei Knorr-Bremse zurückziehen?
Solange ich das gesundheitlich kann, habe ich nicht die Absicht, mich ins Privatleben zurückzuziehen. Ich sehe mich als jemanden, der viel mehr ist als ein Chefkontrolleur. Ich verbringe 90 Prozent meiner Zeit mit Arbeit für Knorr-Bremse. Oft nehme ich auf Wunsch der Führungskräfte an Gesprächen mit Kunden teil oder führe sie auch alleine. Und ich besuche regelmäßig unsere Standorte in der ganzen Welt. Ein herkömmlicher Aufsichtsratschef würde nur einen Bruchteil seiner Zeit für ein Unternehmen aufbringen können.
Gefällt Ihnen, dass Ihr Nutzfahrzeugchef Klaus Deller eventuell Chef des Wälzlagerherstellers Schaeffler werden soll?
Die Sache ist im Fluss. Herr Deller hat in seinen viereinhalb Jahren bei Knorr-Bremse gewaltig an Format gewonnen, auch weil ich ihn sehr gefördert habe. Sein Vertrag läuft noch bis 2015. Wenn er die große Chance bei Schaeffler bekommt, werde ich ihn nicht blockieren. Ich habe ihn deswegen nicht auf den Chefsessel bei Knorr-Bremse gehoben, weil ich dort einen Eisenbahnkenner brauche. Den habe ich im März dieses Jahres mit Michael Buscher gefunden, der zuvor bei dem Schweizer Maschinenbauer Oerlikon und dem kanadischen Eisenbahnbauer Bombardier sehr erfolgreich gearbeitet hat.
Was macht ein Superreicher wie Sie mit seinem vielen Geld?
Ich bin Unternehmer und muss für schlechte Zeiten vorsorgen. Was auch immer passiert, ich möchte nie am Tropf der Banken hängen. Und ich möchte weiter unternehmerisch aktiv sein. Dabei ist Vossloh nur eine meiner Aktivitäten. Die wichtigsten anderen sind zwei private landwirtschaftliche Projekte: eine Rinderzucht in Uruguay mit rund 8500 Tieren und eine Mangoplantage mit 350.000 Bäumen und 600 Festangestellten in Hoedspruit im Nordosten Südafrikas.
Warum wird ein Bremsenhersteller Mangofarmer?
Das entspringt einer ausgeprägten Neigung für Landwirtschaft. Ich bin ein Flüchtlingskind. Meine Mutter ist mit meiner kleinen Schwester, meinem großen Bruder und mir mit Kinderwagen und Handkarren wochenlang auf der Landstraße aus Ostdeutschland geflohen, als die Russen kamen. Da mussten wir hungern und waren auf die Hilfe von Landwirten angewiesen. Ich habe gelernt, in harten Zeiten zu überleben. Das ist ein wesentlicher Treiber für meine Art zu arbeiten. Ich verlasse mich stark auf mich selbst und meine Durchsetzungsfähigkeit, aber ich verlange nichts Unangemessenes. Ich bin fair im Umgang mit anderen, möchte aber ebenso behandelt werden.
Solche Charakterzüge erwarten Sie auch von Ihren Vorständen?
Sie finden heute überall gut ausgebildete Kräfte. Aber finden Sie mal solche, die dazu noch ein starkes Persönlichkeitsprofil haben und Leadership praktizieren, die sich durchsetzen können und trotzdem die Mitarbeiter, ohne die sie ja nichts bewegen können, hinter sich bringen. Als Führungskraft geht es auch um andere Dinge als um einen guten Uni-Abschluss. Das lebe ich vor, wenn es sein muss, Tag und Nacht.