KTG Agrar Kraut und Rüben beim Agrarkonzern

Das Insolvenzverfahren über KTG Agrar ist eröffnet. Auf Rückzahlung des Geldes können die Anleger kaum hoffen. Gegen den früheren Vorstandschef Hofreiter und weitere Manager ermittelt nun die Staatsanwaltschaft

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Siegfried Hofreiter Quelle: Werner Schüring für WirtschaftsWoche

Siegfried Hofreiter liebte den großen Auftritt. Vorzugsweise im firmeneigenen Helikopter flog der Gründer des Ackerbaukonzerns KTG Agrar über Feld und Flur. 1,5 Millionen Euro soll das Fluggerät im vergangenen Jahr gekostet haben, berichten Insider. Eine stolze Summe für ein chronisch klammes Unternehmen, das im Juli schließlich Insolvenz anmeldete. Auch sonst lief in Hofreiters börsennotierter Landwirtschaft einiges aus dem Ruder. „Die Kostenstruktur im Unternehmen war unangemessen hoch“, sagt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.

In der Buchhaltung hätten wichtige Unterlagen gefehlt. Im Klartext: Kraut und Rüben statt professioneller Strukturen. Für Hofreiters Unternehmensführung interessiert sich nach Informationen der WirtschaftsWoche jetzt auch die Hamburger Staatsanwaltschaft.
Gegen Hofreiter und vier weitere Manager werde ermittelt, sagte eine Sprecherin. Sie stehen im Verdacht, die wirtschaftliche Lage des Unternehmens falsch dargestellt und damit gegen das Aktiengesetz verstoßen zu haben. Hofreiter verweist auf die Unschuldsvermutung, will sich zu konkreten Vorwürfen aber nicht äußern. Dabei hätte der Ackerpleitier einiges zu erklären.

So vergab sein Konzern millionenschwere Darlehen an externe Unternehmen und Beteiligungen, zum Teil mit Strohleuten als Geschäftsführern. Insolvenzverwalter Denkhaus geht davon aus, dass die Darlehen nicht zurückgezahlt werden. „Die in der Bilanz ausgewiesenen Forderungen gegenüber Dritten in Höhe von 169 Millionen Euro müssen wohl komplett abgeschrieben werden“, so Denkhaus. Er will nun Haftungsansprüche gegen Vorstand und Aufsichtsrat prüfen.

Für die Gläubiger des insolventen Agrarunternehmens gibt es derweil schlechte Nachrichten. Nach Angaben des Sachwalters können sie kaum auf Rückzahlung ihres Geldes hoffen. Es sei absehbar, dass die Insolvenzquote für die Gläubiger äußerst gering ausfallen werde, eine Höhe sei derzeit nicht zu prognostizieren, teilte KTG-Sachwalter Stefan Denkhaus am Donnerstag in Hamburg mit. Anleihegläubiger hätten Forderungen von rund 342 Millionen Euro, ihre Zahl schätzte der Sachwalter auf mindestens 10 000.

Das Unternehmen ist nach Angaben des Hamburger Anwalts mit 394 Millionen Euro überschuldet. Das Insolvenzverfahren wurde am Donnerstag eröffnet. Es sei Eigenverwaltung angeordnet worden, teilte Denkhaus mit. Es gebe einen Abschreibungsbedarf bei Beteiligungen und Forderungen von insgesamt fast 400 Millionen Euro.

von Mario Brück, Henryk Hielscher, Annina Reimann, Cordula Tutt

Mit Material von dpa

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