Kohleausstieg So verschläft RWE den Strukturwandel

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Auch die Kommunen bremsen den Strukturwandel

RWE weist sämtliche Kritikpunkte strikt zurück. Schließlich sei der Konzern mit 17 Projekten direkt an der Zukunftsagentur Rheinisches Revier beteiligt und unterstütze zudem „Initiativen, um die wirtschaftliche und strukturelle Entwicklung der Regionen voranzubringen“. In den vergangenen Jahren seien so zusammen mit Kommunen „mehrere Millionen Quadratmeter Gewerbeflächen im Revier erschlossen und bereitgestellt“ worden, wodurch laut RWE mehr als 7800 Arbeitsplätze entstehen konnten.

Außerdem gäbe es nicht zuletzt noch keine „Festlegungen zu einem frühzeitigen Kohleausstieg“, macht RWE deutlich, da die Strukturkommission ihre Arbeit „erst unlängst“ aufgenommen habe. „Wir sind zuversichtlich, dass sie zu Lösungen kommt, die den Unternehmen und den Regionen Planungssicherheit bieten werden“, so RWE. Der Konzern habe zudem einen „klaren Fahrplan“ zur Kohlereduktion vorgelegt, „der im Einklang mit den Klimazielen“ stehe. Und seine CO2-Emissionen konnte RWE in den letzten fünf Jahren um 27 Prozent reduzieren.

Dass der Strukturwandel im Rheinischen Revier noch kaum Fahrt aufnehmen will, liegt zudem auch an den Kommunen. Sie sind mit RWE oft enger verbandelt, als es vielleicht gut wäre. Die Agentur Indeland etwa, die von den Nachbargemeinden und dem Kreis Düren geschaffen wurde, um den ehemaligen Tagebau Inden für den Strukturwandel zu organisieren, wird auch von RWE finanziell unterstützt. Auch die „Zukunftsagentur Rheinisches Revier“ erhält von RWE jährlich 70.000 Euro an Spendengelder. Zudem haben Energieversorger und Wasserwerke der Region, wie etwa Rurenergie, in gemeinsame Projekte mit RWE investiert, über das Vehikel „Green Gecco Gmbh“ haben sie gar gemeinsam mit RWE Geld in Windparks in Schottland gesteckt.

Ändern wird sich an dieser Abhängigkeit in näherer Zukunft wohl nicht viel. Und so sind die drei Kreise der Region selbst an RWE beteiligt, ebenso die Stadt Eschweiler. Sollte der Konzern nun früher als geplant aus der Braunkohle aussteigen, müssten sie wohl endgültig auf Dividenden verzichten und Abschreibungen auf ihre Beteiligungen vornehmen. Das hat sie schon in den letzten Jahren Millionen Euro gekostet.
Das „Beharrungsvermögen“ von RWE an verbrennbaren Energieträgern zeigt sich im Rheinischen Revier auch dort, wo RWE Neues schafft. Weil noch immer Dörfer dem Ausbau der Kohlegruben weichen und deren Bewohner umgesiedelt werden müssen, hat RWE etwa den Ort Morschenich-Neu errichten lassen. Dort kann jeder so bauen, wie er will. Nur eines wurde den Bewohnern vertraglich verboten: Der Einsatz von Solar-Panelen auf ihren Dächern. Stattdessen werden die 130 Gebäude von den örtlichen Stadtwerken mit Holzpellets beheizt.

„RWE macht sich selbst zum Auslaufmodell“: Lesen Sie auch die große Premium-Geschichte der WirtschaftsWoche.

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