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Kommentar Die meistgehasste Zahl der Autobranche

Ford will nicht der größte Autobauer der Welt werden - und ist mit diesem Wunsch nicht allein. Keiner will mehr die Nummer Eins der Branche sein. Kein Wunder - aber die neuen Ziele sind auch nicht kleiner.

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Während Ford zumindest in der Autobranche nicht die Nummer Eins werden will, gilt das für die Rally wohl kaum. Hier zählen nur Siege. Quelle: dapd

Gut, dass die Autobranche kein Formel-1-Rennen ist - ansonsten wäre Sebastian Vettel wahrscheinlich nie Weltmeister geworden. Und ein anderer Fahrer auch nicht. Die Automobilindustrie erinnert derzeit nämlich an ein Wettrennen, bei dem zwar alle vorne mitspielen wollen, aber niemand den ersten Platz belegen will - zumindest offiziell.

Gerade erst hat Ford-Chef Alan Mulally erklärt, dass Ford nicht darauf abziele, die Nummer Eins der Welt zu werden. Und er ist nicht allein. Steve Girsky, Vize-Chef von General Motors, verkündete jüngst auf der Autoshow IAA in Frankfurt, dass  es für GM nicht mehr wichtig sei, “ob wir weltweit von Stückzahlen her die Nummer Eins” sind. Nanu, was ist denn da passiert?

Jahrelang konnte man nicht nur in Detroit bei GM, sondern fast schon in der ganzen Autobranche nicht genug von der Zahl Eins bekommen, wollte jeder der großen Autobauer auch gleich der größte der Welt, sprich, die Nummer Eins sein. Die Wettrennen um die Eins waren legendär: General Motors gegen Toyota, USA gegen Japan. “Alte” Autowelt gegen neue. Oder Volkswagen gegen Fiat, Deutschland gegen Italien, Polo gegen Uno.

Wie besoffen pumpten die Konzerne jahrzehntelang Autos in den Markt. Frei nach dem Motto: Produziert ist schon halb verkauft - Hauptsache die Nummer Eins. In ihren Betten zählten die Autobosse nachts keine Schäfchen, sondern Autos - eins nach dem anderen. Aus und vorbei.


Lieber "nur" die besten Autos der Welt bauen

Die Eins, die große Goldmedaille, den großen Preis will heute (fast) niemand mehr haben. Eins? Ich doch nicht. Der koreanische Autobauer Hyundai etwa eilt von Zulassungsrekord zu Zulassungsrekord, aber die Nummer Eins wollen die Koreaner natürlich nicht sein. Ins große Prestige-Duell um die Krone des größten Autobauers der Welt will sich Hyundai nicht einmischen, wie Europa-Chef Allan Rushforth auf der IAA sagte. Angesichts des steten Wachstums wird Hyundai also wohl nichts anderes mehr übrig bleiben, als anstelle der neuen Verkaufsrenner Marke i30 lieber wieder (un)beliebte Klassiker a la Athos oder Lantra aufs Band zu setzen.

Tatsächlich könnte man das ganze Dementi von dem Wettrennen um den Autothron als größten Autobauer der Welt als Understatement, Ablenkungsmanöver und Blendgranaten abtun, wenn, ja wenn da nicht Toyota und General Motors gewesen wären.

Beiden Unternehmen ist die Eins nämlich gar nicht gut bekommen. GM war jahrelang der größte Autobauer der Welt - und landete in der Insolvenz. Toyota wollte und wurde zur neuen Nummer eins - und leidet seitdem unter einem ramponierten Image und vielen hausgemachten Problemen aus der Ära einer hemmungslosen Expansion. Platt, aber wahr: Es ist halt schwieriger an der Spitze zu bleiben, als sie zu erreichen. Kein Wunder also, dass Hyundai nicht mehr von Rekorden spricht, sondern sich lieber ums tägliche Geschäft kümmern will - die Zahlen stimmen dann ohnehin ganz von allein.

Gut nachvollziehbar also, dass Mulally jetzt bei Ford kleinere Brötchen backen will. Absatzrekorde? Nein, danke. Die Amerikaner haben jetzt bescheidenere Ziele und wollen lieber nur die besten Autos in der jeweiligen Klasse bauen und nebenbei noch die Welt verbessern, wie Mulally jetzt verkündete. Wenn’s weiter nichts ist.

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