
Frankfurt Ekkehard Schulz legt seinen Posten als Aufsichtsrat von Thyssen-Krupp nieder. Er zieht damit die Konsequenz aus den milliardenteueren Fehlplanungen, von denen das neue Stahlwerk in Brasilien belastet wird.
Mit seinem Rückzug beweist der inzwischen 70-Jährige einmal mehr, dass er den Namen „Eiserner Ekki“ zu Recht trägt. Dieses Mal ist er hart zu sich selbst. Denn mit dem Rückzug verlässt Schulz sein Lebenswerk. Seit dem Jahr 1972 hat er für das Unternehmen gearbeitet. Zunächst für die Vorläufergesellschaft Thyssen, dann ab 1999 als Vorstandsvorsitzender der neu formierten Thyssen-Krupp AG.
In dem fusionierten Konglomerat nahm Schulz die Rolle eines Integrators ein. Unermüdlich arbeitete er gegen Vorbehalte auf beiden Seiten der Vorläufergesellschaften. Es ist sein Verdienst, dass die Thyssen-Mitarbeiter in dem von Krupp dominierten Konzern ein Zuhause fanden. Dies war entscheidend, andernfalls hätte die Fusion kein Erfolg werden können.
Durch seine Gradlinigkeit und Verlässlichkeit arbeitete sich Schulz in den engsten Kreis um Berthold Beitz vor. Er genoss das Vertrauen des Vorsitzenden der Krupp-Stiftung, der trotz seiner 98 Jahre noch immer gut über die Vorgänge im Konzern informiert ist.
Wer so nah an der Macht ist, der muss besonders integer sein. Aufsichtsratschef Gerhard Cromme ist sich dessen bewusst, er hält seine Weste rein. Schulz mag sich selbst keine Verfehlung anlasten, aber dass es welche gegeben hat, kann keiner bestreiten.
Der Beleg dafür sind die 2,1 Milliarden Euro, die Schulz’ Nachfolger Heinrich Hiesinger auf das Projekt abschreiben musste. Die Fehlplanungen in Südamerika hat schon drei Vorständen das Amt gekostet, sie alle trugen nur Teilschuld.
Dass Ekkehard Schulz die Schuld bei seinem Rücktritt von sich weist, ist unerheblich. Wichtiger ist, dass er seinem Arbeitgeber einen letzten Dienst erweist. Die Kritik an dem Stahlprojekt in Brasilien dürfte nun schwinden. Schulz verschafft dem Unternehmen und seinem Nachfolger Hiesinger Luft für einen Neustart.