Eine tschechische Insel mitten in Berlin: Es gibt Mattoni-Wasser aus Karlsbad und selbstverständlich auch Pilsener Urquell. Doch es geht noch mehr: Sogar Karel Gott, die „goldene Stimme aus Prag“, ist mit Skoda in die deutsche Hauptstadt gekommen. Der tschechische Außenminister ist gerade auf Dienstreise in Potsdam und schaut am Abend auch noch gern im umgebauten Kraftwerk in Berlin-Mitte vorbei. Die tschechische Volkswagen-Tochter Skoda feiert ihr neuestes Auto, Prominenz ist in diesem Fall besonders willkommen.
Zwei Aktionskünstler lassen sich per Stahlseil von der Decke der alten Kraftwerkshalle herab, als die ersten Autos auf die Bühne rollen. Sie kommen von links, von rechts, drehen sich einmal in der Mitte und verschwinden wieder in der Tiefe. Rot, weiß, grau, silber – in vielen Farben ist an diesem Abend der Skoda Kodiaq zu sehen. Dieser SUV – Geländewagen sagt auch bei der tschechischen VW-Tochter schon lange niemand mehr – steht für den neuen Stolz bei Skoda, und vielleicht wird der Kodiaq sogar zum künftigen Flaggschiff der Marke.
„Wir starten ein neues Kapitel“, verkündet Skoda-Chef Bernhard Maier, der erst im vergangenen Herbst nach vielen Jahren bei Porsche den Wechsel in die kleine tschechische Industriestadt Mladá Boleslav nordöstlich von Prag angetreten hatte. Der Kodiaq leitet in der Tat eine wichtige neue Phase ein: Die Volkswagen-Tochter beginnt mit ihrer SUV-Offensive. Berlin passt gut dazu, meint Bernhard Maier, „die Stadt ist jung und dynamisch“. Und wenn die Hauptstadt für die Weltpremiere eines neuen Skoda-Modells ausgewählt wird, dann ist das natürlich auch eine Hommage an den deutschen Eigentümer in Wolfsburg.
SUVs erleben im Moment überall in der Welt eine extrem ausgeprägte Wachstumsphase, ob in den USA, Europa oder China. Skoda kommt da mit seinen Autos gerade recht. Im nächsten Jahr soll das Nachfolgemodell des etwas kleineren Yeti präsentiert werden, in zwei Jahren will Skoda auch einen Mini-SUV auf den Markt bringen. Speziell für das immer wichtiger werdende Geschäft in China will Skoda dann noch zwei zusätzliche SUVs entwickeln. Auch deshalb wird das Vertriebsnetz dort von aktuell 560 Standorten auf 660 bis zum Jahresende ausgebaut.
Die beliebtesten Automarken der Deutschen
Marke: Seat
Absatz 2015: 94.673 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,0 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 1,7 Prozent
Quelle: Kraftfahrtbundesamt (KBA)
Marke: Hyundai
Absatz 2015: 108.434 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 8,6 Prozent
Marke: Renault
Absatz 2015: 110.039 Fahrzeuge
Marktanteil: 3,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,5 Prozent
Marke: Skoda
Absatz 2015: 179.951 Fahrzeuge
Marktanteil: 5,6 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 3,7 Prozent
Marke: Ford
Absatz 2015: 224.579 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,0 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 7,4 Prozent
Marke: Opel
Absatz 2015: 229.352 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,2 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,7 Prozent
Marke: BMW
Absatz 2015: 248.565 Fahrzeuge
Marktanteil: 7,8 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,3 Prozent
Marke: Audi
Absatz 2015: 269.047 Fahrzeuge
Marktanteil: 8,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 3,7 Prozent
Marke: Mercedes
Absatz 2015: 286.883 Fahrzeuge
Marktanteil: 8,9 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 5,3 Prozent
Marke: Volkswagen
Absatz 2015: 685.669 Fahrzeuge
Marktanteil: 21,4 Prozent
Änderung zum Vorjahr: 4,4 Prozent
Der neue Kodiaq kommt wuchtig und bullig daher. Und er ist groß. Bei 4,70 Meter liegt die Gesamtlänge, der vergleichbare Tiguan von VW bringt es auf bescheidene gut 4,40 Meter. Deshalb ist beim Kodiaq auch Platz für eine dritte Sitzreihe, die das Auto gleich in die Nähe eines Van rücken lässt. „Ein Skoda muss immer etwas mehr Auto bieten“, beschreibt Maier den Anspruch seines Unternehmens. Dann darf ein Fahrzeug aus Tschechien eben auch einmal etwas länger als die konzerneigene Konkurrenz aus Wolfsburg werden, auch meist noch zu einem günstigeren Preis.
Wegen der hohen Nachfrage nach den SUVs ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die tschechische Volkswagen-Tochter in den kommenden Jahren mit ihren neuen Modellen noch einmal ordentlich punkten kann. Niemand in Wolfsburg bereut bis heute, dass Volkswagen Skoda im Jahr 1991 übernommen hat. Auch in der VW-Zentrale wird die Tochter aus Tschechien gelobt. „Skoda ist ein Erfolgsmodell“, sagt Konzern-Finanzvorstand Frank Witter, der zugleich auch Aufsichtsratschef von Skoda ist.