K+S Rivale aus Kanada greift Dax-Konzern an

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Potash will sich besser gegen Uralkali und Belaruskali aufstellen

Hauptmotor hinter dem Konsolidierungstrend ist das Bestreben, Größenvorteile in einem langfristig attraktiven Wachstumsmarkt aufzubauen. Bereits 2010 hatte die russische Uralkali für rund acht Milliarden Dollar die ebenfalls russische Silvinit übernommen und sich an die Spitze des Weltmarkts gesetzt.

Für den einstigen Marktführer Potash dürfte es vor allem darum gehen, seine Position gegenüber den Branchenführern Uralkali und Belaruskali im rund 20 Milliarden Dollar schweren Kalimarkt zu stärken. Besonders interessant ist K+S für Potash auch wegen der K+S-Investitionen in der kanadischen Provinz Saskatchewan, wo die Deutschen eine neue Kalistätte erschließen. K+S investiert rund 4,1 Milliarden kanadische Dollar in das Projekt, das im Sommer 2016 seinen Betrieb aufnehmen soll.

Bislang baut K+S ausschließlich in seinen Bergwerken in Deutschland ab. Der Abbau unter Tage ist deutlich teuer als das in Kanada angewandte Verfahren, bei dem der Rohstoff aus der Erde hochgespült wird. In Unternehmenskreisen gibt es Befürchtungen, dass im Falle einer Übernahme von Potash die Förderung in Deutschland nicht mehr attraktiv genug sein könnte für den kanadischen Konzern, zumal der Markt mit Überkapazitäten kämpft. Potash könnte zusätzliche Synergien erzielen, indem der Konzern Mengen aus dem Markt nimmt, was die Preis treiben könnte.

Neben dem Hauptarbeitsgebiet Kalium und Magnesiumdünger ist K+S auch im Salzgeschäft stark vertreten. Potash ist mit umgerechnet rund 5,4 Milliarden Euro Umsatz um knapp die Hälfte größer als K+S und mit rund 1,8 Milliarden Euro Betriebsgewinn mehr als doppelt so profitabel. Mit einer Nettoverschuldung von umgerechnet rund drei Milliarden Euro ist der kanadische Konzern zwar nicht optimal auf eine Großakquisition vorbereitet. Eine Finanzierung dürfte angesichts seiner hohen operativen Finanzkraft aber kein großes Problem darstellen. Außerdem hätte Potash die Option, zur Finanzierung des Deals die K+S-Salzsparte zu verkaufen.

Der Weltkalimarkt war 2013 massiv unter Druck geraten, nachdem Marktführer Uralkali überraschend sein Exportbündnis mit dem weißrussischen Wettbewerber Belaruskali aufkündigt. Als Folge sinkender Kalipreise ist der Umsatz von K+S auch 2014 noch um drei Prozent auf 3,82 Milliarden Euro geschrumpft.

Das operative Ergebnis sank leicht auf 641 Millionen Euro, soll 2015 aber wieder deutlich zulegen. „Wir haben keine Glaskugel, die uns den Blick in die Zukunft gewährt. Aber wir können uns auf die Zukunft vorbereiten. Wir senken die Kosten, wir verbessern unsere Organisation – und wir steigern die Effizienz in Produktion, Verwaltung und Vertrieb“, kündigte K+S-Chef Steiner auf der Hauptversammlung an. Damit hat sich K+S auch attraktiv für die Kanadier gemacht. Denn auch Potash hat unter der Kalikrise gelitten. Während die Aktie von K+S seit Jahresanfang vom günstigen Eurokurs profitierte, gerieten die Titel von Potash unter Druck.

Potash wird übrigens seit Mitte vergangenen Jahres von dem deutschen Jochen E. Tilk geführt, der in Aachen Bergbauwissenschaften studierte und vor seinem Einstieg bei Potash lange Jahre beim kanadischen Bergbauunternehmen Inmet arbeitete. Tilk könnte eine gelungene Übernahme für seinen Managementerfolg gut gebrauchen. „Potash braucht K+S, K+S braucht Potash nicht“, meint eine unternehmensnahe Person. Das spricht dafür, dass sich das 125 Jahre alte deutsche Unternehmen nicht so einfach in fremde Hände begibt.

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